Notaufnahmegebühren sinnvolle Entlastungslösung?
Dass Notaufnahmen oft völlig überlastet sind, ist nichts Neues. Oft kann man feststellen, dass Bürger die Notaufnahme für gesundheitliche Beschwerden nutzen, die nicht lebensbedrohlich sind und somit eigentlich nichts in der Notaufnahme zu suchen haben.
Der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert nun, dass die Patienten zunächst eine telefonische Ersteinschätzung über den ärztlichen Bereitschaftsdienst bzw. der 112 einholen sollen, bevor sie eine Notaufnahme aufsuchen. Sollten Bürger ohne vorherige telefonische Einschätzung in der Notaufnahme vorstellig werden, solle dies mit einer Gebühr belegt werden. Wie hoch diese Gebühr ausfallen solle, war allerdings nicht festgelegt worden.
Karl Lauterbach sieht es zwar für notwendig an, dass die Notfallversorgung neu strukturiert werden müsse, lehnt einen solchen Vorschlag jedoch klar ab. Auch Grünen-Politiker Janosch Dahmen bezeichnete eine Notaufnahme-Gebühr als gefährlich. Es müsse jedem Menschen unabhängig vom finanziellen Aspekt eine medizinische Versorgung gewährleistet sein.
Was haltet ihr von dem Vorschlag des Herrn Gassen? Würde so eine Gebühr die "unnötigen" Notaufnahmebesuche verhindern? Ist so eine telefonische Notfalleinschätzung viel zu unsicher oder würdet ihr dieser grundsätzlich vertrauen? Gäbe es eine angemessene Notfallgebühr, die man als akzeptabel erachten könnte?
Da muss aber viel neu strukturiert werden. Bei uns haben wir zumindest bis 19 Uhr abends eine Sprechstunde im Krankenhaus. Damit soll halbwegs die Zeit abgedeckt werden, wo die Hausärzte geschlossen sind. Wenn ich allerdings überlege, wie lange man in der Warteschleife beim ärztlichen Bereitschaftsdienst hängt, ist mir eine Gebühr im Fall der Fälle egal. Wenn wir in der Notaufnahme vorsprechen, dann sind eben alle anderen Optionen nicht verfügbar und ein Abwarten bis zur nächsten Sprechstunde ist dann auch keine Option.
Diese telefonische Bewertung halte ich dagegen für unsinnig. Es sollte eher mehr aufgeklärt werden, wen man wann aufsuchen sollte. Vor allem müsste die Versorgung besser sein. Wenn man mal für verschiedene Orte den ärztlichen Bereitschaftsdienst per Google aufruft, gibt es fast über all andere Vorgehensweisen.
Wie schon geschrieben, deckt hier das Krankenhaus viel ab. Das kenne ich auch von einer anderen Stadt, wo außerhalb der Öffnungszeiten der niedergelassenen Arztpraxen grundsätzlich ein Allgemeinmediziner, ein Kinderarzt und ein Augenarzt im Krankenhaus Dienst haben. Bei meiner Mutter gibt es da wiederum keine zentrale Anlaufstelle, sondern nur Hausbesuche durch den Bereitschaftsdienst.
Somit sind auch einfach viele Leute überfordert und wissen es einfach nicht besser, als in die nächste Notaufnahme zu fahren. Dort werden sie dann aber auch nur im Wartebereich geparkt, wenn es scheinbar nicht so schlimm ist, statt ihnen zu erklären, wo sie sich hinwenden sollen. Und im Zweifelsfall wird da auch niemanden eine Gebühr abschrecken.
Klar, eine Ersteinschätzung über die 112 einholen. Als ob die Disponenten nicht schon genug Blödsinn mitbekommen und die Notrufnummer nicht teilweise schon ausreichend ausgelastet wäre. Dort läuft bei uns nämlich alles zusammen, Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und alles Mögliche. Und dann ruft Bürger XYZ an und möchte eine Ersteinschätzung, ob er ein Notfall ist? Ich sehe das Chaos schon vor mir und ehrlich gesagt, denke ich nicht, dass das sinnvoll ist.
Ich finde eigentlich, dass hier im Bundesland der ärztliche Bereitschaftsdienst schon recht gut funktioniert. Es ist zumindest immer ein Arzt verfügbar, der eine Ersteinschätzung vornimmt und bei Notfällen kam der auch recht schnell in die Wohnung. Ich habe jedoch auch festgestellt, dass deutlich weniger Menschen im Ernstfall den Notruf wählen, sondern lieber erstmal abwarten.
Natürlich gibt es immer Menschen, die mit einer Erkältung in die Notaufnahme kommen, aber selbst mit Gebühr würden diese Leute die Notaufnahme anfahren. Klar, diese Leute sind manchmal nervig, aber diese Leute kämen auch mit einer Gebühr angekrabbelt. Und wer sagt mir, dass der Husten nicht doch zu einem Notfall werden könnte? Das geht manchmal schneller als einem lieb ist. Also eine Gebühr würde wahrscheinlich niemanden abschrecken, stattdessen müssten andere Punkte in Angriff genommen werden, um die Situation zu verbessern.
Eine Ersteinschätzung über eine Notfallnummer finde ich vollkommen schwachsinnig. Das kann man nicht bewerkstelligen, mit dem Personal was man dafür hat. Vor allem frage ich mich, wie man das alles immer vernünftig beschreiben will und ob das die Leute dann auch immer so hinbekommen würden. Außerdem sehe ich es auch so, dass medizinische Hilfe unentgeltlich stattfinden sollte. Dennoch sollte man nicht ins Krankenhaus kommen, wenn man keinen Notfall hat und das muss dann auch Konsequenzen haben, in welcher Form auch immer.
Man kann ja durchaus jetzt schon einen Rat einholen, bevor man sich zum Krankenhaus aufmacht. Dafür gibt es ja eine Nummer. Dennoch würde ich nun auch mehr auf Aufklärung setzen und vielleicht auch mal beratend tätig werden, damit die Notaufnahmen entlastet werden. Außerdem würde es Sinn machen, wenn die Ärzte, die Bereitschaftsdienst haben, besser kommuniziert werden, denn das stellt sicherlich auch ein Problem dar.
Wenn man sich aber nicht mehr traut einen Krankenwagen zu holen oder in die Notaufnahme zu gehen, weil man die eigene Lage schlecht einschätzen kann und dann eventuell etwas zahle muss, das ist dann keine gute Sache und wird wahrscheinlich auch zu mehr Toten durch beispielsweise Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen.
Da stellen sich mir doch direkt ein paar Fragen. Wer soll diese telefonische Ersteinschätzung übernehmen? Wenn mit wesentlich mehr Anrufen gerechnet werden muss müssen neue Leute eingestellt werden und zwar qualifizierte Leute. Haben wir überhaupt so viel medizinisches Personal, das sonst nichts besseres zu tun hat?
Was ist mit Menschen, die sich am Telefon schlecht ausdrücken können? Leute, die an ihrem Körper zeigen können, wo sie Schmerzen haben, die aber das deutsche Wort für das Körperteil nicht kennen? Was ist mit Leuten, die gar keinen Zugang zu einem Telefon haben?
Und was ist mit echten Notfällen, die aus lauter Angst, dass sie Geld bezahlen müssen, das sie sich nicht leisten können, wertvolle Zeit verstreichen lassen mit einer telefonischen Ersteinschätzung? Und letztendlich stellt sich auch die Frage wie viel Bürokratie das ganze nach sich ziehen würde, in der der Großteil der Einnahmen versickern würde.
Bei uns scheint das System in der Notaufnahme auch ohne Gebühr zu funktionieren. Die Ersteinschätzung gibt es direkt nach der Anmeldung und da sich der ärztlichen Bereitschaftsdienst auch auf dem Klinikgelände befindet werden viele Patienten direkt dort hin geschickt. Der Rest darf warten, je nachdem ziemlich lange, weil natürlich jeder Krankenwagen und jeder Hubschrauber Priorität hat vor Patienten, die auf ihren eigenen zwei Beinen angekommen sind.
Da bin total dagegen. Ein Beispiel: Ich musste mich abends nach einer aggressiven Polizeikontrolle plötzlich übergebend, mir war schwindelig und ich fühlte mich hundeelend. Blutdruck lag bei 210/140. Ich entschied mich in die Notaufnahme zu gehen, da ja kein Arzt mehr erreichbar war.
Dort angekommen war mein Blutdruck aber wieder normal. Mir viel dann ein, dass ich an diesem Tag eine (zu) hohe Dosis meiner Medikamente genommen hatte und hinzu kam der Stress durch die aggressiven Polizisten.
Vermutlich hätte ich eine Notfallaufnahmegebühr zahlen müssen, da mein Blutdruck dort ja wieder normal war und somit kein Notfall mehr vorlag. Da ich nicht gerade zu den gut betuchten Menschen gehöre würde ich es mir beim nächsten Mal also gut überlegen ob ich mit sowas tatsächlich in die Notaufnahme gehe.
Fazit: Ärmere Menschen würden dadurch wieder einmal mehr benachteiligt. Sinnvoller wäre es, wenn Arztpraxen ihre Öffnungszeiten einfach mal ändern würden. Rewe hat ja auch bis 22 Uhr auf.
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