Bei jedem Tod im Bekanntenkreis in tiefe Trauer stürzen?
Ich bin in einem Alter, wo es durchaus vorkommt, dass es auch einmal gehäuft unter meinen Bekannten und früheren Mitschülern dazu kommt, dass sie sterben. Dies erfährt man dann durch andere Bekannte oder auch durch Zeitungsanzeigen. Sicher finde ich es traurig, wenn wieder mal jemand aus dem Bekanntenkreis stirbt. Aber in tiefe Trauer stürze ich da seltener. Da muss mir derjenige schon sehr am Herzen gelegen haben. Aber ich kenne durchaus auch Menschen, die auch nicht so viel mit dem Toten zu tun hatten, aber aus dem Schluchzen nicht mehr rauskommen, wenn sie einem dies mitteilen.
Eine Bekannte heult und schluchzt bei jedem, den sie mit Namen kennt, diesen Menschen schon mal gesehen hat und weiß, wer er oder sie war und geht dann auch meist noch mit zur Beerdigung und sieht das als Pflicht an, weil sie diesen Menschen ja kannte.
Ich selbst trauere wirklich nur bei sehr engen Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern und da kann es auch ein paar Jahre dauern, ehe ich da drüber hinweg bin. Aber ich bin zwar auch kurz traurig, wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis stirbt, aber auch eigentlich nur deswegen, weil man auch immer wieder daran erinnert wird, dass das Leben nicht unendlich ist. Wie schaut es bei euch aus? Trauert ihr richtig tief und innig, wenn jemand stirbt, den ihr kanntet?
Bei mir kommt es auch klar darauf an, wie gut ich den Verstorbenen kannte. Wenn es jemand aus der Familie ist oder der eben der Familie sehr nahe stand, dann bin auch durchaus sehr traurig. Aber bei flüchtigen Bekannten oder Schulfreunden, zu denen man lange keinen Kontakt hatte, ist es zwar so, dass es mich berührt und auch leid tut, aber es stürzt mich dann nicht in tiefe Trauer. Anteilnahme ist da sicherlich vorhanden, was ich auch ganz normal finde, immerhin ist man nicht aus Stein. Aber deswegen in tiefe Trauer zu stürzen, finde ich schon komisch und denke, dass es auch eher nicht unbedingt häufig vorkommt.
Ich würde "Heulen und Schluchzen" ebenso wenig mit "tiefer Trauer" gleichsetzen wie umgekehrt, sprich, dass jemand, der keine öffentliche Show abzieht, keine Trauer empfindet. Es geht hier offensichtlich nicht um Empfindungen wie Trauer, sondern darum, wie Menschen damit umgehen und ob und wie sie ihre Emotionen nach außen zeigen.
Sprich, es gibt Leute, die heulen schon bei rührseligen Werbespots und auf der anderen Seite des Spektrums Menschen, bei denen schon ein Elternteil sterben muss, damit ihnen doch mal etwas Pipi aus den Augen rinnt. Das heißt für mich absolut nicht, dass letztere nicht trauern oder dass nur äußerlich sichtbare, um nicht zu sagen, inszenierte Trauerbekundungen als solche "gelten", wie es so schön heißt.
Und Beerdigungen bzw. deren Besuch hat für viele Leute absolut nichts mit Trauer zu tun, sondern sie sehen es als sozialen Anlass oder Verpflichtung an. Gerade auf dem Land gehört es zum "guten Ton", sich sehen zu lassen, wenn jemand stirbt, dessen Familie schon seit der Völkerwanderung dort einen Hof besitzt.
Die Anzahl der Trauergäste hat nur wenig damit zu tun, ob der/die Verstorbene wirklich allgemein geliebt und vermisst wird. Außerdem nutzen viele Leute, gerade die sentimentalen, auch Beerdigungen, um sich zu treffen und den neuesten Klatsch auszutauschen, wenn die Tränen getrocknet sind.
Bei mir kommt es auch darauf an, in welcher Beziehung ich zu dieser Person stand. Manchmal sind die Umstände, unter denen die Person gestorben sind, so erschütternd, dass man allein deshalb schon Trauer empfindet, auch, wenn man der Person nicht sehr nahe stand. Häufig ist es bei mir auch eher die Empathie, die ich für die Personen empfinde, die gerade wirklich dieses Familienmitglied/diesen guten Freund verloren haben.
Aber ich würde mir niemals anmaßen, jemandes Trauer zu verurteilen, oder zu entscheiden, wann Trauer angemessen ist, und wann nicht. Es können durch so ein Erlebnis, auch wenn man mit der Person vielleicht nicht so viel zu tun hatte, auch andere Dinge im Inneren angetriggert werden, die einen zu einer gewissen emotionalen Reaktion bewegen. Das erscheint einem als Außenstehender dann vielleicht "übertrieben", aber meiner Meinung nach sollte man sich nicht anmaßen, über die Emotionen anderer Menschen zu urteilen.
Ich kenne eine Frau, bei der ist es auch so. Vor allem hat sie das Problem und liest diese Klatschblättchen, da verkraftet sie das Gelesene aber nicht und weint stundenlang, weil sich jemand getrennt hat oder weil jemand gestorben ist und so weiter. Das ist aber sicherlich auch eher als psychisches Problem zu betrachten und alles andere als normal.
Wenn jemand stirbt, dessen Name ich nur kenne oder der mir nicht nahe gestanden hat, kann ich deswegen auch nicht weinen. Ich empfinde Mitleid mit der Familie, aber das war es dann auch schon. Bei einer mir nahestehenden Person ist das natürlich anders, da weine ich auch und brauche auch eine Weile um das zu verarbeiten.
Ich verstehe dich vollkommen. Auch ich gehöre zu den Menschen, die nicht bei jedem Todesfall in tiefe Trauer stürzen. Natürlich finde ich es traurig, wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis stirbt, aber ich muss nicht zwangsläufig anfangen zu weinen oder mich schlecht fühlen. Für mich ist das eher eine Bestätigung dafür, dass das Leben nicht unendlich ist und wir jeden Moment nutzen sollten.
Ich denke, es hängt stark von der Beziehung zu der verstorbenen Person ab, wie tief man trauert. Wenn es ein enger Freund oder Familienmitglied ist, dann ist es verständlich, wenn man lange Zeit trauert und sich schwer tut, darüber hinwegzukommen. Aber wenn es jemand ist, den man nur flüchtig kannte, dann ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, sich so stark zu emotionalisieren.
Das Trauern um Verstorbene ist ein sehr individueller Prozess, der von vielen Faktoren abhängt. Jeder Mensch geht anders damit um, wenn jemand aus seinem Umfeld stirbt. Manche Menschen haben sehr enge Bindungen zu ihren Freunden und Familie und trauern daher intensiver, andere haben diese Bindungen nicht und trauern somit weniger.
Ich denke, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man nicht bei jedem Tod in Tränen ausbricht, sondern nur bei engen Freunden oder Verwandten. Man kann sich auch auf andere Weise von einem Menschen verabschieden, ohne dabei eine tiefe Trauer zu empfinden. Vielleicht erinnert man sich an gemeinsame Erlebnisse oder denkt an schöne Momente, die man mit der verstorbenen Person geteilt hat.
Jeder Mensch geht mit Trauer anders um, und es ist wichtig, sich selbst die Zeit und den Raum zu geben, die man braucht, um damit umzugehen. Es gibt keine "richtige" oder "falsche" Art und Weise, mit Trauer umzugehen, und jeder sollte das tun, was für ihn oder sie am besten ist.
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