Sollten Comedians Grenzen beachten?

vom 03.09.2023, 05:33 Uhr

Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Dinge, die vor 30 Jahren undenkbar gewesen wären, sind heute normal. So zum Beispiel gleichgeschlechtliche Ehen. Auch toleriert die Gesellschaft bestimmte Dinge nicht mehr. Die Frauenrechte wurden gestärkt und es gibt eine höhere Sensibilität für viele Themen.

Die Frage ist, ob auch Comedians, die ja auf bestimmte Missstände hinweisen und auch mal Grenzen überschreiten, sich an diese gesellschaftliche Entwicklung anpassen müssen. Sollte man ihnen vorschreiben, dass sie beispielsweise keine Witze mehr über Frauen, Ausländer, Kranke oder andere Themen, die sensibel und kontrovers sind, machen dürfen oder geht das zu weit?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Die Gesellschaft wird im Großen und Ganzen immer liberaler, aber darüber Witze zu machen soll staatlich sanktioniert werden?

"Comedians" verdienen schließlich ihr Geld damit, dass das Publikum sie witzig findet, und damit handelt es sich um ein klassisches Beispiel der freien Marktwirtschaft. Wenn du also Sprüche klopfst, die die Mehrheit als geschmacklos bis verletzend ansieht, reißt du deine Zoten ewig in irgendwelchen Nazikneipen oder Hinterhof-Kaschemmen, wo dir die Sorte Fan begeistert lauscht, die zu weniger liberalen Zeiten auch Hexenverbrennungen bejubelt hätte.

Deswegen liegt es im Interesse jedes professionellen Witzereißers, sich zumindest gewisse Grenzen des guten Geschmacks aufzuerlegen, um den schmalen Grat zwischen Provokation und Anzeige wegen Volksverhetzung erfolgreich zu begehen. Der Vor- wie auch Nachteil der besagten liberalen Gesellschaft ist ja auch, dass du auf den Bühnen der Nation gerne Witze darüber reißen kannst, wie dumm deine Freundin ist (aber dafür hat sie dicke Titten! Hahaha, Schenkelklopfer, Pointentusch) und sicher auch deine Zielgruppe findest, aber eben auch damit leben musst, außerhalb deiner Fancommunity bestenfalls als widerwärtige Arschkrampe zu gelten.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Für mich persönlich liegt eine Grenze zwischen gutem Humor und Geschmacklosigkeit darin, welche Personengruppen durch den Kakao gezogen werden. Wenig lustig finde ich es meistens, wenn der Spott gegen Menschen gerichtet ist, die sowieso schon unter Ablehnung, Hass, Diskriminierung oder Ausgrenzung zu leiden haben. Klar braucht es keine Reglementierungen, welche Witze erlaubt sind oder nicht, aber wenn sich ein Comedian über Schwule, Ausländer, gebrechliche Menschen, Dicke etc. lustig macht, dann werde ich das Programm voraussichtlich eher nicht witzig finden und mir die Auftritte sicher nicht anschauen.

Zumindest dann nicht, wenn die Späße abwertend oder überheblich rüberkommen. Anders könnte es sein, wenn das Comedy Programm von einem selbst Betroffenen gemacht wird. Ein Schwuler, der sich über bestimmte Besonderheiten der eigenen Community lustig macht, oder ein Migrant, der typische Verhaltensweisen und Denkmuster von Migranten satirisch überzeichnet, kann durchaus lustig sein. Es kommt also auch drauf an, wie das Programm gemeint ist und von wem es kommt.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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