Meinungen zur geplanten Transparenz bei Krankenhäusern
Karl Lauterbach hat den Plan, dass Krankenhäuser in Zukunft transparent machen müssen, welche Expertise sie in welchem Bereich haben. Konkret sollen Patienten zum Beispiel einsehen können, wie häufig eine bestimmte OP durchgeführt wird, wie viele Komplikationen es gab und welche Ärzte und Krankenschwestern in bestimmten Bereichen arbeiten.
Wie findet ihr diese geplante Reform? Haltet ihr das für gut oder findet ihr, dass der Arbeitsaufwand für die Krankenhäuser, die Daten aktuell zu halten, zu groß ist?
Viele Krankenhäuser verfügen heute bereits über eine eigene Internetpräsenz, in der sie auf ihre Schwerpunktthemen im Therapiebereich hinweisen. Diese per Internet aufrufbare Daten sind zwar anonymisiert und relativ allgemein gehalten, zeigen aber zum Beispiel wieviel Operationen in welchem Bereich pro Zeiteinheit dort gemacht worden sind.
Einen großen Aufwand zur Aktualisierung und weiteren Auffächerung der Daten erforderte es also nicht. Was aber viel stärker als Gegenargument ins Gewicht fällt, ist die Konkurrenzsituation, die mit derartigen Informationen erst so richtig heraufbeschworen werden würde.
Hat ein Patient die Wahl bei einer Operation, in welcher Klinik er diese durchführen lassen möchte, wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gerade diese Klinik aussuchen, bei denen die meisten gescheiterten Operationen publiziert werden. Und das führte dann zu einem immer schlechter werdenden Score dieser Klinik, allein aus der Tatsache heraus, dass immer weniger Operationen ausgeführt würden, und die Mindestzahl nicht erreicht würde.
Dann ist die momentane Situation überhaupt nicht dergestalt, dass ein Patient immer die Wahl hätte. Im Gegenteil, bei nicht lebenswichtigen Operationen zum Beispiel im Orthopädiebereich kommt er auf eine Warteliste und muss mit dem Krankenhaus Vorlieb nehmen, dass gerade nächstliegende Termine frei hat. Und das hängt dann auch noch von der jeweiligen Gegend ab, in der er wohnt.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich das finde. Es erschwert unter Umständen eine sofortige Behandlung, denn wenn ein Krankenhaus nicht die nötige Qualifikation besitzt, wird man weiter geschickt und verschwendet möglicherweise wichtige Zeit.
Dann habe ich einen Fachvortrag eines Mediziners gehört, welcher mir durchaus die Augen geöffnet hat. In seinem Vortrag erzählte er, als Professor eines Kompetenzzentrums, davon, wie viele "verpfuschte" Versuche einer Behandlung er wieder richten mussten. Falls sie denn noch zu retten waren, denn die Quote war 50:50. Er sagte, wären diese gleich zu ihm gekommen, ohne Experimente, ohne gescheiterte OP´s, dann hätte man viel mehr Leben retten können. Er verfügt über das notwendige Wissen und die notwendige Expertise, andere Krankenhäuser eben nicht.
Und weil es für jede OP eben ordentlich Geld gibt, operiert man. Auch dann, wenn man eigentlich keine Ahnung hat und die Operation eher experimenteller Natur ist.
Hat ein Patient nun Einsicht, wird er sich für ein entsprechendes Kompetenzzentrum entscheiden, was ihn mit seiner Erkrankung am besten behandeln kann. Die Aussicht auf Erfolg ist viel höher und mit jeder gelungenen Operation wächst das Wissen der Operateure und Beteiligten.
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