Warum steigt das Gewaltpotential gegenüber Schiedsrichtern?
Schiedsrichter werden sowohl im Profisport als auch in niedrigeren Ligen immer wieder verbal und körperlich angegriffen. Laut einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks über Fußballschiedsrichter sind die Zahlen deutschlandweit deutlich gestiegen, bei denen wegen Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen Spiele abgebrochen werden mussten.
Verständlicherweise haben viele Schiedsrichter darauf keine Lust mehr und geben ihr Amt auf. Auch die Nachwuchsarbeit gestaltet sich immer schwieriger.
Auffällig ist dieses Gewaltpotential beim Fußball, aber auch in anderen Sportarten ist so eine Entwicklung deutlich erkennbar. Ein Bekannter von mir ist Schiedsrichter beim Handball und berichtet von ähnlichen brisanten Vorfällen, in denen die Schiedsrichter nicht nur verbal aufs Übelste beschimpft werden, sondern auch körperlich von Spielern angegangen bzw. bedroht von Fans werden.
Mein Bekannter kann sich selbst nicht erklären, warum dieses Gewaltpotential so angestiegen ist. Schiedsrichter pfeifen wie auch vor Jahren auch nach den Regeln und in vielen Sportarten gibt es inzwischen Hilfsmittel, wie z.B. Videobeweise und neue Kommunikationssysteme unter den Schiedsrichtern, die sogar bei der richtigen Entscheidungsfindung helfen. Natürlich mag es auch heutzutage noch Fehlentscheidungen geben oder bei manchen Spielen auch die Neutralität angezweifelt werden können, aber das sei vor Jahren ja auch nicht anders gewesen.
Was denkt ihr, woran liegt es, dass das Gewaltpotential so gestiegen ist? Hat sich an der Arbeit/dem Verhalten von Schiedsrichtern etwas verändert, was so ein Gewaltpotential erklären lässt? Fehlt es generell inzwischen an Akzeptanz und Respekt gegenüber Schiedsrichtern?
Ich finde es erschreckend, dass Schiedsrichter in vielen Sportarten immer öfter Ziel von Gewalt und Diskriminierung werden. Ich persönlich denke, dass es an einem generellen Mangel an Akzeptanz und Respekt gegenüber Schiedsrichtern liegt. Es scheint so, als ob viele Menschen vergessen haben, dass auch Schiedsrichter nur Menschen sind, die Fehler machen können, aber gleichzeitig auch einen wichtigen Job haben, ohne den der Sport nicht funktionieren würde.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass in unserer Gesellschaft Gewalt und Aggression immer mehr toleriert werden. Es scheint so, als ob viele Menschen ihre Frustrationen und Enttäuschungen auf dem Sportplatz auslassen und dabei vergessen, dass das keine Entschuldigung für Gewalt oder Diskriminierung ist.
Ich denke auch, dass die Rolle der Schiedsrichter im Sport manchmal unterschätzt wird. Sie haben eine enorme Verantwortung und müssen in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen, die oft kontrovers diskutiert werden. Es ist nicht immer einfach, eine faire Entscheidung zu treffen, vor allem wenn es um knappe Spielentscheidungen geht. Hier könnte es helfen, wenn Schiedsrichter besser geschult werden und auch mehr Unterstützung von Verbänden und Fans bekommen.
Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, dass wir als Gesellschaft ein Zeichen setzen und uns gegen Gewalt und Diskriminierung im Sport einsetzen. Wir sollten Schiedsrichter respektieren und ihre Arbeit wertschätzen, damit der Sport fair und friedlich bleibt.
Ich denke nicht, dass Gewalt und Aggression "früher" weniger toleriert wurden. Ich greife da gerne beispielhaft die Anekdoten meines verstorbenen Vaters auf, der eine typische Landjugend in den 1950ern und 60ern erlebt hat. Da gab es vielleicht Schlägereien!
Heutzutage würde da der Notstand ausgerufen, damals war es allem Anschein nach kein gelungenes Volksfest, Fußballspiel oder sonst ein Anlass, bei dem nicht die Fetzen geflogen sind. Und wenn du als junger Bub "früher" Schläge von deinem traumatisierten Kriegsheimkehrer-Vater bekommen hast, beim Beichtunterricht vom Pfarrer was hinter die Ohren und vom Lehrer den Rohrstock, dann war das ein ganz gewöhnlicher Dienstag.
Statt dessen würde ich eher sagen, dass das Problem schon immer bestand, aber jetzt erst allmählich als Problem erkannt wird. Zu Vaters Zeiten gehörte es anscheinend zum Berufsrisiko eines Schiris, nach dem Spiel im Laufschritt zu seinem Auto zu hasten und die Flucht zu ergreifen. Heute lassen es sich die Leute einfach nicht mehr gefallen, in Ehrenamt und Hobby um ihre körperliche Gesundheit fürchten zu müssen, und schmeißen deswegen reihenweise hin.
Außerdem denke ich mir noch, dass der automatische Respekt vor "Autoritätspersonen" in der modernen Gesellschaft mit allen Vor- und Nachteilen nicht mehr so sehr im Vordergrund steht. Kaum jemand steht heute noch stramm und geht bei Fuß, nur weil der Lehrer, der Pfarrer oder ein Polizist gesprochen hat. Das ist natürlich nicht nur ideal, gerade Lehrkräften wird die Arbeit dadurch nicht erleichtert. Und daraus ergibt sich eben auch, dass nur weil jemand den Schiri gibt, daraus noch lange keine natürliche Autorität und schon gar kein Respekt erwachsen. Der Rest ist Testosteron.
Nach den Regeln pfeifen klingt ja gut und schön. Aber auch da gibt es eben die Möglichkeit, dass man sie strenger wie auch lockerer auslegt. Vor mehr als 20 Jahren, als ich noch aktiv zum Eishockey gegangen bin, gab es schon Schiedsrichter, wo die Niederlage der Mannschaft klar war, wenn Person X oder Y angesetzt wurde das Spiel zu leiten.
Nach dem Spielabbruch in Zwickau kann man mehrfach lesen, dass der Schiedsrichter wohl sehr oft in der Kritik steht, dass seine Entscheidungen recht einseitig fallen. Sicherlich sollte das nicht solche Folgen haben, aber die Ursachen liegen eben nicht nur allein beim vermeintlichen Fan.
Egal um welche Sportart es dabei geht, die übergeordneten Gremien sollten nicht nur auf den bösen Fan zeigen, sondern auch die Arbeit ihrer eigenen Leute etwas genauer unter die Lupe nehmen. Aber da tun sich ja DFB und Co auch schwer eventuelle Fehler einzugestehen.
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