Wird die Fast Fashion Industrie wirklich langsamer?
Seit dem letzten Jahrzehnt gibt es eine wachsende Bewegung von Verbrauchern, die sich für nachhaltige Mode interessieren und bereit sind, mehr Geld für Kleidungsstücke auszugeben, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden und länger halten. Die Abgründe der Herstellung von Mode sind vermutlich den meisten nur allzu bekannt, sodass niemand sich mehr hinter vermeintlich arglosem Nichtwissen verstecken kann.
Manchen Quellen und Artikeln zufolge gibt es laut Meinung der Schreiber angeblich Anzeichen dafür, dass die Fast-Fashion-Industrie langsamer wird. Zumindest etwas oder vielleicht auch nur dem Anschein nach. In den letzten Jahren haben viele große Modeunternehmen wie H&M und Zara ihre Bemühungen zur Nachhaltigkeit verstärkt und versucht, ihre Produktionsprozesse hinsichtlich Recycling und Materialauswahl zu verbessern.
Ist das eine echte Veränderung oder nur Augenwischerei bzw. das berühmte Greenwashing? Ist das Angebot in den entsprechenden Ketten nicht immer noch überwältigend groß und schnell wechselnd? Wie viel Prozent der Kleidung ist wirklich unter diesen Punkt des Abrückens von Fast Fashion zu verbuchen? Können Ketten wie die hier zitierten das überhaupt leisten, wenn es doch ihre alte Kernkompetenz war, jede Woche oder jede zweite ganze Kollektionen auf den Markt zu werfen?
Es gibt überhaupt keine guten Möglichkeiten um Fasern aus alter Kleidung in neuer Kleidung zu verwenden. Alle Prozesse, die wir bisher kennen, führen dazu, dass man kürzere Fasern erhält, die man nur durch die Beimischung von einem hohen Anteil neuer Fasern wieder zu Kleidung verarbeiten kann. Und die Prozesse zur Rückgewinnung von Plastik aus Kleidung sind (noch) viel zu teuer. Das, was bei H&M und Co. aus recyceltem Plastik hängt besteht aus PET Flaschen oder aus Plastik, das überhaupt noch nie verwendet wurde. Wird direkt von der Industrie gekauft.
Natürlich ist das ein Paradebeispiel für Greenwashing, aber selbst wenn es das nicht wäre würden die ernsthaften Bemühungen in der Masse untergehen. Ich war gerade letzte Woche bei H&M, nicht mit Kaufabsichten, sondern weil es in dem Laden deutlich kühler war als an der Straßenbahnhaltestelle. Da läuft gerade irgendein "Sale" und es hat sich halt überhaupt nichts geändert. Da hängen massenweise angeblich reduzierter Klamotten aus billigsten Materialien, die extra für diese Aktion hergestellt wurden. Was bringt denn eine kleine Kollektion aus recyceltem Plastik wenn gleich daneben tausende Teile aus neuem Plastik auf die Schnäppchen Käuferin warten?
Nachhaltig wäre es natürlich wenn man Kleidung herstellen würde, die möglichst lange getragen werden kann. Ich sehe aber nicht, dass sich die Qualität der Stoffe und die Verarbeitung in den letzten Jahren irgendwie verbessert haben. Eher im Gegenteil. Meine uralten H&M T-Shirts sind trotz jahrelangem tragen und waschen immer noch dicker als das, was aktuell in den Läden hängt.
Nachhaltig wäre es auch auf Materialmischungen bei den Stoffen zu verzichten und vor allem natürlich auf Plastik. Das gilt übrigens auch für die Nähte. Ein T-Shirt, das aus 100% Baumwolle besteht, muss man eigentlich nicht recyceln wenn es das Ende seines Lebens erreicht hat, das kann kompostiert werden. Da sehe ich schon kleine Fortschritte. Zumindest im Sommer findet man seit ein paar Jahren bei fast allen Fast Fashion Marken Kleidung aus Leinen oder Leinen/Baumwolle/Viskose, die komplett ohne Plastik auskommt.
Das Fast Fashion Problem sitzt aber gar nicht mehr in Europa sondern in China. Und ich meine jetzt nicht als Produzent sondern als Verkäufer. Shein und Co. verkaufen billigsten Schrott, der teilweise nicht mal die erste Wäsche übersteht, direkt über das Internet und der Marktanteil steigt. Und durch den direkten Versand aus China umgehen die auch sämtliche Regelungen, die es in der EU aktuell gibt oder die im Gespräch sind. Siehe zum Beispiel die Untersuchungen bezüglicher der Schadstoffe in diesen Klamotten.
Cloudy24 hat geschrieben:Nachhaltig wäre es natürlich wenn man Kleidung herstellen würde, die möglichst lange getragen werden kann. Ich sehe aber nicht, dass sich die Qualität der Stoffe und die Verarbeitung in den letzten Jahren irgendwie verbessert haben. Eher im Gegenteil.
Die Erfahrungen habe ich auch gemacht bzw. bin zu ähnlichen gedanklichen Ergebnissen gekommen. Wenn die heutzutage nicht so einen unfassbaren Schrott aus minderwertigen Stoffen und sauschlechten Nähten fabrizieren lassen würden, könnte man gerade Basics Jahre oder sogar Jahrzehnte tragen. Ich habe auch noch einige Baumwolltops und Shirts aus den Nuller Jahren, die den Test der Zeit schadlos überstanden haben.
Neben Shein sehe ich in letzter Zeit immer vermehrt auf Social Media Werbung für Temu. Noch so ein Chinaschrottladen, der billiges Plastik durch die Welt schippert. Das ist alles so eine seltsame Diskrepanz; auf der einen Seite jene, die sich versuchen, Gedanken zu machen und nachhaltiger zu sein, auf der anderen Seite die, welche sich ihre sieben Plastikordner, fünf Polyestertops und irgendwelchen Plunder, der beim nächsten Aussortieren auf der Halde landen wird, in China bestellen.
Verbena hat geschrieben:Neben Shein sehe ich in letzter Zeit immer vermehrt auf Social Media Werbung für Temu. Noch so ein Chinaschrottladen, der billiges Plastik durch die Welt schippert.
Diese Anzeigen sehe ich in letzter Zeit auch ständig in Aps, wo man die Werbung ja leider nicht so einfach blockieren kann. Ich habe mich gefragt, was das jetzt wieder für ein neues Übel ist und herausgefunden, dass die anscheinend teilweise genau das gleiche Zeug wie Shein anbieten. In dem Video, das ich anschaut haben, waren oft sogar die Bilder der beiden Seiten genau gleich.
Also entweder gehören die zusammen oder sie arbeiten mit den gleichen Fabriken zusammen oder sie klauen die gleichen Designs und kopieren sie dann. Ausländische Webseiten sind ja nicht zu einem Impressum verpflichtet, deshalb lässt sich das nicht herausfinden. Auf jeden Fall ist Temu kein bisschen besser als Shein.
Temu ist ein Marktplatz wie ähnlich dem Amazon Marketplace oder den ganzen Onlineshops, die mittlerweile Händler zulassen. Shein dagegen handelt selbst.
Das blöde an der Mode ist ja mittlerweile, dass die Qualität bei fast allen Anbietern deutlich nachgelassen hat. Bis auf wenige, oft sehr teure Nischenmarken gibt es auch im mittleren und hohen Preissegment nur ziemlichen Schrott. Das war früher anders.
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