Als Allergiker im Restaurant kein Essen serviert bekommen?
Eine Bekannte von mir war letztens in Frankreich im Urlaub und dort war sie mit ihrem Mann auch häufiger Essen. Meine Bekannte ist allergisch gegen Erdnüsse und Schalentiere und weist im Restaurant auch immer darauf hin. In einem Restaurant ist es ihr dann tatsächlich passiert, dass man ihr nichts servieren wollte. Der Koch meinte, dass in der Küche generell viel mit Meerestieren gearbeitet würde und man daher davon ausgehen müsste, dass quasi alles mit Schalentieren in Kontakt war. Es war ihm zu riskant und er wollte nicht riskieren, dass meine Bekannte einen allergische Reaktion bekam.
Meine Bekannte war darüber aber sehr sauer und hat das Restaurant mit ihrem Mann verlassen. Ich sehe das etwas anders. Natürlich hat man als Koch auch Angst später in der Verantwortung zu stehen, wenn doch etwas passieren sollte. Als Allergiker muss man aber vielleicht auch nicht unbedingt in ein Restaurant gehen, in dem fast ausschließlich nur Meerestiere serviert werden. Wie seht ihr das? Ist es nicht verantwortungsvoll und beachtenswert, dass der Koch meiner Bekannten in diesem Fall nichts servieren wollte?
Ich sehe das eigentlich so, dass der Koch hier richtig gehandelt hat. Wozu sollte er auch alles verändern, nur weil ein Gast gekommen ist, der dazu noch Urlaub macht? Das wäre bescheuert und letztendlich kann er dann dafür belangt werden, wenn sie eine allergische Reaktion bekommt. Ich finde es richtig, wie er gehandelt hat. Wenn man von außen schon eine Karte sehen kann, auf der steht was es gibt, kann man das aber auch mal vorher bedenken.
Allgemein braucht einfach niemand erwarten, der gegen Fisch beispielsweise allergisch ist und in ein Fischrestaurant geht das für ihn die Karte umgeschrieben wird. Zumal es ja auch reicht, wenn man mit kleinsten Partikeln in Berührung kommt. Natürlich ist das für den Gast blöd, aber der Koch lebt von dem Beruf und kann so etwas nicht riskieren.
Sicher ist es ärgerlich, wenn man dann das Restaurant verlassen muss, aber andererseits finde ich es richtig, dass der Koch hier auch sicher sein wollte, dass er nicht für eine etwaige allergische Reaktion seines Gastes verantwortlich ist. Dann finde ich es sogar schön, dass er so ehrlich ist und es damit natürlich in kauf nimmt, potentielle Gäste zu verärgern.
Ich denke, dass ich mich auch erst einmal geärgert hätte, wenn ich anstelle deiner Bekannten gewesen wäre und mich auf das Essen in diesem Restaurant schon gefreut hätte. Aber der Ärger hätte tatsächlich nur kurz angedauert und dann hätte ich mich eher über die Ehrlichkeit gefreut und darüber, dass die Allergie somit ja auch sehr ernst genommen wurde.
Wenn es sich beispielsweise um ein Fischrestaurant handelt, die Bekannte aber gegen Meeresfrüchte allergisch ist, kann ich es schon verstehen, dass der Koch sie nicht bedienen wollte. Immerhin wird in der Küche ja ununterbrochen mit Meeresfrüchten hantiert und je nachdem wie ausgeprägt die Allergie ist, kann es ja durchaus sein, dass es zu einer lebensbedrohlichen Situation kommt. Von daher ist es durchaus besser, wenn das Restaurant da lieber zu vorsichtig ist, anstatt Schlimmeres zu riskieren.
Ich finde, dass man aber auch als Kunde nach Möglichkeit schauen sollte, welches Restaurant für einen geeignet ist und welches nicht. Natürlich kann man vieles auch mit dem Koch absprechen, aber trotzdem sollte man das Risiko vermeiden und dann besser Restaurants aufsuchen, die besser zu einem passen. Wenn man eine Allergie gegen Fisch hat, ist man ja in einem gegangen Restaurant deutlich sicherer als in einem Fisch-Restaurant.
Ich finde schon, dass man da auch auf sich selbst achten und auch selbst Verantwortung übernehmen sollte. Natürlich lässt sich das nicht immer machen - dann beispielsweise nicht, wenn man in einem Dorf ist und es nur ein Restaurant gibt. Wenn man aber die Wahl hat, sollte man sich schon vorher nach passenden Restaurants erkundigen.
Ich würde dem Koch auch keinesfalls einen Strick aus seiner Entscheidung drehen. Im Gegenteil, ich finde seine Handlungsweise tatsächlich sehr verantwortungsbewusst und überlegt. Er hat die Gesundheit der potentiellen Kundin über den persönlichen Profit gestellt und war ehrlich genug, die Grenzen seiner Möglichkeiten anzuerkennen. Das gelingt nicht jedem. Auch, wenn es im ersten Moment vielleicht eine Enttäuschung war, dass das Dinner deswegen geplatzt ist, hätte ich es dem Restaurantbesitzer anstelle der Dame nicht lange verübelt.
Ähnliche Situationen gibt es im Alltag schließlich mehr als genug. Ein Arzt, der einen Patienten nicht adäquat behandeln kann, weil der Fall seine Fachkompetenz übersteigt, muss an einen besser spezialisierten Kollegen überweisen, da das Wohl des Menschen das höchste Gut ist. Genauso sollte ein Koch, der keine Kontamination mit Allergenen im Essen eines Gastes ausschließen kann, dies verständlich kundtun und den Kunden warnen oder bitten, ein anderes Lokal auszusuchen. Demnach erkenne ich hier keinen Fehler.
Ich bin ja als Allergikerin zum Beispiel selbst betroffen und muss leider immer, wenn ich mit Freunden ausgehe immer auf meine Allergie hinweisen, so nervig ich es auch finde. Meine Allergie greift in viele Bereiche, da ich ja auch nicht einfach mal ein Schnitzel, eine Soße oder Pasta essen kann, auch Soßen und Ähnliches sind sehr schwierig.
Ich habe das Problem, welches die Bekannte in Frankreich hatte, eher in deutschen Restaurants und finde das ziemlich scheiße, denn Essengehen hat ja auch noch einen sozialen und gesellschaftlichen Aspekt. In Frankreich und Spanien sind die Gastronomen wirklich sehr gut auf mich eingegangen und haben mit glutenfreie Alternativen serviert, haben eine Panade geändert, eine andere Soße angeboten und Ähnliches.
Hier in Deutschland bin ich teilweise leer ausgegangen, die Gastronomen haben mir meistens nur eine Apfelschorle angeboten, aber keine Alternativen und das in mehreren Restaurants. Ich würde aber als Meeresfrüchte-Allergiker jetzt nicht in ein klassisches Fischrestaurant gehen oder als Weizenallergiker in eine klassische Bäckerei zum Käffchentrinken. Der Koch hat das Nötigste getan und darauf hingewiesen, dass er eine Kontamination nicht vermeiden kann, vermutlich handelte es sich tatsächlich im Eingangspost um ein Restaurant, das größtenteils Meeresfrüchte serviert. In diesem Fall fand ich die Reaktion richtig und ich denke, dass die Bekannte bestimmt recht schnell eine Alternative gefunden hat.
Ich werde in Restaurants aber auch oft darauf hingewiesen, wenn sie denn ein passendes Angebot haben, dass sie nicht ausschließen können, dass Spuren von Weizen im Essen sein können. Das ist aber nicht schlimm, denn wenn ich mal in einem Restaurant in meinem Fall etwas zum Essen finde und serviert bekomme, habe ich festgestellt, dass sobald im Team klar wird, dass da ein Allergiker sitzt, dass deutlich sorgfältiger gearbeitet wird. Zumindest in den ausländischen Restaurants.
Ich war heute übrigens auch essen, mein Brot nehme ich mir selbst mit. Das Restaurant habe ich schon einige Male aufgesucht, übrigens in Deutschland, und die Leute dort werden auch entsprechend geschult und geben sich wahnsinnig viel Mühe. Kleinste Spuren können mich zum Beispiel in den allergischen Schock katapultieren.
Ich finde es teilweise beknackt, wenn Allergiker ausgeschlossen werden und die Küche sagt:" Nö, den bedienen wir nicht!" Das geht in meinen Augen im normalen Restaurant nicht und es sollten halt auch entsprechende Schulungen und Möglichkeiten angeboten werden. Gute Köche kennen sich auch mit Alternativen aus und haben entsprechende Möglichkeiten. Denn eine Weizenallergie zum Beispiel ist anders zu handhaben als eine Fischallergie. Es darf in beiden Fällen aber keine Kontamination stattfinden. Ich denke jedoch, dass in der Gastronomie in einigen Fällen ein Umdenken stattfinden muss und zumindest in punkto Zöliakie, Weizenallergie oder Allergien und Unverträglichkeiten von Milchprodukten Alternativen im klassischen Restaurantbetrieb geben sollte.
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