„Berliner Löwenjagd“ wirklich sehr peinlich?

Mittlerweile hat sich ja wohl herausgestellt, dass die vermeintlich entlaufene Löwin von Berlin nun doch ein Wildschwein war, und die Suche wurde am Wochenende auch eingestellt. Von Polizeiseite wurde aber auch ein Riesenaufwand betrieben und nun amüsiert sich nahezu die gesamte Weltpresse über dieses Ereignis und macht sich natürlich über die Deutschen lustig. Habt ihr dieses Ereignis im Nachhinein auch als sehr peinlich empfunden oder wird diese Schadenfreude eurer Meinung nach etwas übertrieben?

Was ist an diesem Sommerlochtier jetzt peinlicher als an anderen Sommerlochtieren? Das gibt es in irgendeiner Form doch fast jeden Sommer. Ich habe vor Kurzem sogar eine Top Ten Liste der besten Sommerlochtiere gesehen. Und auch Wildkatzen als Sommerlochtiere sind nicht wirklich eine neue Erfindung. Die sind noch nicht mal eine deutsche Erfindung. Die Schweizer hatten schon vor Jahren einen angeblichen Panther.

Ich bezweifle sehr, dass sich die gesamte "Weltpresse" länger als drei Sekunden für diese harmlose kleine Verwechslung interessiert hat oder sich dauerhaft noch mehr über "die Deutschen" lustig macht als sonst schon. So spannend ist eine Löwenjagd außerhalb von Klein-Kleckerow nun auch nicht.

Außerdem gehören die schon erwähnten "Sommerlochtiere" vom Panther bis zum Alligator fast schon traditionell zur Berichterstattung zwischen Juni und September, wo alle Welt Urlaub hat, sich draußen herumtreibt und sich die Hitze aufs Hirn schlagen lässt.

Ich habe den ebenfalls traditionellen verwackelten Dreisekünder als Video selbstverständlich auch in Augenschein genommen und nach Wildschwein hat das Vieh für mein ungeübtes Auge wahrhaftig nicht ausgesehen. Und die Leute halten sich bekanntlich alle möglichen Viecher illegal in der Garage, weswegen ich eine freilaufende Raubkatze grundsätzlich nicht ausschließen würde.

Erst letztes Jahr wurde ein ausgewachsener Puma in einer Holzkiste auf dem Rücksitz eines Pkws entdeckt, der, selbstverständlich illegal importiert, als exotisches Haustier gedacht war. Das bedauernswerte Geschöpf lebt jetzt anonym und reichlich verhaltensgestört in einem Wildpark.

Es ist ja noch nicht endgültig geklärt, ob es sich um ein Wildschwein handelt. Die Kotprobe und auch die Haarprobe werden noch untersucht. Aktuell ist halt nur ein Löwe bzw. allgemein eine Raubkatze ausgeschlossen worden. Allerdings muss die Polizei nun sehr darunter leiden, aber diese hat ja den Einsatz nicht eigenmächtig ausgelöst. Auslöser war wohl eher der Bürgermeister von Kleinmachnow.

Wobei die Vorkommnisse insgesamt recht suspekt sind. Denn von der Vermutung, dass da eine Löwin gesichtet wurde, rückte man ja nur ab, nachdem sich ein Mitglied vom Remmo-Clan dazu gemeldet hatte. Dazu vergleicht man eine Aufnahme, wo das Tier einfach steht mit einem Foto, wo eine Löwin säuft. Da kann ich auch Äpfel mit Birnen vergleichen, da die Körperhaltung total verschieden ist.

Aber insgesamt war der Einsatz wohl erst mal richtig. Hätte man es nicht ernst genommen und es wäre jemand zu Schaden gekommen, dann gäbe es auch nur Vorwürfe. Es ist also wie so oft. Egal, wie man reagiert, es ist am Ende scheinbar falsch gewesen.

Ich finde das nicht peinlich. Meine Freunde und ich haben sich darüber zwar amüsiert, auch Witze haben wir über die Situation gemacht, aber meiner Meinung nach wurde richtig gehandelt. Sicherlich wird diese Nachricht in der Weltpresse als lustig empfunden und wird einige Leser zum Schmunzeln bringen, aber was ist daran so schlimm oder peinlich? Ich empfinde das auch nicht als typische Sommerloch-Nachrichten. Die Anwohner waren einfach nur besorgt gewesen, und Irrtümer können passieren.