Haushaltshilfe flirtet lieber als zu putzen
Frau S., Frau H. und Frau R. arbeiten für einen Pflegedienst, allerdings nicht in der Pflege der Kunden. Sie erledigen sogenannte haushaltsnahe Tätigkeiten im Haushalt der pflegebedürftigen Klienten. Also so Sachen wie Putzen, Waschen und auch Einkaufen. Jede hat ihren festen Klientenstamm, zu dem sie regelmäßig fahren und eben die Dienste einer Haushaltshilfe erledigen.
Immer wenn Frau K. Urlaub hat, packt Frau H. und Frau R. das Grauen, denn sie müssen nun Frau S. vertreten. Egal zu welchem Klienten von Frau S. sie kommen, die Wohnungen sehen unter aller Kanone aus. Es ist klar ersichtlich, dass der Dreck nicht erst in der letzten Woche entstanden ist. So liegt auf den Schränken richtig dick der Staub und die ganze Wohnung wirkt versifft. So das sowohl Frau R., wie auch Frau H. Stunden damit zu bringen, in die Wohnungen eine grundlegende Hygiene hinein zu bekommen. Und das alle paar Monate, wenn Frau S. im Urlaub ist, auf ein Neues.
Beide haben sich schon bei ihrer Vorgesetzten beschwert, die aber sagt, wenn die Klienten sich nicht beschweren, kann sie nichts machen. Auch die Klienten wurden sowohl von Frau R., wie auch von Frau H. schon direkt angesprochen. Diese sagen aber, dass Frau K. ja eine so nette und liebevolle Frau sei und scheinen Frau S., heiß und innig zu lieben.
Auch mit Angehörigen wurden schon versucht ein Gespräch zu führen. Die meisten Klienten haben allerdings keine Angehörigen, die sich weiter um sie kümmern. Die ein oder zwei Angehörigen, die man sprechen konnte, sagten aber, sie haben den Eindruck, Frau S. würde mit ihrem Vater flirten und dem würde das gefallen.
Der Pflegedienst hat auch ein oder zwei Klienten, die die Arbeit von Frau S. grundsätzlich ablehnen und sie nicht mehr in ihrem Haushalt haben wollen, weil sie nie sauer geputzt hat und lieber ein Schwätzchen gemacht hat. Auch ist allen Kollegen bekannt, dass Frau S. am liebsten für die Klienten einkaufen geht oder Besorgungen machen geht.
Frau H. und Frau R. fühlen sich total überfordert, wenn sie im Urlaub von Frau S. zusätzlich eben noch in den Haushalten, die Frau S. bedient, Grundordnung rein bringen müssen und bei jedem Urlaub von neuem damit anfangen müssen. Frau R. und Frau H. tun die Leute aber so Leid, dass sie es nicht schaffen, eben nur die festgesetzte und knapp bemessene Zeit irgendwas zu putzen.
Die beiden Damen fühlen sich damit allein gelassen und Frau S. geht auf Hinweise und Beschwerden ihrer Kolleginnen nicht ein, da ihre Klienten ja mit ihr so zufrieden sind. Ihre Vorgesetzte sieht das leider ähnlich. Wie aber können Frau R. und Frau H. nun den Klienten gegenüber gerecht sein? Kann ja nicht sein, dass die in ihrem Dreck ersticken, weil ihre bezahlte Haushaltshilfe keinen Plan von ihrem Job hat. Die Vorgesetzte meinte nun, man solle einfach mal Fotos machen. Das wollen aber sowohl Frau R., wie auch Frau H. nicht, weil es ja auch ein Eingriff in die Intimsphäre ihrer Klienten ist.
Seht ihr eine Möglichkeit, wie man die Sache sowohl für die Angestellten, wie auch für die Klienten praktikabel lösen könnten? Denn so kann es ja eindeutig nicht weitergehen? Oder denkt ihr, so lange die kranken Menschen sich wohl fühlen, braucht sich an der Situation nichts zu ändern?
Was genau spricht denn gegen Fotos? Hier kann man ja mal mit dem Finger durch die vorhandene Staubschicht gehen und das Ergebnis so fotografieren, dass eben nicht viel von der Wohnung zu sehen ist. Wobei es hier ja wohl eher darauf ankommt, dass man Beweise sichert, wenn man schon gegen die Kollegin vorgehen will.
Aber du schreibst selbst, dass die meisten Klienten allein sind. Stell dir mal vor, du wärst den ganzen Tag mit dir und vielleicht dem Fernsehen und Radio allein. Dann kommt ein oder zwei Mal die Woche eine Haushaltshilfe. Dass man sich dann lieber unterhält, wenn schon mal ein Mensch da ist, kann man auch wieder verstehen.
Es sollte da wohl eher ein Kompromiss gefunden werden. Immerhin wollen die Klienten die Haushaltshilfe ja nicht loswerden. Und das mit gutem Grund, denn sie hat für ihre Klienten eben ein offenes Ohr und da ist diesen alten Menschen die sogenannte Grundordnung dann weniger wichtig.
Deine Einteilung in S, H, R und K ist total verwirrend, deshalb gehe ich auf diese Bezeichnungen nicht näher ein. Ich sehe es allerdings so, wie Punktedieb.
Ob nun der Staub auf den Schränken jeden Tag, jede Woche oder nur einmal im Monat oder alle zwei Monate weggeputzt wird, spielt für den Pflegebedürftigen wirklich keine Rolle. Er muss nicht durch Schmutz waten, sonst hättest du das geschrieben.
Aber er freut sich, dass diese Frau zu ihm kommt und ihn betreut. Ja, vielleicht ist es noch der einzige Lichtblick in seinem Leben. Wenn sie mit ihm spricht, ihn vielleicht zum Lachen bringt und dabei das Nötigste macht, ist doch alles gut. Sie tut etwas, was den anderen Damen fehlt, die nur darauf bedacht sind, die Ecken zu säubern. Die aber stören den Kranken nicht, denn daran wird er nicht sterben.
Wenn sich die Frau, die zu ihm kommt alles einteilt, kann sie an den Tagen, in denen sie zu ihm kommt, immer eines erledigen und eben den nächsten Tag etwas Liegengebliebenes. Man sollte da unterscheiden zwischen den Menschen, die noch Angehörige haben, die ab und zu kommen und denen, die sich auf Abwechslung und ein Gespräch freuen, weil niemand sie besucht.
Ich würde da sicherlich den Patienten fragen, ob ich Bilder machen darf und dann würde ich welche machen. Jedoch würde ich auch sagen, dass das der Frau S nicht schaden wird, sondern man nur die Arbeit dokumentieren soll, sonst bekommt man ja keine Zustimmung und so eine schlimme Lüge ist das ja eigentlich auch nicht. Immerhin hat die Dame ja auch ihre Aufgaben zu machen.
Leider ist es aber auch so, dass viele pflegebedürftigen Menschen selber große Unordnung schaffen und das auch oftmals innerhalb kurzer Zeit, aber das werden die anderen Frauen ja schon kennen und deswegen gehe ich davon aus, dass besagte Frau S kaum etwas macht. Ansonsten würde ich eben auch nicht komplett aufräumen, sondern auch nur so wenig wie Frau S machen und dann eben warten bis sie wiederkommt. Irgendwann sieht man dann eben auch, dass Frau S keine Arbeit leistet. Wenn sie im Urlaub ist und der Rest alles gut sauber macht, muss sie ja danach auch wieder nichts machen, weswegen ich nur das machen würde, was Frau S macht, auch wenn das zu wenig ist.
Das Ganze ist so aus der Ferne schwer zu beurteilen, denn Dreck ist relativ. Mein Haushalt ist sauber, der meiner Schwägerin ist rein und nahezu steril. Vermutlich empfindet sie es bei mir schon als dreckig, wohingegen meine Söhne noch viel mehr sehen könnten und sich über mich lustig machen, weil ich ihrer Ansicht nach viel zu viel putze. Das Empfinden darüber, was dreckig ist und was nicht kann bei den beiden Damen im Gegensatz zu ihrer Kollegin daher ganz anders sein.
Wenn Staub auf Regalbrettern liegt, wäre das für mich kein Drama. Solange nicht alles klebt, die Krümel zentimeterhoch auf dem Teppich liegen und die Fenster nahezu undurchsichtig sind - was ich bei meinem Vater erlebt habe, der jegliche Hilfe verweigerte und quasi total verkam, bis er letztes Jahr ins Heim musste - ist es vielleicht wichtiger, den alten Menschen seelische Hilfe zu geben, zuzuhören und als Ansprechpartner zu dienen, statt die Bude steril zu putzen. Im Grunde genommen bestätigt das ja auch die Beliebtheit der Frau S. und der Rückhalt durch die Vorgesetzten.
Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht so wirklich. Wenn die Kolleginnen die Arbeit unzumutbar finden und mit dieser zusätzlichen Belastung nicht klar kommen, aber weder die flirtende Haushaltshilfe, die Klienten oder der Chef das irgendwie negativ sehen oder sich beschweren oder empfänglich für Kritik oder Beweise sind, dann hat man eben Pech gehabt. Entweder die Kolleginnen finden sich mit der Situation ab halten die Klappe und arbeiten weiter oder aber sie wechseln das Unternehmen und bewerben sich woanders.
Ganz so einfach sehe ich die Situation für die beiden Urlaubsvertretungen nicht. Denn am Ende müssen sie die liegengebliebene Arbeit der Kollegin von vielleicht vielen Monaten wegputzen. Und sanitäre Anlagen putzen sich zum Beispiel wesentlich schlechter, wenn man das ein halbes Jahr nicht gemacht hat. Wenn die Dame in den ganzen restlichen Monaten des Jahres maximal den Abwasch und den Müll gemacht hat, könnten die Wohnungen theoretisch schon recht schlimm aussehen. Ausgehend von der Annahme, dass die Objekte wirklich verwahrlost sind.
Was macht man dann als Vertretung? Ich wäre da auch in einer Zwickmühle. Einerseits will man sich ja auch nicht selbst der Arbeitsverweigerung hingeben, andererseits fühlt man sich veräppelt, wenn man die Grundreinigung machen muss, sodass die flirtende Haushaltshilfe wieder Luft und eine grundreine Wohnung vorfindet. Fragwürdig finde ich hier aber vor allem die Reaktion der Chefin, die das ja so gar nicht zu stören scheint. Da käme ich mir als Angestellte, die die liegengebliebene Arbeit von Monaten macht, auch im Regen stehengelassen vor.
Jetzt könnte man bei manchen Sachen ja wirklich dickfellig sein und denken, dass der Staub auf den Schränken ganz oben nun wirklich nicht mehr ins eigene Aufgabenfeld gehört, aber ich kann auch den Punkt verstehen, dass man ab einer gewissen Grenze Mitleid mit dem Bewohner oder der Bewohnerin hat. Ich glaube, ich würde die besagten Fotos machen, es aber die ursprüngliche Kraft wissen lassen und ihr auch mitteilen, dass ich es unangemessen und ungerecht empfände, wenn ich ihre Arbeit machen müsste. Mir ist ein solches Verhalten von unserem Hausmeister bekannt, der fährt dieselbe Schiene. Er macht nur das Nötigste und setzt auf die ständigen Urlaubsvertretungen, die dann neuen Grund reinbringen. Wehren können die sich anscheinend auch nicht, oder es ist ihnen egal.
In dem hier besagten Fall könnte es ja aber auch einfach so sein, dass die Damen ein anderes Verständnis von Sauberkeit haben als die reguläre Kraft und die Wohnung gar nicht so schlimm aussieht, wie es hier dargestellt wird. Vielleicht wischt sie zwar das Waschbecken aus und putzt die Toilette regelmäßig, aber schenkt dem Staub auf der Schrankwand nur alle paar Monate Beachtung, weil sie es so okay findet. Und die anderen beiden sind richtig kleine Putzteufel, die eine andere Einstellung dazu haben. Dann wiederum wäre es nachvollziehbar, dass sowohl die Klienten als auch die Chefin das ganze anders beurteilt. So richtig klar wird die Sachlage aus dem Eingangsbeitrag nicht.
Ich betreue kranke Menschen, welche oft auch eine Haushaltshilfe haben. Egal welcher Pflegedienst: Kaum jemand macht wirklich sauber. Und wenn dann eher bei den Leuten, welche sehr kontaktscheu sind. Viele der Klienten unterhalten sich lieber mit der Reinigungskraft oder trinken mit ihr Kaffee. Also das ist wohl normal.
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