Obdachlosigkeit in Deutschland
Ich habe nun zum ersten Mal in Deutschland Urlaub gemacht. Unter anderem waren wir auch in verschiedenen Städten, die wir übrigens wirklich wunderschön empfunden haben!
Erschrocken waren wir oft von der hohen Anzahl an Obdachlosen, insbesondere im Bereich der Hauptbahnhöfen. Es wird sich wohl kaum einer freiwillig die Obdachlosigkeit ausgesucht haben und es soll jetzt auf gar keinen Fall eine "Beschwerde" oder dergleichen sein. Ganz im Gegenteil! Mir tat es sehr Leid, derart viele Obdachlose zu sehen! Klar gibt es wohl vor allem in Großstädten immer Obdachlose und Bettler, aber dennoch war ich von der Anzahl fast schon schockiert! Ich habe damit vor allem in einem Land wie Deutschland nicht damit gerechnet - nicht in diesem Ausmaß!
Ich habe auch sehr viele Frauen gesehen, die in Schlafsäcken auf Straßen übernachtet haben. Traurig, das war wirklich extrem traurig. Und irgendwie muss ich immer wieder daran denken.
Wie kommt es zu dieser hohen Zahl? Ich dachte eigentlich, dass es auch in Deutschland Sozialhilfen und dergleichen gibt. Gibt es zu wenig Unterkünfte für Obdachlose in Not? Woran liegt es sonst? Ich kannte es auch nicht, dass man von vielen persönlich angesprochen wird und um Geld gebeten wird. Ich war in erster Linie in Nord-Deutschland. Ist das vor allem im Norden so, oder ist das im ganzen Land so? Ich war auch schon einmal in München, da wäre es mir nicht so stark aufgefallen. Allerdings war in in München auch nicht am Hauptbahnhof und ich war auch nur sehr kurz dort.
Das klingt ja gerade so, als würde bei uns an jeder Ecke jemand auf der Straße schlafen. Ich bin mir sicher, wenn du in deinem Heimatland im Sommer in einer größeren Stadt unterwegs bist, wirst du da auch Leute sehen, die vermeintlich auf der Straße leben oder aus finanziellen Gründen eben diesen Eindruck erwecken (sollen). Nur hast du da wahrscheinlich nicht so viel Zeit dich umzuschauen als wenn du für touristische Zwecke irgendwo unterwegs bist.
Ja, bei uns gibt es tatsächlich Sozialhilfe, wer hätte das gedacht, und wir haben sogar Unterkünfte für Obdachlose und Organisationen, die sich kümmern. Und es wird dich vielleicht erstaunen, dass sich viele Menschen tatsächlich gegen diese Unterkünfte entscheiden und lieber draußen schlafen wenn es das Wetter zulässt.
Liegt zum Beispiel daran, dass in vielen Unterkünften Drogen und Alkohol nicht erlaubt sind oder, dass Hunde nicht mit ins Haus dürfen. Die Probleme, die viele Leute in der Szene haben, lassen sich nicht so einfach mit ein bisschen Betroffenheit und Geld regeln.
Die Zahl der Menschen, die tatsächlich als obdachlos gelten, ist übrigens relativ gering im Vergleich zu den Menschen, die als wohnungslos gelten. Über dieses "Ausmaß" könntest du tatsächlich entsetzt sein, weil das auch immer wieder Menschen betrifft, die eigentlich ein geregeltes Leben haben mit Job und Familie, die aber nicht genug verdienen um in gewissen teuren Regionen schnell eine neue Wohnung zu finden.
Wir haben bei über 80 Millionen Einwohnern nur rund 38.500 Obdachlose. Das sind zwar alles bedauerliche Einzelschicksale, aber in Relation zur Bevölkerungsmenge sind es nicht viele Personen. Um genau zu sein, in meinem Stadtteil in der Großstadt leben auf 15 Quadratkilometern mehr Menschen als in der gesamten Bundesrepublik obdachlos sind.
Außerdem muss man differenzieren. Hier bei mir hockt nahezu vor jedem Discounter und in der Fußgängerzone vor jedem dritten Geschäftseingang ein Bettler oder eine Bettlerin. Davon sind allerdings die wenigsten obdachlos oder nur wohnungslos. Die werden am Abend alle von Kleintransportern eingesammelt. Das ist für viele Rumänen und Bulgaren ein florierendes Geschäft.
Und nein, ich habe nichts gegen Menschen aus Rumänien und Bulgarien. Hier haben einige Familien in der Nachbarschaft alte Mehrfamilienhäuser gekauft und saniert. Und auch einige Mieter in der Umgebung stammen von dort und machen wirklich keine Probleme.
Wenn ich mich in meiner Stadt umsehe, dann fehlt halt das passende Angebot. Gerade Frauen haben hier kaum eine Wahl. Es gibt genau zwei Notschlafplätze für weibliche Obdachlose. Da darf frau dann eine Nacht bleiben und dann muss sie zum Jobcenter für die Finanzierung und sich für ein Programm entscheiden. Also geht's ab in die Entgiftung, zum betreuten Wohnen mit Sozialarbeitern oder in betreute WGs. Wer das nicht möchte oder einen Hund besitzt, der bleibt halt auf der Straße.
Männer finden hier dagegen eher Plätze und können Monate im Wohnheim ein Einzelzimmer bewohnen. Die müssen nur pünktlich am Abend da sein, nicht im Haus konsumieren, nicht gewalttätig und nicht hackenstramm sein. Da gibt es nicht den totalen Resozialisierungszwang. Aber natürlich ist das manchem immer noch zu viel oder er hat einen Hund. Und am Tage nimmt man diese Menschen meist als obdachlos war.
Das gilt übrigens auch für die an vielen Stellen in meinem Stadtgebiet verteilte Trinkerszene. Es wirkt wir Obdachlose. Aber diese Menschen haben Wohnungen oder sind ab einem gewissen Alter in einem Seniorenheim untergebracht.
Natürlich gibt es hier Sozialhilfe. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Bürokratie auch einige Schuld daran trägt, dass so viele Menschen auf der Straße leben. Ist man erstmal aus dem System geflogen, ist es gar nicht so leicht wieder Fuß zu fassen.
Außerdem gibt es viel zu wenige Einrichtungen, die dann noch Regeln haben, die es den Obdachlosen schwer machen, diese auch nutzen zu können. Gerade als Frau ist es sicherlich nicht sonderlich leicht auf der Straße, aber es gibt durchaus auch Menschen, die sich das selber aussuchen und sich auch nicht helfen lassen wollen und so leben wollen. Oftmals sind es ja Drogen und Alkohol, die einen in diesen Teufelskreis treiben und auf denen man dann hängenbleibt.
Man müsste unbürokratischer in den Einrichtungen arbeiten können und auf der Straße besser helfen können, damit die Situation besser werden würde. Es wäre sicherlich auch hilfreich, wenn man Möglichkeiten bekommen würde wieder in das System zu finden. Ich meine, wenn man auf der Straße lebt, ist es sicherlich auch nicht leicht wieder ins Arbeitsleben zu finden und überhaupt genommen zu werden, da sollte es Hilfen geben.
Ich kann verstehen, wie schockierend und traurig es sein muss, so viele Obdachlose zu sehen. Vor allem in einem wohlhabenden Land wie Deutschland.
Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig und komplex. Ja, in Deutschland gibt es Sozialhilfen und Unterstützungsprogramme für bedürftige Menschen, aber manchmal reichen diese Hilfen nicht aus, um alle Obdachlosen angemessen zu versorgen. Es gibt eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, vor allem in Ballungsgebieten, und viele Menschen, insbesondere Alleinerziehende und Geringverdiener, haben Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, die sie sich leisten können.
Darüber hinaus gibt es auch Menschen, die aufgrund von psychischen Problemen, Suchterkrankungen oder anderen persönlichen Herausforderungen ihre Wohnsituation verloren haben und keine angemessene Unterstützung erhalten.
Die Obdachlosigkeit ist nicht auf den Norden Deutschlands beschränkt, sondern tritt in vielen Teilen des Landes auf. In größeren Städten, insbesondere in der Nähe von Hauptbahnhöfen und Touristengebieten, ist die Obdachlosigkeit möglicherweise auffälliger, da hier viele Menschen zusammenkommen.
Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft uns bewusst machen, dass Obdachlosigkeit ein ernstes soziales Problem ist, das dringend angegangen werden muss. Es ist nicht nur eine Frage der fehlenden Unterkünfte, sondern auch der sozialen Unterstützung, der Prävention und der Integration von obdachlosen Menschen in die Gesellschaft.
Als Einzelpersonen können wir dazu beitragen, indem wir Obdachlosen mit Mitgefühl begegnen, Unterstützungsorganisationen und Hilfsprojekte unterstützen und uns für eine gerechtere Sozialpolitik einsetzen. Jeder kleine Beitrag kann dazu beitragen, das Leben der Obdachlosen zu verbessern und ihnen eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben.
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