Sollte man die Arbeit Geistlicher online bewerten können?
Ein evangelischer Pfarrer unserer Region stellte bei einem Interview im Regionalfernsehen die Frage in den Raum, ob man die Arbeit von Geistlichen wieder online bewerten können sollte. Seiner Meinung nach würde ein solches Bewertungsportal Pfarrern wichtiges Feedback geben, welches man auf "normalen" Weg heutzutage schwer bekommen würde.
Vor einigen Jahren gab es schon einmal ein solches Portal namens "Hirtenbarometer" in dem man nach einer Anmeldung anonym die Arbeit der Geistlichen bewerten konnte. Die Bewertung war in fünf Kategorien eingeteilt, welche die Gottesdienstgestaltung, Glaubwürdigkeit und Aktualität beinhalteten. Inzwischen ist diese Seite allerdings inaktiv.
Der evangelische Pfarrer äußerte, dass man sich heutzutage den Wünschen der Gemeinde immer mehr anpassen sollte, um Kirchenarbeit attraktiv zu gestalten. Dies sei allerdings auch nur mit ehrlichem, umfangreichem Feedback möglich. Laut ihm sehe er darin kein Problem, das es in anderen Lebensbereichen wie bei Ärzten, Rechtsanwälten oder auch Restaurants und Hotels so ein Bewertung der "Dienstleistung" ja auch gäbe und das Ganze gut funktioniere.
Was haltet ihr von so einem Bewertungssystem für die Arbeit von Geistlichen? Würdet ihr die Gottesdienste von Pfarrern bewerten wollen? Würdet ihr euch daran orientieren, welche Kirchen/Gottesdienste ihr besucht? Worin seht ihr Vor- und Nachteile einer solchen Bewertungsmöglichkeit?
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, was das Thema angeht. Einerseits könnte ein solches System den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit geben, Feedback zu geben und ihre Wünsche und Bedenken auszudrücken. Es könnte auch den Geistlichen helfen, sich selbst zu reflektieren und ihre Arbeit zu verbessern, indem sie auf das Feedback der Gemeinde eingehen.
Es ist auch wahr, dass Bewertungssysteme in anderen Lebensbereichen, wie bei Ärzten, Rechtsanwälten oder Restaurants, existieren und von vielen Menschen genutzt werden, um ihre Entscheidungen zu beeinflussen. Ein solches System für die Arbeit von Geistlichen könnte daher als eine Möglichkeit betrachtet werden, die Kirchenarbeit attraktiver und relevanter für die Bedürfnisse der Gemeinde zu gestalten.
Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit und Ethik eines solchen Bewertungssystems. Die Arbeit von Geistlichen ist komplex und vielschichtig, und es könnte schwierig sein, sie allein auf Basis von Bewertungen zu beurteilen. Gottesdienste und kirchliche Aktivitäten haben auch eine spirituelle und religiöse Dimension, die sich nicht einfach auf Kategorien wie "Gottesdienstgestaltung" oder "Glaubwürdigkeit" reduzieren lassen.
Es besteht auch das Risiko von Missbrauch und Manipulation, wenn Bewertungen anonym abgegeben werden können. Unberechtigte Kritik oder gar Diffamierung könnten das Ansehen von Geistlichen und Kirchen ungerechtfertigt schädigen. Zudem könnte ein Bewertungssystem den Fokus verstärkt auf quantitative Bewertungen legen, anstatt auf die Qualität der geistlichen Arbeit oder die Bedürfnisse der Gemeinde.
Ein weiterer Aspekt ist die Frage nach der Objektivität von Bewertungen. Religiöse Glaubensüberzeugungen und individuelle Vorlieben können die Bewertungen beeinflussen, und es könnte schwierig sein, ein wirklich objektives und gerechtes Bewertungssystem zu etablieren.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Arbeit von Geistlichen nicht ausschließlich eine Dienstleistung im herkömmlichen Sinne ist. Sie umfasst auch Seelsorge, geistliche Begleitung und Gemeindeaufbau, die nicht einfach durch Bewertungen bewertet werden können.
Insgesamt sehe ich Vor- und Nachteile eines Bewertungssystems für die Arbeit von Geistlichen. Es könnte Chancen bieten, Feedback zu erhalten und die Kirchenarbeit an die Bedürfnisse der Gemeinde anzupassen. Allerdings sind auch ethische, praktische und qualitative Bedenken zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass ein solches System fair, objektiv und angemessen ist. Es wäre wichtig, sorgfältig über die Umsetzung nachzudenken und die Meinungen und Bedenken aller Beteiligten, einschließlich der Geistlichen und der Gemeindemitglieder, zu berücksichtigen, bevor ein solches System eingeführt wird.
Finde ich etwas tricky, da es wohl kaum einen Sektor gibt, bei dem die Dienstleistungen derart spiritueller Natur und daher in Zahlen schwer zu fassen sind. Klar sind Kommentare und Bewertungen im Internet sowieso immer hoch subjektiv, um nicht zu sagen oftmals Schwachsinn, aber ein paar objektive Kriterien sind doch meistens dabei.
Bei einem Arzt kann ich immer noch schreiben: etwas grantig aber kompetent, effektive Praxisverwaltung, Homepage stets aktuell. Aber bei einem Geistlichen? Beginnt Gottesdienste pünktlich, Messwein von ordentlicher Qualität, Bußsakrament hat sofort gewirkt? Und gerade beim Thema "Aktualität" wäre ich besonders vorsichtig. Wer sich heute noch in einen Gottesdienst setzt, ist traditionell eher traditionell geprägt.
Da würden die Bewertungen schnell in den Keller gehen, fängt der Typ im Talar auf einmal das Gendern an oder ähnliches. Ich weiß auch noch aus meiner christlichen Kindheit, dass in der katholischen Kirche bei der Gottesdienstgestaltung unter der Christengemeinde vor allem die Dauer interessant war. 45 Minuten haben schon gereicht, je weniger Schnörkel, desto besser.
Das ist ja so eine Sache, die man nicht allgemein betrachten kann. Denn im kanonischen Recht bilden die Gläubigen auf dem Gebiet einer Diözese das örtliche Gottesvolk. Aufgegliedert wird das durch die Gemeinden, die wieder örtlich begrenzt sind. Sinn der ganzen Glaubenssache ist ja in seiner Gemeinde eine emotionale Heimat zu haben. Da kommt es schließlich nicht nur auf den Geistlichen an, das Gesamtpaket mit den anderen und die Angebote müssen passen.
Das beschränkt sich nicht auf den Gottesdienst und von mir aus das Beichten. Und in den aktuellen Großgemeinden, wo ein ganzes Geschwader abwechselnd in den verschiedenen Kirchen auftaucht und die göttlichen Dienstleistungen anbietet, muss der Gläubige an sich sowieso gucken, ob an diesen Sonntag in Sankt Michael oder Sankt Marien gebetet wird, ob das um acht oder um zehn Uhr passiert und welcher der vier möglichen Gottesmänner arbeiten wird.
Und eine Wahl hat man sowieso nicht, denn du gehörst halt in die Gemeinde vor Ort. Natürlich kannst du jede andere Kirche besuchen, es gibt schließlich keine Zugangskontrollen. Aber ein Gemeindewechsel klappt nur durch Umzug. Und welchen Sinn hat es, ständig in eine andere Gemeinde zu rennen, aber niemals dazuzugehören? Die Zugehörigkeit ist doch die Basis der Nummer. Und wozu sollte man online bewerten, wenn man sagen kann, das ist gut und das ist schlecht?
In der evangelischen Kirche ist das einfacher, weil man die Gemeinde wechseln kann. Aber wie bewertet man Glaubenfragen?
cooper75 hat geschrieben: Und eine Wahl hat man sowieso nicht, denn du gehörst halt in die Gemeinde vor Ort. Natürlich kannst du jede andere Kirche besuchen, es gibt schließlich keine Zugangskontrollen. Aber ein Gemeindewechsel klappt nur durch Umzug. Und welchen Sinn hat es, ständig in eine andere Gemeinde zu rennen, aber niemals dazuzugehören? Die Zugehörigkeit ist doch die Basis der Nummer. Und wozu sollte man online bewerten, wenn man sagen kann, das ist gut und das ist schlecht?
Das stimmt, grundsätzlich gehört man zur Gemeinde im Ort, aber wie du schon sagst, Einlass- bzw. Zugangskontrollen gibt es ja keine. Ich persönlich habe fußläufig hier allerdings im Umkreis von 15 Minuten gleich die Wahl von vier verschiedenen katholischen Kirchen in der Stadt und auch wenn ich auf dem Papier zur Gemeinde A gehören würde, besuche ich trotzdem die Gottesdienste der Gemeinde B.
Ich beteilige mich zugegebenermaßen nicht aktiv bei der Gemeindearbeit, sondern besuche nur die Gottesdienste, vorwiegend sogar Familiengottesdienste, sodass ich da kein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl brauche. Ich finde es einfach schön einen Gottesdienst zu besuchen, der modern und "besuchernah" gestaltet ist, sowohl in der Predigt selbst als auch bei den Liedern. In Gottesdiensten, die ich besuche, tritt zum Beispiel auch eine Kirchenband auf, die sogar auch mal eine E-Gitarre rausholt.
Auf dem Land mag das vielleicht auch was anderes sein, da würde man vermutlich auch komisch angeschaut werden, wenn man als "Außenseiter" plötzlich die Gottesdienste einer anderen Gemeinde besucht. Möglicherweise beteiligen sich da auch noch mehr Menschen an der Gemeindearbeit selbst. In der Stadt ist das in meinen Augen eh schon sehr anonym, sodass es im Prinzip wirklich egal ist, welche Kirche man sich aussucht.
Ich finde es sehr schwierig dazu eine Meinung zu haben. Immerhin ist die Kirche ja schon ein bisschen hinterher, was die meisten Themen angeht und dann eine Onlinebewertung einzufordern klingt schon ein bisschen komisch, aber durchaus nachvollziehbar. Immerhin will man ja nicht nur für sich reden, sondern auch Menschen in die Kirche bringen.
Allerdings stellt sich mir die Frage, wen man damit erreichen will. Ich könnte mir vorstellen, dass auch viele alte Menschen in die Kirche gehen und die wird man damit leider nicht ansprechen können. Denen möchte man aber sicherlich auch weiterhin gefallen. An sich finde ich es aber gut, wenn man sich modern ausrichten will und sich auch neuer Dinge annehmen will.
Es ist also fraglich, ob man damit mehr Leute dazu bringt in die Kirche einzutreten. Vielleicht wäre zunächst eine anonyme Bewertung in der Kirche selber eine gute Idee zur Verbesserung der Predigt.
Hier in der Region sind die Gemeinden beispielsweise zusammengefasst worden, EngelmitHerz. Das bedeutet, die Kirchen, die du fußläufig oder mit dem Auto erreichst, gehören zu einer Gemeinde. Wobei die Wege weiter sind, weil zig Gotteshäuser aufgegeben worden sind. Und ich lebe nicht auf dem Land, sondern mitten im größten Ballungsraum Europas mit über 7 Millionen Menschen. Allein meine Stadt hat über 500.000 Einwohner.
Also gibt es für ungefähr 60.000 Einwohner eine Pfarrei mit fünf verschiedenen Filialkirchen. Die Stundenpläne lesen sich schlimmer als für Schüler. Das gilt für die verschiedenen Gottesdienste ebenso wie für die Einteilung des göttlichen Bodenpersonals. Da musst du genau planen, damit dein bevorzugter Prediger in deinem bevorzugten Gotteshaus im Dienst ist.
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