In welchem Fall eine Kündigung nicht selbst abgeben wollen?

vom 08.07.2023, 22:53 Uhr

Kürzlich habe ich im Radio gehört, dass es in Japan tatsächlich Agenturen gibt, die für einen Arbeitnehmer die Kündigung beim Arbeitgeber übernehmen. Diese Dienstleistung soll dort wohl ziemlich gut ankommen. Begründet wurdet das Interesse dort damit, dass dieses Volk sehr höflich ist und eine Kündigung als sehr unangenehmer Schritt empfunden wird.

Ich persönlich hatte vor meinem jetzigen Arbeitgeber immer befristete Verträge, sodass ich mir über eine Kündigung gar keine Gedanken machen musste. Gerade bei meinem jetzigen Arbeitgeber habe ich allerdings jetzt schon mehrere Kolleginnen gehen sehen, die den Arbeitgeber mit Tränen in den Augen verlassen haben und denen die Kündigung tatsächlich auch unangenehm war.

Die Gründe für die Kündigung lagen dabei immer im privaten Bereich und nicht, weil sie ihre Arbeit nicht gemocht hatten. Die Kündigung fiel allen tatsächlich sehr schwer, weil sie eigentlich gerne geblieben wären und irgendwo ein schlechtes Gewissen hatten das Team im Stich zu lassen. Letztendlich wurde allen jedoch Verständnis entgegengebracht für deren Schritt und es war alles halb so schlimm.

Ich persönlich könnte mir so eine Kündigung durch Dritte eigentlich nur vorstellen, wenn man nicht im Guten vom Arbeitgeber gehen möchte. Da erleichtert es das Ganze vielleicht, wenn man nicht mehr selbst mit den Personen in Kontakt treten muss. Wobei im Prinzip eine Kündigung in Deutschland ja eh schriftlich erklärt werden muss und so der persönliche, direkte Kontakt unter Umständen gar nicht notwendig ist.

Gab es in eurem Berufsleben schon Kündigungen, die euch selbst schwer gefallen sind? Hättet ihr die Kündigung lieber durch Dritte überbringen lassen wollen? In welchen Situationen würdet ihr einen solchen "Kündigungsservice" nutzen wollen bzw. wo/wann wäre dieser für euch vorstellbar?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde so einen Kündigungsservice nicht nutzen wollen und denke auch, dass man sich damit in Deutschland keinen Gefallen tun würde. Immerhin bekommt man ein Arbeitszeugnis und wenn da dann versteckt drinnen steht, dass man sich nicht mal getraut hat, die Kündigung abzugeben, wird das wohl nicht förderlich sein. Ich war auch bisher nicht in der Situation, dass ich kündigen musste. Meistens war vorher klar, wie lange es gehen wird.

In asiatischen Ländern ist es ja oft einfach ein bisschen anders mit dem Gesicht verlieren, der Scham und auch dem Miteinander. Ich meine da laufen einfach einige Dinge anders und das sollte man so auch respektieren. Aus deutscher Sicht macht so ein Service aber keinen Sinn.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für mich ist ein Arbeitsverhältnis genau das: eine Geschäftsbeziehung. Ich liefere die im öffentlichen Dienst übliche Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte ab und bekomme dafür exakt das tariflich vorgeschriebene Minimum an Entlohnung. Professionell-höfliches Auftreten und Umgang setze ich voraus, alles andere sind Boni, die ich gerne mitnehme, die mich aber nicht emotional an irgendwas binden.

Ich habe in meinem Berufsleben noch nicht sonderlich oft gekündigt, aber Emotionen waren nie nennenswert im Spiel. Ich hatte eben etwas Besseres gefunden bzw. ein Studium angefangen. Kündigungsfrist drei Monate, ein feuchter Händedruck und Tschüssi! Nach allem, was ich über die japanische Kultur gerade im professionellen Bereich weiß, würde ich da sowieso keine drei Tage überleben, bevor man mich höflich lächelnd und unter entschuldigenden Verbeugungen mit Bleigewichten in der Bucht von Tokyo versenkt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe bereits Kündigungen in meinem Berufsleben erlebt, sowohl meine eigenen als auch die von Kollegen.

In einigen Fällen fiel es mir persönlich schwer, eine Kündigung zu übergeben. Es ist nie eine angenehme Situation, jemandem mitteilen zu müssen, dass man das Unternehmen verlassen wird. Oftmals spielten dabei emotionale Gründe oder Veränderungen in meinem persönlichen Leben eine Rolle. Es fühlte sich anfangs unangenehm an und ich hatte Bedenken, wie mein Arbeitgeber oder meine Kollegen reagieren würden.

Allerdings habe ich mich dafür entschieden, die Kündigung persönlich zu übergeben, da ich es als fair und respektvoll empfand. Es ermöglichte mir, meine Beweggründe zu erklären und einen offenen Dialog zu führen. Auch wenn es schwierig war, konnte ich auf diese Weise Missverständnisse klären und einen würdevollen Abschied nehmen. Im Nachhinein war ich froh, dass ich die Kündigungen selbst überbracht habe, da es zu einem positiven Abschluss meiner Zeit im Unternehmen beitrug.

In Bezug auf einen Kündigungsservice kann ich verstehen, dass einige Menschen diese Option in Erwägung ziehen könnten, insbesondere wenn persönliche oder emotionale Gründe die Kündigung erschweren. Ein professioneller Vermittler könnte dabei helfen, die Kommunikation zu erleichtern und mögliche Konflikte zu minimieren. Es könnte auch dazu beitragen, die eigene Belastung zu reduzieren und eine gewisse Distanz zu wahren.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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