Durch Einmischung der Eltern Essstörung beim Kind?
Ich habe vorhin eine sehr interessante Texstelle in dem Beitrag Ärztin urteilt über Kind ohne Hintergrundwissen. Dort schreibt eine Userin folgende Worte.
Das Schlagwort der Magersucht lautet: Ich will perfekt sein und hat meistens damit zu tun, dass sich die Eltern in alles was das Kind tut, zu viel einmischt
Ich habe schon einige Eltern beobachten können, die sich nach meinem subjektiven Empfinden viel zu sehr in das Leben ihrer Kinder eingemischt haben, aber ich konnte da noch nie feststellen, dass die Kinder dadurch ein gestörtes Essverhalten entwickelt hätten. Wie sind eure Erfahrungen und Beobachtungen zu diesem Thema? Meint ihr, dass es da einen Zusammenhang gibt oder haben Essstörungen andere Ursachen bzw. Faktoren, die so eine Entwicklung begünstigen? Inwiefern spielt das Verhalten der Eltern dabei eine Rolle?
Ich glaube tatsächlich, dass ein Teil meines gestörten Essverhaltens auf meiner Erziehung beruht. Ich war als Kind schon immer dicklich, maximal ein wenig übergewichtig, aber nie ernsthaft dick oder sogar fett. Jedoch wurde ich mein ganzes Leben von meinen Eltern quasi "an der kurzen Leine gehalten", Süßkram und Co war tabu, es wurde konsequent auf meine Linie geachtet, während mein Bruder, der schlank war, aber immer alles essen durfte. Dementsprechend hatte ich von Anfang an ein gestörtes Verhältnis zu Süßkram und co - wenn ich dann also mal die Chance hatte, was süßes zu essen, habe ich sie auch ergriffen. Begrenzungen oder Zurückhalten gab es dann nicht mehr.
Ich glaube also, dass es schon einen Einfluss hatte. Weil ich zu Hause nie durfte, habe ich dann überall anders die Gelegenheit ergriffen, was im Erwachsenenalter dann ähnlich weiter ging, weil es hier niemanden mehr gab, der mich zurückgehalten hätte. Das Ganze resultiere dann am Ende darin, dass ich dann wirklich das geworden bin, was meine Eltern mir während meiner ganzen Kindheit und Jugend gesagt haben - ich bin fett geworden. Dadurch, dass ich nie gelernt habe, Maß zu halten.
Ein gestörtes Essverhalten ist nicht mit einer Essstörung zu vergleichen. Ein gestörtes Essverhalten ist inzwischen fast zur Norm geworden, sieht man ja daran, dass die Bevölkerung im Durchschnitt immer dicker wird. Eine Essstörung ist hingegen eine psychische Erkrankung, bei der das gestörte Essverhalten eines der Symptome ist.
Ein gestörtes Essverhalten hat sicher viel mit Konditionierung von Geburt an zu tun. Viele Leute belohnen sich zum Beispiel mit Essen weil sie Essen, insbesondere süße und fettige Lebensmittel, von ihren Eltern als Belohnung bekommen haben. Oder das Essen zwischen den Mahlzeiten oder Abends vor dem Fernseher sind wahrscheinlich auch erlernte Verhaltensweisen.
Bei einer psychischen Erkrankung hat man aber immer mehrere Faktoren, die zusammen kommen. Die Umwelt, in dem Fall also Eltern, spielt zwar eine Rolle beim Ausbruch der Erkrankung, aber nicht nur und einen kausalen Zusammenhang gibt es schon gar nicht. Bei einigen psychischen Erkrankungen konnte man wohl eine genetische Disposition nachweisen, aber so gut erforscht ist das alles anscheinend noch gar nicht.
Rein aus der Beobachtung menschlichen Verhaltens heraus kann ich mir durchaus vorstellen, dass das Elternhaus einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Ess-Störungen bei Kindern und Jugendlichen hat. Ich würde zwar nicht allein den Eltern die Schuld geben (wenn man bei einer Krankheit überhaupt pauschal von "Schuld" sprechen kann), weil es bestimmt noch andere Faktoren gibt, und es mir zu kurz gegriffen erscheint, "nur" das Elternhaus oder die Medien als Ursachen für psychische Krankheiten hinzustellen.
Aber ich kann mir andererseits auch nicht vorstellen, dass die Gene oder was auch immer allein zur Entwicklung einer Ess-Störung führen, wenn den jungen Betroffenen selbst in ihrer Familie vorgelebt wird, dass frau nie schlank genug sein kann, dass Essen aus Genuss immer eine "Sünde" darstellt und dass es überhaupt nichts Wichtigeres im Leben geben darf als das Hochhalten und Pflegen einer perfekten, bürgerlichen Fassade. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Jugendliche magersüchtig werden, weil sie sich von ihren Eltern vernachlässigt fühlen und nur dann Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie negativ auffallen. Man kann als Eltern auch erheblichen Schaden anrichten, wenn man sich zu wenig "einmischt".
Ich bin mir auch sicher, dass es meist die Eltern sind, die mehr oder weniger indirekt dafür verantwortlich sind, dass sich eine Essstörung beim Kind entwickelt. Die Weichen dafür werden ja schon früh gelegt. Kleinkindern wird damit gedroht, dass es schlechtes Wetter gibt, wenn sie nicht aufessen oder dass sie dann keinen Nachtisch bekommen. Kinder werden oft dazu gezwungen, etwas zu probieren oder gar aufzuessen, obwohl sie etwas nicht mögen oder satt sind.
Das eigene Sättigungsgefühl wird doch ständig missachtet und auch die Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben der Kinder werden vollkommen ignoriert. Das kann nicht gesund sein. Das Kind bekommt doch so direkt schon beigebracht, dass es aufessen muss, auch wenn es keinen Hunger mehr hat. Und später wird dann gerne an der Figur herumkritisiert, wenn die Kinder mal zu viel auf den Rippen haben sollten.
Ich kenne das auch alles aus meiner Kindheit und Jugend. Ich wurde nie dazu gezwungen, aufzuessen oder zu probieren. Allerdings gab es immer Sprüche, wie "Du musst etwas essen!", wenn ich nicht wollte oder keinen Hunger hatte. Ich hatte das Gefühl, es meinen Eltern in dieser Hinsicht nie recht machen zu können. Aß ich zu wenig, wurde direkt gemeckert und aß ich zu viel, war das auch wieder ein Anlass dafür, zu kritisieren. Auch ich hatte lange mit einer Essstörung zu kämpfen.
Letztendlich muss das Fehlverhalten der Eltern ja nicht einmal dem Essen an sich gelten. Auch eine große psychische Belastung in Form von Leistungsdruck oder Ähnlichem kann natürlich eine Essstörung begünstigen. Sicher spielt auch das weitere soziale Umfeld eine Rolle und auch das Bild, das die Medien vermitteln, aber Eltern spielen nun einmal eine große Rolle im Leben eines großen Kindes und haben dementsprechend auch einen großen Einfluss darauf.
Eltern können da schon eine große Rolle spielen, auch mit dem eigenen Verhalten. Wenn sie beispielsweise ein Frustessen vorleben, dann kann das vor Kind übernommen werden oder wenn sie dem Kind viel Süßes geben, dann ist das ja auch nicht förderlich. Eltern bestimmen schon viel von dem, was bei Kindern mit Essen stattfindet. Kinder haben ja nur bedingte Mittel das zu bestimmen.
Jedoch können auch Kommentare der Eltern dafür sorgen, dass sich eine Essstörung entwickelt, beispielsweise dass man seinen Teller aufessen soll oder dass man im Gegensatz dazu nicht zu viel essen soll. Ich finde Kinder müssen selber merken, wenn es zu viel ist oder wenn sie zu wenig gegessen haben. Man muss da selber ein Gefühl für entwickeln. Ich halte es auch so, dass gesunde Sachen immer gegessen werden dürfen und Süßigkeiten zwar regelmäßig, aber nicht ständig verzehrt werden. So ein paar Regeln sind mit Erklärung sicherlich auch okay, aber man sollte die Kinder den eigenen Körper spüren lassen.
Ich denke, dass es bei Essstörungen wie Magersucht viele verschiedene Ursachen und Faktoren geben kann. Sicherlich kann das Verhalten der Eltern dabei eine Rolle spielen, aber es ist nicht der einzige Grund dafür. Ich denke, dass es wichtig ist, die Einflüsse auf das Essverhalten von Kindern ganzheitlich zu betrachten und nicht auf eine einzelne Ursache zu reduzieren.
Eltern können eine wichtige Rolle dabei spielen, ihren Kindern ein positives Körperbild und ein gesundes Essverhalten zu vermitteln. Dazu gehört unter anderem, dass Eltern ein Vorbild für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sind und dass sie ihren Kindern ein positives Körpergefühl vermitteln. Dabei sollten sie aber auch darauf achten, dass sie ihre Kinder nicht zu sehr kontrollieren oder bevormunden. Kinder sollten auch lernen, selbstständig Entscheidungen zum Thema Essen zu treffen.
Ein gestörtes Essverhalten kann aber auch viele andere Ursachen haben, wie zum Beispiel psychische Belastungen, Stress oder Probleme in der Schule oder im sozialen Umfeld. Es ist wichtig, dass Eltern die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen und ihnen Unterstützung anbieten, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Kind sich nicht gesund entwickelt. In vielen Fällen kann auch eine professionelle Beratung oder Therapie sinnvoll sein, um das gestörte Essverhalten zu behandeln.
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