Bahncard demnächst nur noch mit Smartphone?
Sorry toter Link oben: Hier sollte es klappen:hier Und wenn ich (fußaufstampf) kein Smartphone mag, weil ich vielleicht elektrosensibel bin, und keine explodierenden Akkus in der Hosentasche mag. Dann fahre ich eben mit dem Auto. So wird die Bahn den Umstieg vom Auto nie hinbekommen, indem sie die Leute vor den Kopf stößt.
Dass die Bahn durch durch elektronisierte Betriebsabläufe Kosten einspart, liegt allein bei folgender Überlegung auf der Hand. Werden Fahrpläne auf Bahnhöfen und Bahnsteigen abgeschafft, hat der Reisende so schnell keinen Überblick mehr, welche Züge überhaupt regelmäßig geplant sind oder nicht. Dann kann die Bahn sich sehr schnell herausreden mit dem Argument, die Leute haben ja den Navigator, und da stehen ja die momentan laufenden Züge aufgelistet. Im Klartext: Verspätungen gibt es nicht mehr, weil die Bahn selber bestimmt, wann ein Zug fährt oder nicht. Insofern trägt das zumindest zur Verbesserung der Pünktlichkeit Statistik bei, die dann eigentlich keine echte Statistik mehr ist.
Das Ganze erinnert mich an die Praxis in Amerika, wo Überlandbusse nur noch fahren, wenn alle Plätze besetzt sind. So weit wird es bei der Bahn dann auch noch kommen. Und das Smartphone hat ja jeder, der kann da ja nachschauen, wann und ob überhaupt ein Zug fährt.
Ich selbst nutze ja eine Bahncard 100 und am Wochenende habe ich jetzt mal in einem Reisezentrum nachgefragt, ob auch diese Bahncards betroffen sein werden. Man hat mir erzählt, dass die BC100 bis auf weiteres von der Maßnahme ausgenommen sind. Darüber bin ich ehrlich gesagt froh, weil ich am Ende doch lieber etwas Greifbares in der Tasche habe, das ich als Fahrschein vorzeigen kann. Die Plastikkarte kann ich auch dann vorzeigen, wenn der Akku leer, der Bildschirm eingefroren oder die App abgestürzt ist.
Es gibt eine ganze Reihe von Störeinflüssen auf ein Smartphone. Die meisten Leute denken, dieses Wunderding wäre gegen Datenverluste oder Ähnliches gefeit. Ein Arbeitskollege berichtete mir, dass er in der Produktionshalle erstens kein Handynetz finden würde und, käme er zu nahe an die Maschinen, sein Smartphone einfach "spinnen" würde.
OK. Im industriellen Bereich sind höhere Grenzwerte für Störstrahlung absolut im zulässigen Bereich. Und in diesem Zusammenhang ist es vielleicht von nicht zu vernachlässigender Bedeutung, dass die Feldstärken, gerade in den ICEs mit ihren über den ganzen Zug verteilten Antriebsaggregaten, also nicht auf die Lokomotive beschränkt, bis zu tausend Volt pro Meter am Sitzplatz direkt über dem Antriebsaggregat erreichen können. Dabei wird zwar behauptet, dass die Grenzwerte für EMV eingehalten werden, ein Versagen von empfindlicher Elektronik kann aber von vorne herein generell nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden.
Ich wage bei allem Vorbehalt die Behauptung aufzustellen, dass zumindest der Gedankengang nicht völlig absurd ist, dass die Deutsche Bahn die Auffassung vertritt, dass für Datenverluste und Fehlfunktion der Bahnkunde selber verantwortlich ist, auch gerade, wenn das Smartphone höheren Störfeldstärken ausgesetzt sein könnte. 15000 Volt sind keine Spielzeugspannung. Und die Megawatts beim Anfahren, gerade mit den Frequenzumrichtern produzieren Störfelder. Das Tacka Tacka der "Knallfrösche" der Schaltwerke gehört ja der Vergangenheit an.
Dass die App-Bedienung nicht immer ganz trivial für jedermann ist, habe ich auch wieder am Wochenende beobachtet. Ich war in einer DB-Lounge, und während ich da saß, habe ich mitbekommen, dass die Dame am Empfang alle paar Minuten jemandem die Bedienung der App erklären musste, die man inzwischen benötigt, um in die Lounge zu dürfen. Obwohl fast alle die Zutrittsbedingungen erfüllt haben (und somit zu den Bahn-Vielfahrern zählen dürften), waren die meisten Leute unsicher mit der Bedienung oder wussten nicht über die Features Bescheid.
Ich bin immer wieder irritiert, was für einen Aufwand Menschen wegen nichts betreiben. Dass die Bahncard 100 nicht betroffen ist, steht doch überall. Die kann man bisher schließlich noch nicht einmal in den Navigator laden. Während bei den anderen Angeboten mehr als 60 Prozent der Kunden freiwillig auch das Plastikding verzichten.
Und ja, Technik versagt regelmäßig. Aber ich kann nun wirklich nicht behaupten, dass das Smartphone oder mein Laptop im Zug auffällig oft abschmiert. Da funktioniert seit Jahren alles sehr gut, arbeiten und so weiter ist gar kein Problem. Das ist seit Jahren so.
cooper75 hat geschrieben:Ich bin immer wieder irritiert, was für einen Aufwand Menschen wegen nichts betreiben.
Hier wieder die sachlich neutralere Umformulierung, für die weitere Diskussion: Das hatte ich bereits gelesen, dass die Bahncard100 von der Umstellung nicht betroffen ist.
Darauf kann ich dann antworten: ich hatte tatsächlich dazu noch keine eindeutige Aussage gelesen gehabt, deswegen habe ich sicherheitshalber mal nachgefragt. Sogar die Angestellte im Reisezentrum war sich nicht sicher und musste erst in ihren internen Dokumenten nachlesen.
Von welchem Aufwand du sprichst, ist mir nicht ganz klar. Eine Nachfrage ist doch kein Aufwand. Oder hast du was falsch verstanden?
Komme nicht umhin, die oben erwähnten Begriffe "Schaltwerk" und "Knallfrosch" näher zu erläutern: Mit der alten 94-er musste alles von Hand "geschaltet" werden. Video ab 1:57. Handrad, dann das legendäre N28H-er Schaltwerk schon automatischer. Dann Knallfrosch.
Um es kurz zu machen: Heutzutage läuft es mit Leistungshalbleitern und Frequenzumrichtern. Das heißt, man ist nicht mehr auf die 16,7 Hz festgenagelt. Übrigens, die Innen-Aufnahmen wurden nicht mit Smartphone damals gemacht. Da hätte man zur Rechten und zur Linken ein halb verkokeltes Smartphone herniedersinken sehen können.
cooper75 hat geschrieben:Da funktioniert seit Jahren alles sehr gut, arbeiten und so weiter ist gar kein Problem. Das ist seit Jahren so.
Sicherlich haben moderne elektronische Dinge in den Alltag Einzug gehalten. Professor Lauterbachs elektronisches Rezept oder die Patientenakte sollen ja auch mit Smartphone in engstem Zusammenhang stehen.
Bin also vorgewarnt und nicht allzu verwundert, dass mir beim letzten Facharztbesuch direkt an der Rezeption so ein Etui überreicht wurde, das sich beim Aufklappen als irgendetwas Elektronisches herausstellte. Jedenfalls irgendetwas Besseres als ein Tablet oder Notebook. Da musste man dann alles Mögliche von Adam und Eva bis Pontius nach Pilatus eingeben, sein Einverständnis zur Datenverarbeitung geben. Allerdings fand ich es etwas problematisch, als ich von Buchstaben auf Ziffern umschalten wollte. Das muss man erst einmal selber herausgefunden haben, oder bereits eine gewisse Übung im Umgang mit derartigen Tastaturvarianten besitzen, die nicht der vom PC her bekannten XT-Tastatur entsprachen, um Eingaben zu tätigen. Und das Witzigste fand ich ja, als eine Unterschrift verlangt wurde, die habe ich dann mit dem Daumennagel draufgekritzelt, und jene hat mit der "richtigen" wohl kaum im Entferntesten irgendeine Übereinstimmung. Auch ein zweites Ansetzen zur Korrektur klappte nicht, so dass nur so ein Schnörkel übriggeblieben ist.
Es muss aber zur Ehrenrettung der Praxis bemerkt werden, dass die Sprechstundenhilfe auch gleich ihre Hilfe angeboten hatte, falls ich mit der Technik nicht klarkommen sollte. Sie würde dann die Eingaben vornehmen, die ich ihr mündlich diktierte. (Und das im voll besetzten Wartezimmer, wo jeder andere mithören kann. Wo bleibt da der Datenschutz?)
Lange Rede - kurzer Sinn: Die elektronischen Datenerfassungs-Geräte und die Tablets und Smartphones haben viele Bereiche das Alltagslebens bereits so sehr durchzogen, dass man sich ihnen nicht mehr entziehen kann.
Da nimmt es nicht Wunder, dass Fahrausweise etc. auch elektronisiert werden. Und in diesem Beitrag geht es hauptsächlich darum. Ich sehe das Problem eher darin, dass die Schnittstellen zu den Servern der Bahn oder des Verkehrsmittels stimmen müssen. Dann der Versuch unternommen wird, im Versagensfalle die Technik mit Achselzucken abzutun. Die Verantwortung für die einwandfreie Funktion des Smartphones, wie es auch auf der Info-Seite der Bahn ausdrücklich ausformuliert worden ist, auf den Bahnkunden abzuwälzen. Redundante Bildschirmausdrucke werden nur im Kulanzfalle akzeptiert.
Natürlich kann die Bahn damit argumentieren, dass ein "Schwarzfahrer" einen leeren Akku und damit Funktionsuntüchtigkeit des Smartphones lediglich vorspiegeln kann. Dass tatsächlich aber ein unbeabsichtigter Fehler vorliegt, kann ja oft nicht vom Kontrollpersonal nachgeprüft werden. Da ist noch eine Unwägbarkeit vorhanden, die zum Beispiel mit einer raffinierteren Redundanz Kontrolle die ehrlichen Kunden entlasten könnte.
So abwegig wäre meine Idee wohl nicht, wenn die Bahn selber Smartphones beim Fahrkartenverkauf für einen Appel und ein Ei nur für Server und Verbindung zum System der Bahn anbieten würde. Muss ja nicht gleich ein Produkt aus dem Hause H* sein, damit die chinesische Spionage nicht gleich ein Bewegungsprofil der Deutschen anfertigen kann.
Gorgen_ hat geschrieben:Redundante Bildschirmausdrucke werden nur im Kulanzfalle akzeptiert.
Woran liegt es eigentlich, dass ein Ausdruck des QR-Codes nicht unbedingt akzeptiert wird, obwohl er denselben Dateninhalt aufweist wie die Bildschirmdarstellung aus der App? Ich dachte bislang, dass es eben darauf ankommt, via Serverkontakt die Gültigkeit des QR-Codes zu verifizieren. Im Zweifelsfall könnte man ja noch einen Personalausweis zur Vorlage fordern, das müsste doch als Nachweis ausreichen, oder nicht?
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