Wo zieht ihr bei Hilfe die Grenzen?
Es kommt immer mal vor, dass jemand Hilfe braucht und vielleicht direkt auf einen zukommt und darum bittet. Sicherlich kommt es auch auf die Art Hilfe an, ob man dann zustimmt oder eher ablehnt. Ich habe leider in der Vergangenheit schon mal schlechte Erfahrungen gemacht und bin da nun doch ein gebranntes Kind. Ich würde daher schon unterscheiden, wer denn um Hilfe bittet.
Bei einem Freund ist es so, dass sich eine langjährige Bekannte gemeldet hat. Sie hatten jahrelang keinen Kontakt und sind zufällig wieder aufeinander getroffen. Sie hat zwei Kinder und ist mit einem Ausländer verheiratet. Mit diesem hat sie große Probleme und wurde schon von ihm bedroht und er drohte auch damit die Kinder zu entführen. Beim Gericht oder der Polizei war sie wohl schon. Nun meint die Freundin meines Freundes, dass sie doch möchte, dass ihr Freund sich da raushält und nicht hineinziehen lässt. Sie möchte da keinen Ärger haben und meint, dass Hilfe auch irgendwo Grenzen haben muss.
Wo zieht ihr bei Hilfe die Grenzen? Wart ihr schon in einer Situation bei der ihr abgelehnt habt, jemanden zu helfen? Findet ihr das durchaus human und in Ordnung? Oder geht es für euch gar nicht, dass man die Bitte um Hilfe abschlägt?
Um welche Hilfe geht es denn nun eigentlich? Kommt da noch ein zweiter Teil? Bisher fragte weder die Bekannte um Hilfe, noch bot der Bekannte und seine Hilfe an. Ich las das nun schon dreimal und finde einfach die Stelle nicht, wo es konkret um Hilfe zwischen Bekannter und Bekannten gehen soll.
Und wenn die Freundin sagt, dass Hilfe irgendwo Grenzen hat, meint sie sicher, dass ihre Hilfsbereitschaft begrenzt wäre. Das ergäbe dann wenigstens etwas Sinn. Der Bekannten sei gesagt, wenn sie in echter Gefahr ist und die Kinder auch, kann sie sich an ein Frauenhaus wenden.
Auch ist es wichtig, den polizeilichen Notruf zu wählen, wenn der gewalttätige Gatte ausrastet. Denn die Polizei hat das Recht, den Störer aus der Wohnung zu weisen. Ich helfe, wo ich helfen kann, wenn ich darum gebeten werde. Die Hilfe muss eben im Rahmen meiner Möglichkeiten liegen.
Also ein Päckchen für andere annehmen oder mal beim Nachbarn die Blumen zu gießen, wäre durchaus im Rahmen meiner Möglichkeiten. So etwas erledige ich gern schon deshalb, weil ich gern hilfsbereit bin. Anderen einen Gefallen zu tun, bereitet mir halt Freude.
Meiner Ansicht nach gibt es zwei Grenzen, was Hilfe angeht. Erstens sollte man niemandem helfen, der nicht um Hilfe gebeten hat. Ich halte nichts davon, dass man sich ungefragt in anderer Menschen Angelegenheiten einmischt und finde das eher befremdlich, dreist und unverschämt, wenn man es doch macht. Im oben genannten Beispiel wurde ja auch nicht konkret um Hilfe gebeten. Warum sollte man sich also einmischen (wollen)? Hat man sonst nichts zu tun und zu viel Langeweile?
Zweitens finde ich, dass es eine Grenze darstellt, wenn man merkt, dass man selbst nicht dazu in der Lage wäre zu helfen. Ich habe vor Monaten einer Bekannten zugesagt, ihr zu helfen bei etwas, wobei sich aber inzwischen einige Entwicklungen ergeben haben, dass ich körperlich und geistig so schon ausgelastet genug bin und es daher gar nicht schaffe, mich noch um ihre Belange zu kümmern, ohne selbst dadurch auszubrennen.
Ich brauche auch mal eine Pause und kann nicht immer allzeit bereit sein für die halbe Welt. Dabei würde ich selbst ja zu kurz kommen. Ich habe ihr das sachlich erklärt und mich dafür entschuldigt, dass ich diese Faktoren damals nicht habe kommen sehen und dass ich mich nicht dazu in der Lage sehe, ihr noch helfen zu können, auch wenn ich es gerne tun würde. Mehr kann ich auch nicht tun.
Wie jedes menschliche Wesen habe ich auch meine zeitlichen, körperlichen und geistigen Ressourcen, die auch nicht unerschöpflich sind. Wenn ich merke, dass eine kritische Grenze erreicht ist, helfe ich auch nicht, sondern werde egoistisch. Habe ja wohl keine andere Wahl dann, wenn ich kein Burnout oder sonstige gesundheitliche Probleme riskieren möchte.
Ich verstehe in der Geschichte auch nicht, wie dein Freund seiner Bekannten nun eigentlich helfen sollte. Nach einer konkreten Hilfe wurde scheinbar doch gar nicht gefragt, oder ist das doch so? Ich würde allgemein schon sagen, dass es Grenzen meiner Hilfsbereitschaft gibt. Wenn ich die Hilfe einfach nicht gut leisten kann oder mich gar in Gefahr begeben müsste, um zu helfen, dann würde ich es schon ablehnen, wenn mich jemand um Hilfe bitten würde.
Mir geht Hilfe zu weit, wenn sich jemand nur auf mich verlässt, obwohl ich zu dieser Person gar kein inniges Verhältnis habe. Ich habe einen Nachbarn der nie unter Menschen geht und mit Menschen auch nicht klar kommt. Er fing irgendwann an Kontakt zu mir zu suchen, mich hier und da mal um Hilfe zu bitten. War auch anfangs ok, aber ich wurde dann schnell zu seinem einzigen Kontakt zur Außenwelt und immer wurde ich um Hilfe gebeten, weil er sonst niemanden hatte. Das ging mir dann einfach zu weit.
Aber in Notfällen helfe ich natürlich immer.
Ich finde, dass Hilfsbereitschaft wie so vieles ein zweischneidiges Schwert darstellt und nicht unbedingt immer positiv auszulegen ist. Versteht mich nicht falsch: Natürlich halte ich Leuten mit Kinderwagen die Tür auf und helfe körperlich nicht so fitten Mitmenschen, wenn ihnen das Kleingeld heruntergefallen ist oder ähnliches. Das gehört für mich einfach zum Anstand dazu.
Aber andererseits kenne ich eben auch Fälle, wo Leute ihr ganzes Selbstwertgefühl aus ihrer vermeintlichen Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft ziehen, und da wäre ich ganz froh, wenn diese Gestalten auch mal die Bremse ziehen würden. Beispielsweise sind die Leute zwar einerseits immer vorne mit dabei, wenn es ums Helfen geht, aber andererseits machen sie Vieles nur noch schlimmer, weil sie körperlich oder geistig überfordert sind. Oder sie drängen ihre "Hilfe" auf und sind dann eingeschnappt, wenn sie abgelehnt wird. Sprich, es geht ihnen nicht darum, anderen Leuten weiterzuhelfen, sondern lediglich um Aufmerksamkeit und Bestätigung.
Im Laufe meines Lebens bin ich auch zu der Erkenntnis gelangt, dass ich meine Ressourcen und Möglichkeiten vor den Leuten schützen muss, die jeden gnadenlos aussaugen bis zum Letzten, wenn man nur einen Funken Hilfsbereitschaft erkennen lässt. Ich gehe die Sache mittlerweile streng logisch an und frage mich im Einzelfall, ob die Person wirklich genau meine Hilfe braucht und wie sie das Problem lösen würde, wenn ich gerade nicht zur Verfügung stände.
Beispielsweise braucht kein gesunder Mann um die 30 genau meine Hilfe, um schwere Kisten in den dritten Stock zu tragen, weil ich in sportlicher Hinsicht ein absoluter Lauch bin. Oder jemand möchte eigentlich nur auf meine Kosten Geld sparen, obwohl er finanziell gut dasteht. Da schaue ich schon genau hin und erwäge mein Verhältnis zu der Person und meine eigenen Möglichkeiten. Für gute Freunde tue ich mehr als für flüchtige Bekannte und wenn ich gerade selbst bis zum Hals in Arbeit stecke, wird es eben nichts mit der Rigips-Party.
Auf den konkreten Fall bezogen, vermisse ich hier auch zu viele Informationen. Warum hat die Freundin ein Problem, wenn der Mann der Bekannten hilft? Um welches Gefühl geht es da? Angst, Eifersucht, Neid auf verlorene Zeit? Und was für Hilfe soll das überhaupt sein? Praktische Hilfe bei einem Umzug, möchte sie vielleicht sogar im Haus des Kumpels mit den Kindern wohnen oder soll er sie körperlich, wie auch immer das gehen sollte, vor dem gewalttätigen Exmann beschützen? Oder soll er nur zuhören? Oder doch mit Geld aushelfen? Irgendwie alles viel zu dünn, um etwas sagen zu können.
Mir persönlich wären ehrlich gesagt fast alle der oben genannten Optionen zum Beispiel zu viel und zu weitgehend. Außer ein wenig Zuhören und mit konkreten Adressen oder Ideen zur Seite zu stehen, würde alles andere meine Kapazitäten und auch meinen Willen übersteigen. Ich möchte einfach in meinem Leben nicht mehr in die Dramen anderer zu sehr involviert werden. Letztlich sind Freunde und Bekannte auch nicht dafür da, anderen die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Eine harte Grenze habe ich da gar nicht, es geht mehr um ein Gefühl und das stellt sich bei mir manchmal viel zu spät ein. Meist geht es um Leute, die einen auslutschen wollen und ihre ganzen Probleme bei einem abladen möchten. Sich davon abzugrenzen finde ich schon manchmal schwierig, gerade, wenn man die Leute sehr lange kennt. Aber mein Nervenkostüm ist dahingehend richtig richtig dünn geworden, weil ich mir zu lange zu viel Mist angehört habe. Wer einen Therapeuten braucht, sollte sich bitte einen suchen, der dafür bezahlt wird.
Ich habe auch (noch) so einen Kontakt, der mich gerade die letzten Monate massiv genervt hat. Da herrscht das Mantra "mein täglich Drama gib mir heute, derer auch gerne mehrere" vor. Immer Probleme, viele davon selbst verursacht durch falsches oder zu impulsives Verhalten. Ehrlich, ich kann das nicht mehr hören und mit ansehen, es bindet ja auch die eigenen Gedanken und Kapazitäten, wenn man sich an einem einzelnen Tag Wehklagen erst über die Kopfschmerzen, dann über die zu hohe Stromrechnung und am Ende über ein anderes, teils selbst beeinflussbares Problem anhören muss.
Und am nächsten Tag würde vermutlich die Frage nach einer nochmaligen Geldleihe kommen, aber ehrlich? Erwachsene Leute müssen auch mal mit ihrem Leben selbst klarkommen, und wer das partout nicht auf die Reihe bekommt, braucht dann eben einen Betreuer, aber keine Bekannten oder Freunde, die immer wieder zur Rettung eilen sollen. Wenn so etwas zu oft ist oder zu lange geht, hat meine Hilfe nicht nur eine Grenze, sondern ein Ende.
Ich helfe immer sehr gern. Leider ist es sehr häufig so, dass man mehr macht als man zurück bekommt. Ich habe schon oft das Gefühl gehabt dann ausgenutzt zu werden. Ich habe einen großen Transporter und helfe dann öfter mal Freunden bei Umzügen. Als wir dann umgezogen sind, war nur ein Bruchteil der Leute bei uns zum Helfen. Das hat mich natürlich schon etwas geärgert oder besser gesagt, ich war natürlich sehr enttäuscht und traurig. Fahren und helfen darf man für alle und dann steht man allein da.
Jeder kommt mal in eine blöde Situation oder hat ein großes Päckchen zu tragen. Als ich damals sehr krank geworden bin, habe ich gemerkt, wer meine wahren Freunde sind und wer mich unterstützt hat. Ich habe mich da auch nicht allein gefühlt. Gute Freunde hat man nur eine Hand voll. Ich habe viele Leute kennen gelernt die oft krank waren und bei denen ich mich nie getraut habe etwas zu sagen, wenn es mir nicht gut ging. Also habe ich gemacht und geholfen, bis ich selbst nicht mehr konnte.
Es gab Menschen in meinem Leben für welche ich die Tiere gehütet habe, die meine dann im Urlaub nicht nehmen konnten. Ich habe tolle Maschinen und habe viel für andere gemacht. Als ich dann ein bisschen was für das Material haben wollte, wurde noch gezickt. Somit mache ich mal etwas, aber auch nicht mehr alles für andere. Ich erwarte keine Gegenleistung, aber ich lasse mich auch nicht mehr ausnutzen. Und wenn ich sehe dass alles nur einseitig ist, dann höre ich auch auf zu helfen oder etwas zu erledigen.
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