Wie wichtig sind Papierprospekte der Supermärkte?
Die REWE-Gruppe hat wohl nahezu alle Papierprospekte abgeschafft und setzt nun nur noch auf digitale Werbung. Ich habe eigentlich gern mal in den Prospekten der verschiedenen Supermärkte herumgeblättert, aber nun werde ich mich dann wohl mehr online orientieren müssen. Wie wichtig sind euch die Papierprospekte der Supermärkte und werdet ihr diese auch etwas vermissen?
Früher fand ich einen mit Werbung zugepflasterten Briefkasten für reichlich lästig. Aber heute finde ich es gut, dass gedruckte Werbung in einem speziellen Fach im Hausflur abgelegt wird, und sich jeder ein Exemplar mit in die Wohnung nehmen kann zum Herumstöbern.
Da kann ich zum Beispiel direkt mehrere Prospekte nebeneinanderlegen und die Seiten, die mich interessieren, vergleichen. Mit den elektronischen Prospekten geht das nicht so leicht. Auch wenn jetzt einige eine Umblätterfunktion haben, die stark an das gedruckte Format erinnern.
Es ist eben etwas anderes, ob man ein gedrucktes, zeitungähnliches Papier in Händen halten, oder etwas lediglich zweidimensional am Bildschirm ablesen kann. Dann extrem schnell umblättern und zurückblättern, das geht mit dem Papierformat doch bequemer. Oder etwas Interessantes umknicken und dann nebeneinanderlegen, das geht mit dem elektronischen Format, soweit mir bekannt ist, doch überhaupt nicht.
Abgesehen davon kann das Prospektmaterial als Einwickelpapier oder zum Ausstopfen von Paketen als Füllmaterial zum Schluss noch gute Dienste leisten.
Und, anders betrachtet, ist das elektronische Format keineswegs so energiesparend, wie man vielleicht meinen könnte. Die Zielgruppe der Konsumenten benötigt ein Gerät, auf der die Werbung angezeigt werden kann. Und das ist wohl ein PC mit Netzanschluss oder ein anderweitig akkubetriebenes Gerät, das irgendwann zum Aufladen auch wieder an die Steckdose muss, und da Strom verbraucht. Serverkapazität auf der Anbieterseite schluckt ebenfalls enorm viel Strom und macht einen ursprünglich angestrebten Ressourceneinspareffekt teilweise wieder zunichte.
Was der Vermeidung von Ressourcenverschwendung entgegenkäme, wäre eine Einschränkung in der Turnusmäßigkeit der gedruckten Prospekte. Man könnte doch zum Beispiel von wöchentlich auf zweiwöchentlich umsteigen und hätte die Papiermenge dann halbiert. Oder eine Gegenrechnung aufmachen, die genauer Vor- und Nachteile insgesamt miteinander vergleicht. Und im Resultat dann sowohl das eine wie das andere Verfahren der Produktwerbung, die die angepeilte Zielgruppe auch treffsicher erreicht, auswählen helfen.
Mir fehlen Prospekte auf Papier gar nicht. Angebote sind mir selten wichtig und wenn, dann kann ich online nachsehen. Die Argumentation, dass man sich dafür erst ein entsprechendes Endgerät anschaffen muss, ist doch an den Haaren herbeigezogen. Neun von zehn Haushalten besitzen einen PC und ebenso viele haben einen Internetzugang. Auch Smartphones sind bei Senioren keine exotische Seltenheit. Und was soll es bringen, Prospekte alle zwei Wochen rauszubringen? Dann sind die doppelt so dick.
Völlig unwichtig. Meine gefühlt erste Amtshandlung bei jedem Umzug war immer der "Keine Werbung"-Aufkleber am Briefkasten, damit ich mir den Umweg zum Altpapiercontainer spare. Noch nie in meinem Leben bin ich dagesessen und habe mir gedacht: Jetzt kann mir nur noch ein EDEKA-Prospekt weiterhelfen! oder Wenn ich doch nur wüsste, wo gerade die Bio-Strauchtomaten im Sonderangebot sind!
Mein Vater hat früher, wenn er samstags die Zeitung von hinten nach vorne und von der letzten Kleinanzeige bis zum Leitartikel durchgelesen hat, auch die Prospekte mit inspiziert. Aber der hatte als Rentner und Witwer auch reichlich Zeit und konnte auch nicht immer fernsehen, sodass er extra ausführlich an die Sache herangegangen ist. Aber auch ihm ging es letzten Endes mehr ums Ritual am Samstag vormittag als um die Frage, wie viel gerade die fettarme Milch beim Penny verglichen mit Netto kostet.
cooper75 hat geschrieben:Die Argumentation, dass man sich dafür erst ein entsprechendes Endgerät anschaffen muss, ist doch an den Haaren herbeigezogen. Neun von zehn Haushalten besitzen einen PC und ebenso viele haben einen Internetzugang. Auch Smartphones sind bei Senioren keine exotische Seltenheit.
Völlig falsch verstanden. So weit ist die Durchelektronisierung der Gesellschaft offenbar schon fortgeschritten, dass die dahinterstehende notwendige Infrastruktur einfach nicht gesehen werden will. Für PC und Internet benötigt man einen Internetanschluss. Für Smartphone ein funktionierendes Netz. Alles Dinge, die nicht nur mit erhebliche Investitionskosten verbunden waren und sind, sondern zum Teil noch nicht einmal für alle verfügbar. Warum einfach, wenn es kompliziert geht. Abgesehen davon klicken die meisten Leute die Werbung im Internet ja auch einfach weg.
Ich habe oben auch bewusst nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass auf der Anbieterseite auch Serverkosten anfallen, und damit massiv Strom verbraucht wird. Alles Gegenargumente gegen die Verelektronisierung in dem Bereich.Hier
Was mich persönlich betrifft, bin ich wohl als Kunde mit elektronischen Onlineprospekten kaum zu erreichen. Die normalen Papierprospekte habe ich zwar meistens ignoriert, aber hin und wieder zumindest mal kurz durchgeblättert, wenn man sie sowieso in der Hand hatte. Über die Online-Ausgaben der Prospekte stolpere ich aber gar nicht erst, da ich die Websites der verschiedenen Supermärkte nicht aufrufe. Sollte mir hin und wieder mal eine z.B. REWE-Werbung online aufgedrängt werden, so klicke ich sie immer weg. Also, ich würde vermuten, dass der Werbeeffekt der Papierprospekte wirksamer war, wobei ich selbst nichts vermisse, weil ich mich sowieso nie dafür interessiert habe.
Himmel, Gorgen, das Netz ist da, es wird benutzt und folglich ist der Bedarf an Energie und Ausbau auch da. Werbung von Geschäften macht da nur einen winzigen Teil aus. Papierprospekte wandern ebenso ungelesen in den Müll, wie Werbung weggeklickt wird. Nur ist der Verbrauch von Ressourcen ungleich höher. Es wollen immer weniger Menschen blättern. Selbst Seniorenheime, die häufig noch umgebaut werden müssen, um die neuen Regeln zur Einzelzimmerquote zu erfüllen, bieten schon jetzt zu 70 Prozent WLAN in den Bewohnerzimmern.
Ganz egal, welche Einschätzung jemand bezüglich der Werbeprospekte hat, ich für meinen Teil bleibe dabei. Ich finde sie gut. Wenn ich mir die Leute so anschaue, die den lieben langen Tag nichts anders zu tun haben, als ständig auf ihr Intelliphone zu starren, um nur ja nichts zu verpassen, sei es zu Fuß gehend auf dem Fußgängerweg, sei es auf dem Rad fahrend mit nur einer Hand am Lenker, und bei Gesprächen schon auf das Gerät schielen, dann merke ich deutlich, wie kaputt schon unsere Gesellschaft geworden ist. Irgendwann werden die Leute merken, dass die Digitalisierung auch irgendwo ihre Grenzen finden sollte.
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