Person zu der man keinen Kontakt hat bei Bedarf doch helfen?

vom 02.04.2016, 10:09 Uhr

Person B hat seit einem Jahr keinen Kontakt mehr zu Person A. Die Beiden waren jahrelang befreundet und sogar beste Freunde. A hat sich dann allerdings ein paar Sachen geleistet, die Person B sehr verletzt und traurig gemacht haben. B wurde sozusagen von A ordentlich in den Allerwertesten getreten.

Es war dann auch so, dass von einem Tag zum anderen zwischen B und A kein Kontakt mehr bestand. A sprach nicht mal mehr mit B und übersah B, wenn sie sich irgendwo trafen. B hat trotzdem meistens gegrüßt und A dann auch per Nachricht zum Geburtstag gratuliert.

Nun hat B erfahren, dass es A momentan nicht so gut geht. A hatte eine Operation und ist dadurch noch beeinträchtigt und bald zieht die Tochter aus, die sonst eben etwas mitgeholfen hat. B hatte früher A schon angeboten, dass sie hilft, wenn A mal krank ist oder ähnliches. B überlegte nun auch, ob sie A wieder Hilfe anbieten soll. Allerdings ist für B die Freundschaft zu A kaputt und nicht wieder zu kitten. Immerhin hat sich A auch in einem Jahr keinerlei Mühe gegeben irgendwie mit B wieder in Kontakt zu kommen.

Würdet ihr an Bs Stelle A trotzdem Hilfe anbieten? Oder dieses Thema einfach abhaken und vergessen? Immerhin besteht keine Freundschaft und kein Kontakt mehr. B kann auch nicht vergessen was vorgefallen ist. Ist B ein schlechter Mensch, wenn sie A keine Hilfe anbietet? Aber A könnte es ja auch als Annäherung von B sehen, dass diese vielleicht angekrochen kommt, um die Freundschaft wieder zu bekommen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Die Frage, die sich mir stellt, ist eher, ob B dieses Hilfsangebot nicht vielleicht doch unbewusst als Gelegenheit sieht, den Kontakt wieder aufzunehmen, denn soweit ich es verstanden habe, hat A sich ja weder in dieser Sache noch in sonst irgendeiner Form gemeldet. Ob es wirklich nur Pflichtgefühl ist, dass mit reinspielt, weiß ich nicht. Ich würde mich in dem Beispiel absolut nicht in einer Bringschuld sehen. Das Angebot zur Hilfe galt, als das Ganze noch eine Freundschaft war, aber die ist ja nun beendet. Wenn überhaupt müsste der Kontakt von A ausgehen.

Ich war mal in einer ähnlichen, noch krasseren Situation, da hatte ich aus wirklich guten Gründen eine Freundschaft auslaufen lassen. Die Person wurde einige Jahre später schwer krank und suchte daraufhin wieder den Kontakt zu mir. In dem Fall war es aber die andere, die die Freundschaft in irgendeiner Form wieder aufnehmen wollte. Für mich ging das aber trotz ihrer schweren Krankheit einfach nicht mehr, wobei sie mir auch wirklich von Herzen leid tat mit ihrem Schicksal und nur deswegen zog ich überhaupt in Erwägung, das Ganze wieder aufleben zu lassen. Es ging aber nicht.

Warum ich die Geschichte erzähle: Leid und Kummer machen aus einem Menschen nicht automatisch einen anderen oder gar besseren Menschen. Manchmal mag so etwas ja funktionieren, aber ich habe anhand dieser Freundin die Beobachtung gemacht, dass die Leute, sobald es ihnen wieder besser geht, auch genau die negativen Dinge an den Tag legen wie vor ihrer Notlage. Falls B also irgendwo im tiefsten Inneren die Hoffnung hat, dass A sich durch das eigene Leid signifikant ändert und dankbar ist, würde ich davon Abstand nehmen.

Und anstelle von A würde ich so ein Angebot zur Hilfe auf jeden Fall als Form der Kontaktaufnahme ansehen, bzw. ist es das ja auch, denn ohne Kontakt kann man nicht unterstützen. Insgesamt wirkt das ganze Verhältnis auf mich ohnehin ein wenig so, als hätte B die ganze letzte Zeit noch mehr investiert als A, von daher besteht da seitens A absolut kein Anspruch auf Hilfe.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Für mich klingt das so, als würde man sich wieder eine Freundschaft wünschen und so versuchen wollen wieder miteinander besser auszukommen. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das so auch wirklich gut klappen kann. Immerhin besteht dann ja auch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis und das kann meiner Meinung nach auch nicht wirklich eine gute Grundlage für eine Freundschaft sein. Man sollte schon auf einer Ebene stehen in einer Freundschaft.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass man da auch immer beachten muss, was denn in der Vergangenheit so alles vorgefallen ist. Das kann man hier ja nicht wissen, da man die Sachlage hier eben nicht so gut kennt. Das muss man einfach individuell betrachten, wie schlimm die Sache für einen selbst war und ob man es sich grundsätzlich vorstellen könnte, der Person zu verzeihen oder eben nicht.

Für mich würde es außerdem auch darauf ankommen, wie schlimm die Operation nun war. Würde die Person beispielsweise an Krebs erkrankt sein, würde ich meinen Stolz auf jeden Fall überwinden und mich bei ihr melden, bei kleineren und harmloseren Operationen wäre es vielleicht anders.

Grundsätzlich spricht ja aber nichts dagegen, wieder Kontakt zu der Person aufzunehmen, wenn man das gerne möchte und sich bereit dazu fühlt. Wenn man das insgeheim will und der Person gerne helfen würde, sollte man das tun. Allerdings natürlich nur, wenn man generell wieder an Kontakt interessiert ist und das nicht nur aus reinem Pflichtbewusstsein macht, solange die Person nicht gerade im Sterben liegt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich denke auch, dass es in erster Linie darauf ankommt was in der Vergangenheit gewesen ist. Denn wegen einer Kleinigkeit wird die Freundschaft nicht in die Brüche gegangen sein, da wird schon einiges gewesen sein und auch die Frage die sich hier dabei stellt, wer war der Verursacher des ganzen A oder B?

Ich kann mir schon vorstellen, dass das als Annäherung gesehen wird wenn man nun einfach aus dem heiteren Himmel wieder seine Hilfe anbietet und sich damit förmlich aufdrängt. Das kann auch den Gedanken auslösen, dass man sich nun nur am Schaden des anderen Laben möchte und das auch nur aus eigenem Interesse macht, damit man sieht wie die frühere Freundin gerade darunter leidet. Ebenfalls würde man sich wieder abhängig machen und ich denke nicht, dass angebotene Hilfe unter diesen Voraussetzungen auch angenommen werden würde.

Aber anbieten kann man alles, ob es auch angenommen wird ist eine ganz andere Sache. Jedenfalls wäre das auch eine Möglichkeit sich wieder zu nähern aber auch direkt wieder eine Freundschaft darauf aufbauen denke ich nicht, dass das klappen würde. Auch ist noch die Frage warum A nie Kontakt aufgenommen hat, war das wirklich kein Interesse an B oder war A mit dem eigenen Leben so beschäftigt, dass das einfach untergegangen ist?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:B wurde sozusagen von A ordentlich in den Allerwertesten getreten.

Ich finde diese ganze Geschichte ziemlich manipulativ geschrieben. Denn bei "besten Freunden", wie du das so schön beschreibst, ist es eher unwahrscheinlich, dass einer von beiden aus heiterem Himmel und einer Laune heraus, sich wie ein Arsch aufführt und die Freundin in die Pfanne haut wegen was auch immer. Da sollte B sich mal fragen, ob sie sich nicht ebenfalls total bescheuert verhalten und damit Bs Verhalten provoziert hat. Von nichts kommt nichts.

Abgesehen davon frage ich mich, ob A die Hilfe von B überhaupt annehmen würde, denn so unschuldig wie du B hier darstellst, ist B meiner Ansicht nach bestimmt nicht. Das wird nur bewusst so dargestellt um die Leser zu manipulieren und ein "Unschuldslamm" zu erzeugen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mir fehlt jede Form von Helfersyndrom. Zwar bemühe ich mich, meine Mitmenschen nicht im Regen stehen zu lassen, aber ich sehe es auch nicht ein, mich zu überschlagen und zur Brezel zu schlingen, um mich für jemanden einzusetzen, mit dem ich mal befreundet war. Völlig wurscht, was genau vorgefallen ist und wer der "Böse" war oder angefangen hat - Beziehungen gehen im Leben nun mal auseinander.

Außerdem kann ich mir schon vorstellen, dass manchen Leuten das Gefühl gefällt, quasi unentbehrlich zu sein und ihr "Menschenrettungs-Ding" ihnen auch den Schein von Macht und Überlegenheit gibt. Es ist ja auch ein gutes Gefühl, sich sagen zu können: Die arme Socke ist ohne mich völlig aufgeschmissen, also muss Super-Gerbera mal wieder ausrücken und die Welt retten!

Aber realistisch gesprochen kommt die Welt auch sehr gut ohne mich aus. Es gibt nur ein ganz wenige Leute, die wirklich arm dran wären, wenn ich sie komplett fallenlassen würde, und die stehen mir auch emotional nahe. Aber wenn es um bloße Hilfsaktionen entfernter Bekannter geht, rede ich mir gar nicht ein, dass nur ich jetzt gefragt bin. Oft genug ist es einfach nur am bequemsten, das Helfersyndrom oder das schlechte Gewissen anderer Leute auszunutzen als sich anderweitig umzusehen oder Geld in die Hand zu nehmen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann gut verstehen, dass Person B sich unsicher fühlt und nicht genau weiß, wie sie auf die Situation reagieren soll. Ich denke, es ist wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich zu fragen, ob man wirklich in der Lage ist, Hilfe anzubieten, ohne sich dabei unwohl oder verletzt zu fühlen. Es ist okay, wenn man keine Freundschaft mehr haben möchte und es ist auch okay, wenn man keine Hilfe anbieten möchte. Schließlich hat A auch keine Anstalten gemacht, um die Freundschaft wiederherzustellen.

Allerdings denke ich auch, dass es eine Frage der Menschlichkeit ist, zu helfen, wenn jemand in Not ist. Wenn man sich dazu entscheidet, A Hilfe anzubieten, sollte man allerdings klarstellen, dass dies keine Annäherung oder Wiederaufnahme der Freundschaft bedeutet. Es ist wichtig, deutlich zu kommunizieren, dass man einfach nur helfen möchte und keine weiteren Erwartungen hat.

Ich denke nicht, dass Person B ein schlechter Mensch ist, wenn sie sich entscheidet, keine Hilfe anzubieten. Jeder hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, was er tun möchte. Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass die Entscheidung, keine Hilfe anzubieten, Konsequenzen haben kann. A könnte enttäuscht sein oder es als Ablehnung interpretieren. Es ist auch möglich, dass man später bereut, keine Hilfe angeboten zu haben.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Für mich ist es eigentlich normal Personen zu helfen, mit denen ich lange keinen Kontakt hatte, aber man sich irgendwie trotzdem noch wichtig ist. Das hat meiner Meinung nach auch nichts mit Ausnutzen zu tun. Sicherlich muss man nicht ein Arm und eine Niere geben, aber einer Person, die man eigentlich gerne hat, kann man doch mal aushelfen, insofern das nicht die eigenen Kapazitäten überschreitet.

Ich verstehe es aber auch, wenn man in so einer Situation eben keine Hilfe anbieten möchte, vor allem wenn man sich noch von vorherigen Geschehnissen gekränkt fühlt. Grundsätzlich bin ich bei Freundschaften auch eher locker eingestellt und wenn sich jemand länger nicht meldet, ist es auch kein Problem. Auch kann Fehlverhalten bei mir "verjähren" und ich kann Gras über eine Sache wachsen, wenn es nicht zu schlimm ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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