Weshalb eigene Wünsche unterdrücken wollen?

Jeder Mensch hat ja irgendwelche Wünsche und Ziele. Nicht immer lassen sich diese aber auch erfüllen, wobei es da verschiedene Gründe geben kann. Manche Menschen unterdrücken ihre Wünsche jedoch und versuchen, diese für sich zu behalten. Oder sie versuchen, diese zu vergessen. Das kann jedoch problematisch sein.

Wenn jemand beispielsweise einen großen Kinderwunsch hat, der Partner jedoch kein Kind möchte und sich die Person damit arrangiert, kein Kind zu bekommen und diesen Wunsch einfach unterdrückt, dann führt das meiner Meinung nach zwangsläufig dazu, dass mindestens eine Person unglücklich wird. Habt ihr schon Wünsche von euch unterdrückt? Wenn ja, weshalb?

Also "unterdrücken" würde ich es nun nicht nennen. Aber es gibt schon Situationen, wo es wenig Sinn ergibt, seine eigenen Wünsche durchsetzen zu wollen. So bin ich zum Beispiel ein sehr demokratischer Mensch. Entscheidungen in einer Gruppe werden von der Mehrheit bestimmt, selbst wenn meine Ansichten davon abweichen. Ich sehe keinen Mehrwert für mich darin, anderen Menschen meine Wünsche oder meinen Willen aufzuzwingen.

Einen eigenen großen Herzenswunsch, der ja eigentlich eine Lebensentscheidung ist, zu unterdrücken, bloß weil man temporär mit jemandem zusammen leben will, halte ich für falsch. Jemand, der seiner geliebten Partnerin ein Kind verbietet, obwohl diese sich sehnlichst eins wünscht, ist halt nicht der Richtige. Es gibt doch Hunderttausende, die sich Kinder wünschen. Dann wird es eben einer von denen.

Da findet sich schon der Richtige, falls die Zeit noch ausreicht. Ich habe das ja selbst im Kollegenkreis erleben dürfen. Die Kollegin hatte einen Freund, der viel Geld hatte aber gern und oft reiste und hochwertig konsumierte. Ein Kollege hatte eine Freundin, mit der es nicht mehr so gut klappte. Diese Frau hatte zwei fast erwachsene Kinder inzwischen und wollte kein drittes Kind mehr mit meinem Kollegen.

Nachdem dann beide Beziehungen zerbrachen, spielten die Kollegen ein bisschen Schicksal. Und heute sind die beiden miteinander verheiratet und haben einen dreijährigen Sohn zusammen. Beide wollten so wie es eben war, nicht mehr mit dem anderen leben und nahmen halt ihr Glück noch einmal selbst in die Hand. Welchen Sinn hat es zum Beispiel, meinem Partner zuliebe in einem fremden Land und einer fremden Kultur zu leben, wo ich permanent unglücklich bin.

Dazu finden sich noch zahllose Beispiele. Es gibt einfach nur zwei Möglichkeiten für eine Lösung. Entweder ich mache die Entscheidung meines Partners zu meiner eigenen und sage mich also unwiderruflich von meinem Wunsch los. Oder aber ich trenne mich von meinem Partner und lebe fortan so, wie es eben in der Partnerschaft nie möglich war.

Schon von Kindesbeinen an lernen die meisten Leute, wenn sie nicht völlig verzogen sind, dass sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen. Und auch im Erwachsenenleben müssen in meinen Augen viele Wünsche "unterdrückt" werden, um langfristige Ziele zu erreichen oder schlicht halbwegs menschenwürdig zu überleben. Dazu gehören teure Anschaffungen, Reisen etc., gerade wenn nicht unbegrenzt Geld vorhanden ist und noch Kinder oder andere Familienmitglieder im Spiel sind. Da muss man den Wunsch, eine Finca auf Mallorca zu kaufen oder sich in den nächsten Flieger zu setzen, eben unterdrücken.

Letzten Endes läuft es auf die Abwägung von Vor- und Nachteilen hinaus. Eine Beziehung stellt in den Augen vieler das soziale Nonplusultra dar, sodass viele Leute in Partnerschaften ausharren, die sie schon lange nicht mehr glücklich machen. Aber die Nachteile des Singledaseins scheinen eben zu überwiegen. Oder die Vorteile eines festen Jobs, die den Wunsch, sich selbstständig zu machen oder auszusteigen, in den Schatten stellen.

Ich kann absolut verstehen, dass das Unterdrücken von Wünschen und Zielen zu Unzufriedenheit und Unglück führen kann. Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns selbst erlauben, unsere Wünsche anzuerkennen und zu erforschen, anstatt sie einfach zu unterdrücken oder zu vergessen.

Persönlich habe ich auch schon Wünsche unterdrückt, und es gab verschiedene Gründe dafür. Manchmal hatte ich Angst vor Ablehnung oder Konflikten, daher habe ich meine Wünsche zurückgehalten, um die Harmonie in meinen Beziehungen zu bewahren. Es war eine Art Kompromiss, den ich gemacht habe, um die Beziehung nicht zu gefährden. In solchen Situationen habe ich jedoch festgestellt, dass ich mich auf lange Sicht unglücklich fühle, weil ich meine eigenen Bedürfnisse vernachlässige.

Ich habe jedoch gelernt, dass es wichtig ist, mit meinem Partner offen und ehrlich über meine Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren. Das bedeutet nicht, dass ich immer meinen Willen bekomme, aber es ermöglicht uns, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Kompromisse zu finden. Es ist ein Prozess des gegenseitigen Verständnisses und der Akzeptanz.

Es ist wichtig, dass wir uns selbst erlauben, unsere eigenen Wünsche und Ziele zu haben, und dass wir Wege finden, diese zu verfolgen, auch wenn sie nicht immer leicht zu erreichen sind. Das erfordert manchmal Mut und die Bereitschaft, Risiken einzugehen, aber es ermöglicht uns, ein erfülltes und authentisches Leben zu führen.