Während Home-Office mit Bestätigung von Chef verreisen

Eine Freundin von mir hat einen sehr kulanten Arbeitgeber. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es sich um ein junges Unternehmen handelt, das auch für sich die Einstellung hat, dass gewissen Freiräume die meisten Arbeitnehmer eher motivieren als dass diese zur Arbeitsverweigerung führen. Als wir zuletzt zusammen nach Urlauben gesucht hatten, sind wir spontan über ein Angebot gestolpert, welches 4 Wochen Türkei mit gutem Wlan-Zugang anbot und besonders für Remote-Arbeitende empfohlen wurde. Sie fand das sofort sehr interessant, da sie auch schon von anderen Ländern aus gearbeitet hat - allerdings nie über so einen festen Zeitraum.

Bisher kannte ich das Arbeiten komplett von unterwegs aus tatsächlich nur von Selbstständigen oder Personen, die ihren Arbeitsplatz komplett remote nutzen - beispielsweise in bestimmten Agenturen oder IT-Firmen. Allerdings gibt es auch hier steuerrechtliche Einschränkungen, dass man nicht das ganze Jahr im Ausland verbringen darf, soweit man in Deutschland sozialrechtlich versichert ist. Daher ist eine Weltreise über ein ganzes Jahr in dieser Zeit eher problematisch, vier Wochen Türkei wären allerdings kein Problem. Von Arbeitsplätzen, die sonst normale Büroplätze mit Home-Office Option sind, kannte ich das bisher so noch nicht.

Bei meinem Arbeitgeber gibt es ebenfalls Home-Office und mein Chef ist auch sehr tolerant. Allerdings weiß ich nicht, ob ich nach so einer langen Zeit fragen würde und wie er darauf reagieren würde. Auch ist die Urlaubsgestaltung dann natürlich anders und ich weiß nicht, ob ich den ganzen Tag dort arbeiten wollen würde. Einen halben Tag kann ich mir gut vorstellen aber sonst geht schon sehr viel Zeit weg am Reiseort. Andererseits kann man ja auch Zuhause nach der Arbeit entsprechend entspannen und kombiniert dort beides also warum nicht auch an einem schönen Ort dabei sein?

Gibt es bei euch entsprechende Optionen oder habt ihr diese eventuell schon einmal genutzt? Könntet ihr Home-Office und Reise kombiniert vorstellen oder wollt ihr im Urlaub den vollen Fokus aus Erlebnisse und/oder Entspannung?

Wie viele ArbeitnehmerInnen habe ich durch Corona auch Erfahrungen mit Home Office (oder genauer gesagt: mobilem Arbeiten) sammeln dürfen, und ich sehe mittlerweile neben den offensichtlichen Vorteilen auch die Nachteile eines solchen Arrangements.

Wenn man nicht in der mehr oder weniger privilegierten Lage ist, im "Home Office" auf gut Deutsch blau zu machen, ist es nach wie vor keine Freizeit zur beliebigen Verfügung. Es ist zwar tatsächlich bequem, zwischendurch kurz im Haushalt zu kramen oder ähnliches, aber das Arbeitspensum, so vorhanden, muss erledigt werden, und normalerweise muss man auch zu vorgegebenen Zeiten erreichbar sein.

Ich dachte mir naiverweise auch, dass ich zum Beispiel ausschlafen und abends länger arbeiten könnte, aber es war eben gewünscht, zu "normalen" Bürozeiten zuverlässig greifbar zu sein. Vom Café oder vom Strand aus ans Handy zu gehen hätte auch bei meinem sehr toleranten und kulanten Chef nicht als Arbeitsleistung gezählt.

In meinen Augen wäre Home Office von irgendeinem Urlaubsort keine schöne Reise mit gelegentlichem Blick auf die dienstlichen Mails, sondern mein übliches Arbeitspensum von einem Hotelzimmer aus. Da habe ich lieber komplett Urlaub ohne einen Gedanken ans Büro. Nach Feierabend an den Strand oder ähnliches hört sich zwar theoretisch super an, aber ich bin nach der Arbeit oft auch reichlich erledigt und würde mein eigenes Sofa in Gammelkluft vorziehen. Zumal da der Aufenthalt an einem "schönen Ort" oft genug auch nicht ganz billig ist und ich ihn lieber zu 100% genießen möchte als ihn mit Erwerbsarbeit zu versauen.

Selbst habe ich das noch nie so gemacht, als ich noch fest angestellt war. Mittlerweile arbeite ich freiberuflich und kann mir das also durchaus vorstellen, wobei ich da aber natürlich keine Erlaubnis vom Chef benötige. Grundsätzlich kann ich es mir auch vorstellen, während einer normalen Festanstellung zu verreisen und dann vom Home Office aus zu arbeiten. Allerdings bringt das natürlich trotzdem auch Nachteile mit sich.

Für Anreise und Abreise muss man gegebenenfalls tatsächlich Urlaub nehmen, wenn diese Tage nicht auf das Wochenende fallen. Aber das könnte man ja tatsächlich so legen. Ansonsten muss man sich natürlich auch sehr sicher sein, dass das Internet am Urlaubsort einwandfrei funktioniert und gegebenenfalls auch selbst schon dafür sorgen, indem man seine mobilen Daten aufstockt. Vielleicht kann man dafür ja auch die Konferenzräume nutzen, die manche Hotels so haben.

Ansonsten fände ich es auch noch wichtig, dass das Hotelzimmer einen ordentlichen Schreibtisch und generell auch genügend Platz zum Arbeiten bietet. Immerhin verbringt man da ja trotzdem acht Stunden oder mehr am Schreibtisch, sofern sich die Arbeit nicht gerade am Smartphone und am Strand erledigen lässt. Da hat man dann auch nicht mehr so viel vom Urlaubsort an sich, wobei man aber natürlich den Feierabend nutzen kann, um noch einmal raus und an den Strand zu gehen.

Ich kann das selber durchaus so machen, allerdings frage ich mich, was das bringen sollte. Ich habe 2 Kinder und mein Mann ist festangestellt und kann auch nicht mal eben mit ins Ausland. Für mich wäre das also keine Option, aber an sich wäre es möglich. Ich finde es aber schade, wenn man dann in einer schönen Umgebung ist und quasi nichts vom Urlaub hat, weil man die ganze Zeit noch etwas fertigbekommen muss für die Arbeit. Bei 4 Wochen finde ich 2 Wochen Urlaub und 2 Wochen Arbeit am besten. Sonst kann man den Urlaub ja nicht wirklich genießen. An sich denke ich aber, dass viele Arbeitgeber durch Corona auch moderner geworden sind und dies eine gute Sache für Arbeitnehmer ist.