Männer die Windeln wechseln Weicheier oder normal?
Neulich musste sich mein Mann einen blöden Spruch anhören. In unserem Haus wohnt eine sehr neugierige Frau, die gerne mal anderen Leuten hinter spioniert und einem eben auch gerne mal auflauert. Nun stand sie gestern wieder vor uns und wollte uns mal wieder ausfragen. So kamen wir auch auf das Thema Windeln zu sprechen.
Sie meinte, dass heutzutage alles anders wäre und in ihrer Zeit kein Mann die Windeln gewechselt hätte. Mag ja sein und das ist auch nicht schlimm, aber sie meinte dann, dass die Männer, die das heute machen Weicheier wären. Sie stand da also vor meinem Mann, dachte wahrscheinlich er macht das nicht und sagt so etwas.
Dieser schmunzelte nur und meinte, dass er das so nicht bestätigen kann und die heutigen Männer eben erkannt haben, dass man eine Frau auch wertschätzen muss und sie nicht mit allem alleine lassen muss. Findet ihr, dass Männer, die das Kind wickeln Weicheier sind?
Die Einstellung der Nachbarin finde ich schon sehr überholt. Heutzutage machen doch viele Väter die Windeln ihres Kindes und das ist ja nun auch wirklich keine Seltenheit. Deswegen ist man ja kein Weichei. Es zeigt eigentlich nur, dass man eben modern ist und auch mit anpackt.
Du bedienst dich nun genauso einem Klischee wie die Nachbarin auch. Wieso solle ein Mann der ein Kind wickelt auf einmal modern, aufgeschlossen und mit anpackend sein? Es wird gemacht weil es notwendig ist und wenn halt kein anderer in der Nähe ist der es macht, dann muss auch der Mann einmal ran. Das war früher auch nicht wirklich anders und hat auch nichts mit einer geringeren Wertschätzung und alleine lassen zu tun, wenn eine Frau häufiger dem Kind die Windeln wechselt als ein Mann. Denn so wie du es beschreibst und das Klischee hier verbreitest, haben die Männer darauf einfach nur keinen Bock gehabt.
Wenn es nicht anders geht, dann geht es nicht anders und früher sah es halt noch ein wenig anders aus als jetzt. Dort saß Frau nett und schön Zuhause, hat auf die Kinder aufgepasst und Haushalt geführt während der Mann das Geld verdient hat. Geteilte Arbeit nennt sich das ganze. Heute reicht meistens ein Gehalt nicht aus, dass beide Elternteile arbeiten gehen müssen und sich mit der Kinderbetreuung und Versorgung damit zwangsläufig abwechseln wie auch mit allen anderen Aufgaben. Dazu gehört halt auch das Windeln wechseln bei der Kinderversorgung.
Früher war es halt einfach so, dass die Männer von morgens bis Abends auf Arbeit waren und die Frauen Zuhause bei den Kindern saßen und diese versorgt haben. Frauen hatten keine gut bezahlten Jobs, keine Karrierechancen und fristeten wenn dann in einfachen Beschäftigungen umher mit wenig Verdienst. Bei den Männern sah es halt anders aus und damit es für eine Familie gereicht hat zum Leben, ist der Mann halt arbeiten gegangen anstatt Zuhause bei den Kindern zu hocken.
Denn diese hatten schon immer mehr Chancen und es gab auch Arbeiten die von Frauen nicht ohne weiteres Übernommen werden konnten wie z.B. schwerste Waldarbeit. Andere Arbeitgeber haben gar keine Frauen erst eingestellt. Selbst wenn sie wollten, hätten die Männer es gar nicht machen können oder hätte man extra das Kind dafür auf das Feld, in den Wald oder in die Fabrik bringen sollen? Inzwischen sieht es halt anders aus, und auch mit dem Thema wird offener umgegangen als noch vor einigen Jahren.
Aber die allgemeine Annahme, dass inzwischen viele Männer Kinder einfach so wickeln ist ein Irrglaube der nur in deinem eigenen Kopf stattfindet und weil du einen Kerl hast, der damit keine Probleme hat. Es gibt mehr als genug Männer die ihre Kinder nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wenn sie eine volle Windel haben und auch das wickeln nicht selbstständig übernehmen aus Ekelgründen etc. Alleine wenn man sich hier im Forum weitere Beiträge anderer Mütter ansieht, wirst du feststellen das es heute auch nicht unnormal ist, wenn der Mann nicht wickelt. Dabei stellt diese Gruppe der Männer auch keine Seltenheit dar, was gerade krampfhaft versucht wird zu leugnen.
Jemand der direkt brechen muss wenn er ein Kind wickelt und die volle Windel dabei sieht, ist darum auch nicht direkt ein "Weichei" genauso wenig wie jemand eines ist der das ganze macht. Es gibt genug andere Frauen auch die ebenfalls zu kämpfen haben beim wickeln und ihren eigenen Ekel immer wieder aufs neues Überwinden müssen. Dort spielen aber noch die Muttergefühle eine Rolle wieso sich Frauen dazu eher überwinden können als Männer. Nur werden diese eben auch nicht als Weichei betitelt wenn sie sich dazu offen bekennen.
Aber alles braucht ein Name und daher bedient man sich an solch einfach gestrickten Wörtern wie Weichei um seinen Ummut kund zu tun oder wenn jemand mit der Meinung eines anderen nicht Konform läuft. Dass einzelne Begriffe dabei komplett aus dem Zusammenhang gerissen werden und die eigentliche Bedeutung dabei nicht im Ansatz abzuleiten ist, ist eine ganz andere Rolle. Das ist aber ein sprachliches und geistiges Gesellschaftsproblem, welches einem stetig absteigenden Trend folgt und dabei auch vor der älteren Generation kein Halt macht die sich diese Begriffe von den jüngeren Generationen abschaut.
Meiner Ansicht nach ist nichts dabei, wenn auch Männer sich um die Kinder kümmern. Dazu gehört dann nun mal auch das Wechseln der Windeln. In der heutigen Zeit gibt es ohnehin keine klare Verteilung der Geschlechterrollen mehr.
Es ist lange nicht mehr so, wie zu Zeiten unserer Großeltern. Damals war klar, der Mann geht arbeiten und bringt das Geld nach Hause, während die Frau sich daheim um Kinder und Haushalt kümmert. Diese Ansicht ist inzwischen allerdings vollkommen überholt. Mittlerweile teilen sich die Partner in den meisten Beziehungen die anfallenden Aufgaben.
Die Nachbarin, die in diesem Fall anderer Ansicht ist, sollte ihre Ansichten möglicherweise ein wenig überdenken. Ihre Ansichten sind nämlich nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Wenn sie trotz allem auf ihrer Meinung beharrt, so kann sie dies gerne innerhalb ihrer Beziehung so ausleben. Mir als Mann wäre es ziemlich egal, ob eine Nachbarin oder irgend eine andere Frau von mir denkt ich wäre ein Weichei, wenn ich Windeln wechsel. Mir wäre nur wichtig, dass ich meiner Frau und meinem Kind damit helfen und sie unterstützen würde.
Für mich sind Männer, die Windeln wechseln, weder Weicheier, noch irgendwie besonders modern oder mit der Zeit gehend. Für mich sind Windeln wechselnde Männer nichts anderes, als Windeln wechselnde Frauen. Wieso sollte ein Mann denn nicht dem Baby ein Fläschchen geben, die Windeln wechseln, das Baby baden oder mit ihm spielen? Alle Aufgaben, die ein Mann übernehmen kann, sollte er doch mit anpacken. Er kann das Baby zwar nicht stillen, dafür aber eben alles andere machen.
Mit einem Mann, der keine List darauf hätte, den Kindern die Windeln zu wechseln oder sich davor ekeln würde, würde ich ehrlich gesagt auch keine Kinder haben wollen. Wenn man sich gemeinsam für Kinder entscheidet, sollten sich beide auch so um die Kinder kümmern, wie es die Zeit zulässt.
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