Sinn von 80+ zeritifizierten Netzteilen?
Eigentlich sind die Netzteile, die mit "80 Plus" und gar noch besseren Zertifikaten* ausgezeichnet sind, dazu da, den Stromverbrauch beim Endanwender zu senken und so auch das Klima zu schonen. Aber geht die Rechnung wirklich auf?
Nehmen wir mal ein übertriebenes und ein wirklich übertriebenes System als Beispiel, welches letztendlich unter Last 500 Watt bzw. sogar 800 Watt vom Netzteil fordert ** und "verwenden" dabei ein Netzteil mit 75% Effizienz repräsentativ für eins ohne 80+ Auszeichnung, eins mit 80%, eins mit 85% und eins mit sogar 90% Effizienz. Des weiteren gehen wir davon aus, dass der PC im Schnitt gesehen utopische 8 Stunden unter Maximallast stehen würde.
Die Leistung, die die Systeme mit den verschiedenen Effizienzstufen aus dem Netz ziehen:
500 W: 666 W (75%), 625 W (80%), 588 W (85%), 555 W (90%)
800 W: 1066 W (75%), 1000 W (80%), 941 W (85%), 888 W (90%)
Jährlicher Verbrauch:
500 W: 1994 kWh (75%), 1825 kWh (80%), 1717 kWh (85%), 1620 kWh (90%)
800 W: 3112 kWh (75%), 2920 kWh (80%), 2747 kWh (85%), 2592 kWh (90%)
Die jährlichen Kosten bei erwähnten 8 Stunden pro Tag und einem Strompreis von 0,20€/kWh:
500 W: 388€ (75%), 365€ (80%), 343€ (85%), 324€ (90%)
800 W: 620€ (75%), 584€ (80%), 528€ (85%), 518€ (90%)
Geht man von etwas realistischeren Werten in Hinsicht auf Stromverbrauch pro Tag aus, spart man wahrscheinlich bei weitem keine 50€ jährlich, nicht einmal, wenn man statt einem äußerst ineffizienten Netzteil direkt zu einem sehr teuren 80+ Gold Netzteil greift. Kostenmäßig gesehen lohnt es sich für den Endkunden also kaum, zu einem zertifizierten Netzteil zu greifen, da der Aufpreis des Netzteils sich teilweise erst nach vielen Jahren unter extremer Benutzung bezahlt macht.
Nun ein Blick auf den Umweltschutzaspekt: Ich meine gehört zu haben, dass vor allem die besonders effizienten Netzteile, damit meine ich ab 80+ Gold zertifizierte, auch aufwendiger in der Herstellung sind bzw. höherwertige Bauteile benötigen. Soweit ich weiß brauchen diese Bauteile allerdings auch mehr Strom bzw. "Klima" in der Produktion, wodurch auch fragwürdig wird, ob in einem realistischen Lastszenario das Klima durch ein hochzertifiziertes Netzteil überhaupt geschont werden kann.
*Welche Effizienz bei 20%, 50% und 100% Last erreicht werden muss um die jeweilige Auszeichnung zu erhalten:
80+ 80/80/80
80+ Bronze 82/85/82
80+ Silber 85/88/85
80+ Gold 87/9087
80+ Platin 90/94/91
**Tatsächlich braucht selbst ein hochgetakteter Quad inklusive 3 Grafikkarten bzw. sogar 2 Dual-GPU-Karten nicht mehr als 700 Watt, wie dieser Test zeigt.
Wie seht ihr das ganze bzw. entdeckt ihr einen Fehler in meiner Überlegung zu Kostenersparnis und Klimaschutz von zertifizierten Netzteilen? Denn so wie ich das sehe lohnt es sich kostenmäßig für den Endkunden kaum, um wirklich etwas über den Klimaschutz zu sagen müsste man wissen, wie umweltschädlich die Herstellung von welchen Netzteilen ist.
In den von dir genannten Szenarien, in denen der PC unter Volllast betrieben wird, könnte es tatsächlich mehrere Jahre dauern, bis sich die zusätzlichen Kosten für ein zertifiziertes Netzteil durch die Energieeinsparungen amortisieren.
Es ist klar, dass die Kostenersparnis für den Endkunden begrenzt sein kann, insbesondere wenn der PC nicht kontinuierlich unter hoher Last betrieben wird. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, ist es wichtig, die individuellen Nutzungsgewohnheiten und den tatsächlichen Stromverbrauch des PCs realistisch zu berücksichtigen.
Was den Umweltschutzaspekt betrifft, hast du zu Recht, dass die Herstellung von hochzertifizierten Netzteilen möglicherweise mehr Ressourcen und Energie erfordert, was zu einer höheren Umweltbelastung führen kann. Um die genauen Auswirkungen auf die Umwelt zu bewerten, wäre eine umfassende Ökobilanz erforderlich, die den gesamten Lebenszyklus des Netzteils, von der Herstellung bis zur Entsorgung, berücksichtigt.
Letztlich hängt die Entscheidung für ein zertifiziertes Netzteil von deinen individuellen Prioritäten ab. Wenn für dich Kosteneinsparungen und Umweltschutz im Vordergrund stehen, solltest du realistische Nutzungsszenarien und eine umfassende Bewertung der Umweltauswirkungen berücksichtigen. Es gibt jedoch auch andere Faktoren wie die Stabilität der Stromversorgung und die Langlebigkeit des Netzteils, die bei der Auswahl eine Rolle spielen können.
Solche Testergebnisse stellten sich schon damals der Thematik:" Wie viel Strom braucht mein PC". Heute sind wir schon weiter bezüglich der Anforderungen an Personal Computer Netzteile. Zum Beispiel dient eine bis auf wenige Ausnahmen fast überall jetzt vorgeschriebene aktive Power Factor Correction dem Zweck, den Crestfaktor so weit zu verbessern, dass die Stromentnahme einen nahezu sinusförmigen Verlauf hat.
Diese Betrachtung ist insofern gerade heutzutage wieder vermehrt ins Gespräch gekommen, da der Neutralleiter in Dreiphasenstromnetzen bei zu viel gleichzeitig eingeschalteten Netzteilen dieser oder ähnlicher Art unter Umständen überlastet würde.
Die Erklärung dazu: Die dritte Harmonische, die bei den Oberwellen, die durch Schaltnetzteile entstehen, den größten Teil ausmacht, führt dazu, dass im Drehstromnetz die geometrische Summe auf dem Neutralleiter eben nicht mehr Null ist, wie bei überwiegend rein ohm'schen Verbrauchern, von denen die bisherige Verteilnetzplanung ausgegangen ist. Insofern wird heute das Augenmerk nicht nur auf Leistung alleine gelegt, sondern auf Vermeidung unerwünschter HF-Aussendungen und auf Vermeidung der Erhöhung der Blindleistung, die von derartigen, nicht kompensierten Computernetzteilen ausgeht.
Wie die einzelnen Spezifikationen und Anforderungen aussehen, kann man in der einschlägigen, leider nicht kostenfreien Fachliteratur nachlesen.
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