Sich entschuldigen, auch wenn die Einsicht fehlt?
Ich muss gestehen, dass ich mich in der Vergangenheit schon bei Personen entschuldigt habe, obwohl ich aber nicht eingesehen habe, etwas falsch gemacht zu haben. Wenn die Personen aber entsprechend stur waren oder wenn man einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen ist, habe ich dann auf diese Weise nachgegeben, um die Diskussion endgültig zu beenden.
Entschuldigt ihr euch auch manchmal, wenn jemand euch sagt, dass ihr etwas falsch gemacht habt, auch wenn die Einsicht bei euch fehlt? Oder riskiert ihr weitere Diskussionen, nur um der anderen Person nicht einfach so Recht zu geben und euch weiter verteidigen zu können?
Ich streite generell nicht gerne. Manchmal kommt die Einsicht aber auch erst nach einem Streit und so entschuldige ich mich auch schon mal, wenn ich es eigentlich noch nicht eingesehen habe. Wobei ich auch von meinem Gegenüber eine Entschuldigung erwarte. Letztendlich ist es bei mir so, dass ich mich nicht entschuldigen würde, wenn ich absolut im Recht bin und mein Gegenüber Macht demonstrieren möchte, aber wenn man normal miteinander umgeht und es zu einem Missverständnis gekommen ist, kann man sich ruhig entschuldigen.
Meine Nichte hat vor kurzem einen Wein getrunken, den ihr Vater schon seit ewigen Zeiten rumstehen hat und selber nie getrunken hat. Als er es dann doch mal bemerkt hat, war er sauer. Sie hat das aber nicht eingesehen, weil dieser Wein eben schon seit Jahren rumsteht. Daher hat sie sich nicht entschuldigt.
Meiner Meinung nach sollte sie sich aber allein schon deshalb entschuldigen, weil er es eben anders sieht. Er fühlt sich übergangen. Mal ganz außen vorgelassen, ob nun sie oder er Recht hat. Wenn der andere sich schlecht fühlt, sollte man sich allein schon deshalb entschuldigen, auch wenn man nicht versteht, warum er sich schlecht fühlt oder es übertrieben findet.
Es geht doch nicht darum, wer Recht hat. Bei einer Entschuldigung geht es meistens um Gefühle und Gefühle sind nicht rational. Selbst mit guten Taten kann man anderen auf die Füße treten. Man muss sich dann nicht für die Tat an sich entschuldigen, aber eben für die Gefühle, die man damit beim anderen ausgelöst hat. Denn die kann man doch nicht gewollt haben.
Aber um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, habe ich mich sicherlich auch schon entschuldigt. Ist ja dann auch nicht ganz gelogen. Es kann einem ja dann auch richtig leid tun, dass man das getan hat. Wenn man geahnt hätte, dass es so eine Riesendiskussion und Stress verursacht, hätte man es wahrscheinlich nicht getan.
Auf mich wirkt das hier eher nach "der Klügere gibt nach und denkt sich seinen Teil". Für mich ist das keine Option das ich jemanden in den Hintern krieche und mich für etwas Entschuldige was ich nicht einsehe und auch keinen Anlass dafür sehe. Warum sollte ich mich entschuldigen für eine hitzige Diskussion nur weil ich einer anderen Ansicht bin und eine andere Meinung vertrete als die andere Seite?
Muss ich mich wirklich für meine Meinung dann rechtfertigen und entschuldigen und der anderen Person das Gefühl geben, dass sie Recht hat und ich zur "Einsicht" gekommen bin und auf einmal deren Meinung teile? Ich denke nicht und habe somit auch das Recht auf meine eigene Meinung, die ich nicht damit aufrecht erhalte wenn ich immer nachgebe und mich für alles Entschuldige und es nicht einmal so meine, sondern nur damit Ruhe ist.
Ich belasse es dann darauf beruhen und solange der Hund begraben ist und niemand mehr damit anfängt, dann ist das Thema ebenfalls vom Tisch. Es gibt Diskussionen und Streitthemen bei denen kommt man nicht immer auf einen gemeinsamen Nenner. Da bringt eine Entschuldigung auch nichts, denn dann vermittelt man der anderen Seite nur, dass man nachgibt und die Seite selbst recht hat. Kaum kommt es wieder zu dem Thema und das keimt erneut auf, dann stellt man doch wieder fest das sich am Standpunkt nichts geändert hat. Somit nur leere Worte solch eine falsche Entschuldigung.
Ich bin mit Entschuldigungen auch nicht immer gleich bei der Hand. Ich kann beispielsweise vorschlagen, dass wir uns darauf einigen, in einer bestimmten Frage uneinig zu sein, und ich kann mich auch für die Form, aber nicht für den Inhalt entschuldigen, etwa, wenn ich jemanden grob angeblafft habe, wo es eine höfliche Kritik auch getan hätte. Hin und wieder entschuldige ich mich auch erst nach einer gewissen Zeit, wenn ich mich beruhigt und in Ruhe darüber nachgedacht habe.
Aber sich einfach nur zu entschuldigen, damit wieder Ruhe herrscht, obwohl ich nach wie vor felsenfest der Meinung bin, mich im Recht zu befinden? Dafür muss man mich schon massiv unter Druck setzen und lange schmollen und mir Vorwürfe machen. Davon erholt sich eine Beziehung bei mir auch nur sehr schlecht, wenn überhaupt.
Ich fühle mich in solchen Situationen nämlich immer irgendwie erpresst, wenn jemand von mir eine bestimmte Reaktion einfordert, die ich eigentlich nicht vorhabe zu zeigen. Und dann schalte ich gerne auf stur. Das ist zwar nicht die ideale Art, Konflikte zu lösen, aber falsche Entschuldigungen, nur um irgendeinen Choleriker zu beschwichtigen, sind ja auch kaum etwas anderes als Lügen, und darauf baut man keinen gesunden Umgang auf.
Sagen wir mal so, wenn es um Diskussionsbedarf geht, wo man unterschiedlicher Meinung sein kann, sich mal geirrt hat usw. Ich lag dann in Unrecht, dann entschuldige ich mich auch. In Streitigkeiten, die ich eigentlich gerne vermeide, entschuldige ich jedoch auch, aber nur wenn ich auch "Schuld" für derartige Dinge war.
Ich bin in jedem Fall nicht der Mensch "der Klügere gibt nach". Ganz im Gegenteil. Ich streite auch nicht weiter, aber ich entschuldige mich für nichts, wenn ich nicht das genau so meinte, wie ich es gesagt habe. Auch wenn mein Ton dann anders sein kann, ändert das nichts an meiner Aussage und dafür entschuldige ich mich nicht.
Ich muss sagen, dass ich mich nur dann wirklich entschuldige, wenn ich einsehe, was ich falsch gemacht habe. Ich bin absolut kein Mensch, der gerne streitet und ich bin immer mehr als froh, wenn ein Streit vorbei ist. Aber trotzdem sehe ich es nicht ein, mich selber zu entschuldigen und der anderen Person zu zeigen, dass sie richtig lag, wenn ich das doch gar nicht so meine.
Wenn sich in einem Gespräch herausstellt, dass ich tatsächlich etwas gemacht habe, für das ich mich entschuldigen sollte, dann habe ich kein Problem damit, das auch zu machen. Aber ohne diese Einsicht würde meine Entschuldigung auch schon unecht wirken und das würde ich mir dann auch nicht antun wollen, weil ich mich selber schlecht fühlen würde.
Ich muss zugeben, dass ich mich in der Vergangenheit auch schon mal entschuldigt habe, obwohl ich innerlich anderer Meinung war. Ich denke, dass das oft eine Frage der Situation ist. Wenn mir die Beziehung zu der Person sehr wichtig ist, dann fällt es mir oft leichter, mich zu entschuldigen, auch wenn ich nicht 100%ig im Unrecht bin. Denn für mich ist es in solchen Situationen wichtiger, die Beziehung zu retten, als stur zu bleiben und meine eigene Sichtweise durchzusetzen.
Aber ich denke auch, dass es in manchen Fällen wichtig ist, für sich selbst einzustehen und nicht einfach nur aus Höflichkeit oder Bequemlichkeit eine Entschuldigung auszusprechen. Es kommt immer darauf an, wie wichtig einem die Sache ist und wie viel man bereit ist, für seine Überzeugung zu kämpfen.
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