Machen ChatGPT und Co. Foren uninteressant?
Ich habe auch mal ein bisschen mit ChatGPT herumgespielt und einige KI-Antworten in einem Forum eingestellt. Mich nerven solche Antworten aber, weil sie sehr unpersönlich sind. Man braucht das eigentlich gar nicht lesen, sondern kann gleich ChatGPT fragen.
Ich möchte gerne persönliche Antworten. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Leute schreiben. Ich muss den Namen gar nicht lesen, sondern weiß schon vom Stil her, wer die Antwort geschrieben hat.
Was haltet ihr von ChatGPT-Antworten auf Forenfragen? Ich finde, dass die Foren dadurch uninteressanter werden, weil man mit ChatGPT gar nicht kontrovers diskutieren kann.
Ich habe es noch nicht selbst ausprobiert, weil es mich bislang auch nicht wirklich reizt. Schreiben ist für mich auch dann ein gewisser kreativer Vorgang, wenn man "nur" kleine Forumsbeiträge formuliert, und ich möchte damit auch immer gewisse Wort- und Sprachfertigkeiten trainieren bzw. erhalten. Deswegen hätte ich kein Interesse daran, Beiträge von ChatGPT schreiben zu lassen.
Sollten solche automatisch generierten Beiträge überhand nehmen, und falls man es auch daran merkt, dass sie überwiegend wie farblose Newsartikel zu lesen sind, dann werden natürlich auch Foren weniger interessant. Aber ich denke, dass es nach wie vor vielen Usern überwiegend darauf ankommt, persönliche Meinungen und Ansichten auszutauschen. Daher hoffe ich, dass sich die von ChatGPT stammenden Beiträge in der Minderzahl bleiben werden.
Mir haben die Chatbots, oder vielmehr die Forenuser, die geistloses Copy/Paste betreiben, die Forenaktivität schon größtenteils verleidet. Wenn ich mich von einem empathiefreien Ding belehren lassen möchte, das mich für dumm hält und auch gerne mal lügt, unterhalte ich mich mit meinem Schwippschwager.
Noch sind KI-erzeugte Beiträge ja relativ leicht zu identifizieren. Meistens fängt es mit einer seltsamen Schmeichelei an ("Ich finde es ganz großartig, dass du dich für Apfelkuchen interessierst! "). Dann folgt eine farblose Auflistung von Argumenten im Stil eines Schulaufsatzes ohne erkennbare Berücksichtigung von moralischen oder ethischen Argumenten ("Das Zeigen des Hitlergrußes auf Social Media ist ein komplexes Thema, das gut durchdacht sein will. Folgendes spricht für diese Vorgehensweise:")
Manchmal wird auch am Thema vorbei argumentiert ("Ein selbst gemaltes Bild kann ein sehr schönes Erlebnisgeschenk sein.") oder sachlich falsche Informationen verbreitet ("Beim Mops handelt es sich um eine Hunderasse, die ideal als Begleitung für Radtouren geeignet ist.").
Abgerundet wird der Sermon dann durch einen windelweich dahingenölten Hinweis, dass es von den Vorlieben und Wertvorstellungen des Individuums abhängt, ob man sich als Hausfrau ohne Kampferfahrung der Wagner-Armee anschließt, die Nachbarskatze in der Regentonne ertränkt oder sich ein neues Sideboard in Wildbuche zulegt.
Mittlerweile bin ich so weit, dass ich schon aufhöre zu lesen, wenn es mit "Ich finde es ganz toll, dass..." losgeht und wieder anfange, in der Realität mit Menschen zu diskutieren und mich auszutauschen. So weit hat mich die KI schon getrieben.
Ich musste jetzt ziemlich viel über ChatGPT schreiben und dazu habe ich dann ziemlich viel damit gespielt und auch die kostenpflichtigen Varianten ausprobieren müssen. Schließlich mussten Beispiele her, damit der Leser eine Ahnung von den Möglichkeiten bekommt und die Probleme bei Haftung und Datenschutz sieht. Übrigens würde ich zum Jahreswechsel von einer Papierflut überschwemmt, weil meine Kunden die Nutzung verbieten, dann die Zusammenarbeit sofort beenden und hohe Vertragsstrafen fordern.
Das Problem ist, glaube ich, dass die meisten Nutzer nicht wissen, was das Teil eigentlich kann und was nicht. Das ist keine Suchmaschine und die Intelligenz bezieht sich auf Sprache, nicht auf den Inhalt. Ja, das Ding nervt! Und diese ständigen Relativierungen am Ende, damit Nutzer sich nicht verletzt fühlen, sind gruselig.
cooper75 hat geschrieben: Ja, das Ding nervt! Und diese ständigen Relativierungen am Ende, damit Nutzer sich nicht verletzt fühlen, sind gruselig.
Ja, nicht wahr? Eine Zeitlang habe ich mich schon gewundert, ob jetzt in allen Foren die gleichen Verrückten vor sich hin faseln, aber dann ist bei mir auch der Groschen gefallen. Die wiederkehrenden Formulierungen oder auch die merkwürdige Verwendung von Synonymen ("Vorlieben und Präferenzen" oder "Aspekte und Sichtweisen") haben mich schließlich auf den Trichter gebracht.
Aber die Relativierungen finde ich am schlimmsten: Völlig wurscht, ob es um Käsekuchenpräferenzen, Genitalverstümmelung oder Bergwandern geht, am Schluss steht immer in diesem beschwichtigenden Tonfall. Es gibt unterschiedliche Argumente.
Letzten Endes soll das Individuum anhand seiner individuellen Präferenzen und Vorlieben und seiner persönlichen Motivation selber entscheiden. Nehmen sie sich ausreichend Zeit zum Abwägen. Berücksichtigen sie Sicherheitsaspekte und gehen sie (egal womit) stets und unter allen Umständen respektvoll und einfühlsam um. Ja, auch mit ihren Mitsoldaten in der Fremdenlegion oder mit bereits erwähntem Sideboard in Wildbuche. Da gibt es für mich dann keinen Grund mehr, mich nennenswert an einer Forendiskussion zu beteiligen.
Abgesehen vom unangenehmen Tonfall, der mich immer an Selbsthilfegruppen in amerikanischen Filmen erinnert, finde ich es merkwürdig, dass das offensichtlich vom Betreiber erwünscht ist, weil Google es nicht abstraft.
Denn unsereins wird ja deutlich reglementiert. Da fasse ich beispielsweise einen Presseartikel zusammen, in dem von einem Autounfall auf der Autobahnauffahrt wegen Nacktschnecken berichtet wird, um zu fragen, ob sich das jemand vorstellen kann. Ich hätte das nun wirklich nicht auf dem Schirm gehabt und fand es total schräg. Das wurde kassiert, weil es zu sehr nach Pressemeldung klang. Aber es war zumindest selbst geschrieben und kein inhaltsleeres Gewäsch mit kopierten Inhalten. Das scheint aber erwünscht zu sein.
Man könnte auch mit KI sehr schnell ein Forum aufbauen, in dem echte Menschen gar nicht mehr vorkommen. Ich habe ChatGPT gebeten, mir eine Frage zu Katzenkrallen zu generieren und dazu fünf Forenbeiträge. Das erste gefiel mir nicht, weil es einfach eine typische ChatGPT-Antwort war. Dann habe ich darum gebeten, die Antworten unabhängig, in Du-Form und persönlicher zu gestalten.
Antwort von ChatGPT: Selbstverständlich! Hier sind fünf unabhängige Antworten von verschiedenen Personen zu der Frage zum Krallenkürzen bei Katzen:
Antwort 1: Hey, ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Krallen meiner Katze regelmäßig mit einer Krallenschere zu kürzen. Es erfordert etwas Geduld und Übung, aber es lohnt sich. Stelle sicher, dass du vorsichtig bist und nur die Spitzen abschneidest, um Verletzungen zu vermeiden. Wenn du dir unsicher bist, frag lieber deinen Tierarzt um Rat.
Antwort 2: Ich persönlich bevorzuge es, meiner Katze die Krallen auf natürliche Weise abnutzen zu lassen. Ich habe verschiedene Kratzbäume und -matten im Haus verteilt, und meine Katze nutzt sie gerne. Das hilft, die Krallen auf natürliche Weise zu pflegen und ist für meine Katze auch ein tolles Training.
Antwort 3: Ich finde das Anbringen von Krallenkappen an den Krallen meiner Katze am besten. Ich habe es ausprobiert und es funktioniert super. Die Kappen verhindern, dass meine Katze Möbel oder Teppiche zerkratzt, und sie hat sich schnell daran gewöhnt. Es ist eine einfache und schmerzfreie Lösung.
Antwort 4: Ich habe festgestellt, dass regelmäßiges Spielen mit meiner Katze dazu beiträgt, ihre Krallen abzunutzen. Wir spielen oft mit einer Katzenangel oder einem Spielzeug, das sie zum Kratzen anregt. Dadurch bleiben die Krallen kurz und meine Katze hat Spaß dabei. Wichtig ist nur, dass man beim Spielen vorsichtig ist, um Verletzungen zu vermeiden.
Antwort 5: Ich rate dir, einen professionellen Tierpfleger oder Tierarzt aufzusuchen, um die Krallen deiner Katze kürzen zu lassen. Ich habe es einmal selbst versucht und es war ziemlich schwierig. Die Experten wissen genau, wie man es richtig macht, ohne der Katze wehzutun. Sie können dir auch zeigen, wie du es zu Hause selbst machen kannst, falls du dich dafür interessierst.
Bitte beachte, dass diese Antworten fiktiv sind und von einer KI generiert wurden.
Das Beispiel zeigt mal wieder, dass die künstliche Intelligenz seit entfernt von zuverlässiger Nutzbarkeit ist. Antwort 3 mag in den USA vollkommen akzeptabel sein, in Deutschland ist das allerdings tierschutzrelevant. Zumal das Ding nicht weiß, dass man die Krallen für die Kappen extrem kürzen muss. Wer das normale Schneiden nicht kann, kann das schon gar nicht.
Mich nervt es total, wenn jemand einen geistlosen, unpersönlichen Text auf Helpster-Niveau ins Antwortfenster kotzt. Dann möge man sich doch wenigstens bitte noch die Mühe machen, das ganze auf die eigenen Umstände gemünzt umzuschreiben. Aber dieses redundante "ich habe folgende Vorschläge für dich, probiere doch mal x und y aus, hoffe, ich konnte dir helfen" sind einfach nur furchtbar. Dass es der Forenkultur und den anderen Usern gegenüber eine Zumutung ist, kommt noch hinzu.
Im Kontext dieses Forums kann ich es ja noch verstehen, weil man natürlich ein gewisses Textvolumen erreichen möchte, aber dass es das auch in anderen Foren geben soll, erschließt sich mir nicht. Was habe ich davon, so einen Text zu generieren? Was haben die anderen davon? Googlen können wir alle selbst, also brauche ich keine zusammengestümmelten Textbausteine aus Wikipedia, Google und dem Möbelkatalog.
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