Zum Putzen nur einen Kittel tragen?
Gestern früh besuchte ich Monika, eine ehemalige Arbeitskollegin. Sie hatte mich unlängst gefragt, ob ich ihr nicht beim Wechseln ihrer Gardinen und Vorhängen helfen könnte, einschließlich dem erforderlichen Putzen der recht hohen Fenster.
Als sie mir die Wohnungstür öffnete, war ich von ihrem Aufzug sehr überrascht, denn das hatte ich wirklich nicht erwartet. Monika trug nur einen kurzärmeligen weißen Arbeitskittel, der ihr bis zum Knie reichte. Monika sah mir mein Erstaunen über ihren Aufzug an und erklärte, dass sie aufgrund des heißen Wetters sich dazu entschlossen hätte, einfach nur mal einen alten Baumwollkittel anzuziehen.
Ein Kittel ist bei diesem Wetter wunderbar luftig und aus meinem vorherigen Beruf besitze ich noch einige davon, sagte sie. Ich fand, dass sie im weißen Kittel eine ausgesprochen gute Figur machte. Was meint ihr, sollte man bei diesem Wetter auch nur mal einen Kittel tragen?
Was ist jetzt so aufregend daran, dass Frauen zur Hausarbeit bei sommerlichen Temperaturen Unterwäsche und eine Kittelschürze tragen. Hier im Westen war das bis vor etwa 30 Jahren, bevor die Hausfrauen ausstarben, ganz normal. Ältere Nachbarinnen über 70 Jahre sind bis heute so unterwegs. Und in der DDR war die Kittelschürze auch normal, habe ich mir sagen lassen. Ich finde die Dinger altbacken.
Ich finde es auch nicht so erwähnenswert, dass jemand für bestimmte Hausarbeiten Kittel trägt. Ich finde es eher ungewöhnlich, dass man jemanden bittet, beim Fensterputzen zu helfen. Ich würde niemanden bitten, mir beim Putzen zu helfen. Vielleicht am ehesten bei einer Endreinigung beim Auszug, aber das habe ich auch noch nie gemacht und mich hat auch noch niemand darum gebeten.
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn man andere Menschen um Hilfe bittet, gerade wenn man auf eine Leiter steigen muss und da vielleicht auch einfach etwas Sicherheit haben möchte, finde ich es nachvollziehbar. Ein Kittel ist nun wirklich nicht unbedingt das, was ich als modern bezeichnen würde, aber er wird schon sehr lange zum Putzen und im Haushalt getragen, von daher wäre ich nun nicht so überrascht, wenn jemand einen Kittel trägt. Wobei ich das Ding eher altbacken finde und selber keinen Kittel nutze.
Hier hat jemand wohl einen Kittelschürzenfetisch. Es gibt bekanntlich nichts, was niemanden anturnt, und gerade wenn es so heiß ist und man so schwitzen muss, kann es ja auch sein, dass Monika nur einen Baumwollschlüppi "drunter" an hat und diverse Körperteile beim gemeinsamen "Fensterputzen" locker baumeln...
Für mich gehen Kittelschürzen diesseits der 80 so was von gar nicht, wenn man von zweifellos existenten Hausfrauenpornos mal absieht. Schon meine Oma selig vor 40 Jahren hatte "Arbeitskleidung" für Putzarbeiten, die oft schon etwas abgetragen war, aber mit der man zur Not auch schnell zum Bäcker oder zur Nachbarin huschen konnte. Aber mit Kittel und nichts drunter? Nein, Oma hat sich zeitlebens nie derart "gehen lassen" und recht hatte sie.
Mein erster Gedanke war auch Fetisch und Nacktputzer, aber ich kann das nicht so treffend ausdrücken wie Gerbera.
Das konnte damals aber auch leicht passieren! Ob im Imbiss oder im Pommeswagen im Freibad: Mit Fritteuse, Bratplatte und Hähnchengrill im Hochsommer griffen die Damen vom Grill zu Unterwäsche und Kittelschürze. So weit verständlich und praktisch bei dem Klima hinter dem Tresen.
Und dann kamen die ehrbaren Hausfrauen wie meine Tagesmutti, die Schnellimbissen und Essen außer Haus generell misstrauten. Da bekam Kind Einsichten, die es nie von selbst genommen hätte. Schließlich bestimmte nicht nur die Reinheit der Kittelschürze darüber, ob es die heiß ersehnten Pommes gab.
Auch die Sauberkeit der Unterwäsche war wichtig. Schimmerte die ursprünglich weiße Polyestermiederware gräulich durch den Armausschnitt, wurde die Dame aus unsauber klassifiziert und der Snack wurde gestrichen. Wenn ich nun ein kleiner Junge gewesen wäre oder an Frauen interessiert ... wer weiß ...
Ich muss zugeben, dass ich in dieser Hinsicht ein bisschen zwiegespalten bin. Klar, bei heißem Wetter möchte man sich möglichst luftig kleiden und sich nicht wie in einer Sauna fühlen. Ein Baumwollkittel kann da sicherlich eine angenehme Option sein, um sich etwas kühler zu fühlen.
Aber andererseits wäre es für mich persönlich wohl doch eine ungewohnte Wahl. Ich meine, ein Kittel ist irgendwie stark mit der Arbeit assoziiert, und ihn einfach so im Alltag zu tragen, wäre für mich vielleicht etwas ungewohnt. Aber hey, jeder soll tragen, was ihm oder ihr gefällt und womit man sich wohlfühlt.
Ich denke, am Ende zählt vor allem der persönliche Komfort. Wenn man sich in einem Kittel oder einer anderen lockeren Kleidung bei heißem Wetter wohlfühlt und es praktisch findet, dann spricht nichts dagegen. Jeder hat eben seinen eigenen Stil und seine Vorlieben, und solange man sich damit wohl fühlt, ist doch alles in Ordnung.
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