Würgen Zinserhöhungen die Wirtschaft nicht noch mehr ab?

vom 16.09.2023, 17:10 Uhr

Die EU bemängelt, dass die Konjunktur im Euroraum schwächelt und nicht auf die Beine kommen will. Ich kann mich noch erinnern, dass man in solchen Situationen die Zinsen eher gesenkt hat, um Investitionen zu fördern. Nun hat die EZB aber bereits zum zehnten Mal den Leitzins erhöht und erhofft sich dadurch eine Eindämmung der Inflation und einen Konjunkturaufschwung. Aber, sind Zinserhöhungen nicht eher Gift für die Wirtschaft und würgen diese ab, oder habe ich da einen Denkfehler?

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» Lupenleser » Beiträge: 1130 » Talkpoints: 851,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mit den Zinserhöhungen will man die Inflation abschwächen und damit die Kaufkraft der Bevölkerung stärken. Was ja unter Umständen der Wirtschaft wieder mehr Geld in die Kassen bringt. Soweit, so gut. Aber ein Unternehmen wird nicht dringend notwendige Investitionen aufschieben, weil ein Kredit dafür nun sehr teuer geworden ist.

Einfaches Beispiel von mir. Das Dach meiner Gewerbeimmobilie war nur eine Frage der Zeit, als ich diese vor knapp 6 Jahren gekauft habe. Im Frühjahr war es dann soweit. Erst Dachschaden - es ist ein Flachdach mit Teerbahnen - und die Folge ein Kassenschaden, weil das durchsickernde Wasser genau in die Kasse getropft ist.

Der Dachdecker meines Vertrauens hat mir dann einen Kompromiss angeboten, damit ich einen Kredit vermeiden kann. Wir machen nun jährlich ein Viertel vom Dach. Ist auch steuerlich nicht die schlechteste Option, aber ich spare mir damit hohe Kreditzinsen.

Hätte ich einen Kredit aufnehmen müssen, so würde mich mein Dach keine 30.000 Euro kosten, sondern mindestens 3.000 Euro mehr, je nach Länge der Kreditlaufzeit. Und 3.000 Euro einsparen sind für ein Einzelunternehmen schon eine ordentliche Hausnummer. Rechnet man sich den Spaß noch hoch, dass die Kredite bei größeren Unternehmen auch entsprechend höher sind, weiß man, was eine Investition an zusätzlichen Kosten bedeutet.

Die Nullzinsphase hat also über einige Jahre der Wirtschaft genutzt und dem Verbraucher geschadet. Nun ist es umgekehrt, indem die Wirtschaft gebremst wird, aber der Verbraucher der Nutznießer ist. Ob der dann auch mehr Geld ausgibt oder lieber sparsam lebt, wird sich erst später zeigen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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