Kaputte Kleidung flicken?

vom 23.07.2020, 10:19 Uhr

Ich hatte gestern eine Freundin zu Besuch. Wir saßen im Wohnzimmer und haben Tee getrunken und uns nett unterhalten.

Sie fragte mich, was das für Klamotten wären, die in der Ecke auf dem Beistelltischchen liegen. Als ich ihr sagte, dass das die Sachen der Kinder sind, die ich noch flicken muss, schaute sie mich nur ungläubig an. Sie konnte gar nicht glauben, dass ich mir so viel Arbeit mache. Kaputte Sachen wirft sie einfach weg und kauft neue.

Das fand ich schon etwas seltsam. Ich finde es schon sehr verschwenderisch und wenig nachhaltig, alles gleich zu ersetzten. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass sie gar.nicht nähen kann. Was denkt ihr? Bin ich da altmodisch oder macht ihr das auch so?

» sugar-pumpkin » Beiträge: 661 » Talkpoints: 67,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei mir kommt es immer ein wenig auf den Schaden am Kleidungsstück, das Kleidungsstück selber bzw. auch den Verwendungszweck an. Geht irgendwo eine Naht auf, dann nähe ich diese nach, ebenso, wenn irgendwo ein Knopf abgeht oder an einer Hose ein Reißverschluss kaputt, dann wird das ersetzt. Das sind alles Dinge, die nach der Reparatur sowieso nicht auffallen. Kleine Löcher bei Oberteilen lassen sich häufig auch mit ein paar Fäden und Stichen gut zusammen ziehen und die fallen dann auch nicht auf.

Habe ich in meinen Kleidungsstücken, aber richtige Löcher wo ich wirklich mit einem Flicken arbeiten müsste, dann würde ich das maximal noch bei einer Jeans machen, die ich dann aber auch nur noch in der Freizeit oder im Garten anziehen würde. Je nach Loch würde ich das Loch aber auch einfach so lassen und die Hosen dann auftragen, direkt wegschmeißen mache ich nicht. Bei Kapuzenpullis oder so würde ich aber auch keine Flicken setzten und diese wohl auch eher entsorgen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich nähe höchstens mal einen Knopf an, wenn ich ehrlich bin. Nähen und Flicken habe ich nie gelernt und die Klamotten von der Stange, die ich mir so leisten kann, halten sowieso nicht lange genug, dass sich eine Reparatur lohnen könnte. Und für "daheim rum" ziehe ich ungeniert auch abgetragene Sachen mit kleineren Schäden an, bis sie früher oder später in die Altkleidersammlung wandern und im Idealfall zu Dämmstoffen recycled werden.

Kleidung zählt für mich also zu den Verbrauchsgütern. Privat ist es mir egal, und im Job oder sonstwie in der Öffentlichkeit möchte ich nicht in geflickten Klamotten herumlaufen, weil ich eben nur stümperhaft nähen kann. Außerdem ist Zeit schließlich auch Geld.

Trotzdem halten selbst die qualitativ nicht unbedingt hochwertigen Stücke bei mir durchaus ein paar Jahre, weil ich pfleglich damit umgehe und generell vor allem "Basics" trage, die gar nicht aus der Mode kommen können. So habe ich auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich ein drei oder mehr Jahre altes T-Shirt, das entsprechend gebraucht aussieht, weder flicke noch anderen Leuten als Second Hand versuche anzudrehen. Es ist ja nicht so, als würde ich jede Saison einen halben Kleiderschrank wegschmeißen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann deine Einstellung gut nachvollziehen, denn ich sehe das ähnlich wie du. Ich finde es wichtig, Ressourcen zu schonen und nicht alles gleich wegzuwerfen, nur weil es kaputt ist. Wenn ich Zeit und Lust habe, repariere ich auch gerne mal Dinge, anstatt sie einfach wegzuwerfen.

Ich denke, dass es auch etwas mit Wertschätzung zu tun hat. Wenn ich etwas selber repariere, habe ich oft das Gefühl, dass ich eine Verbindung zu dem Gegenstand aufbaue und dass ich ihn dadurch mehr schätze. Außerdem finde ich es auch sinnvoll, meinem Sohn zu zeigen, dass man nicht immer alles neu kaufen muss, sondern dass man auch Dinge reparieren kann. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch eine gute Lektion in Sachen Nachhaltigkeit.

Allerdings ist es auch verständlich, wenn man keine Zeit oder Lust hat, sich mit Reparaturen zu beschäftigen. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit ist es oft einfacher, einfach etwas Neues zu kaufen, anstatt sich mit kaputten Dingen herumzuärgern. Aber ich denke, dass es wichtig ist, sich immer wieder bewusst zu machen, welche Auswirkungen unser Konsumverhalten auf die Umwelt hat und dass es oft sinnvoller ist, alte Dinge zu reparieren, anstatt sie einfach wegzuwerfen.

Ob man nähen kann oder nicht, spielt dabei meiner Meinung nach keine große Rolle. Es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, Dinge zu reparieren oder zu recyceln. Man kann zum Beispiel Kleidungsstücke flicken, aber auch Möbel reparieren oder alte Elektrogeräte wieder in Gang bringen. Es gibt auch viele Repair-Cafés oder andere Initiativen, die Hilfe bei Reparaturen anbieten.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann ziemlich gut nähen würde ich mal behaupten, und versuche auch mit Ressourcen schonend umzugehen, aber meiner Erfahrung nach lohnt es sich oft einfach nicht kaputte Sachen auszubessern.

Wenn eine Naht aufgegangen ist oder wenn man einen Riss in der Kleidung hat weil man irgendwo hängen geblieben ist, ist das etwas anderes. Aber in der Regel sieht das doch so aus, dass sich der Stoff relativ gleichmäßig abträgt. Und wenn sich dann irgendwo das erste Loch zeigt ist es sehr wahrscheinlich, dass das zweite nicht lange auf sich warten lässt.

Ich erinnere mich noch an die Jeans, bei der ich ein Loch sternförmig ausgeschnitten und in einem Stoff in dunklerer Farbe unterlegt hatte. Sah toll aus. Bis ein paar Wochen später der Stoff genau neben der Naht von diesem Stern aufgerissen ist. Die Arbeit hat sich absolut nicht gelohnt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde, dass es immer ganz auf die Kleidung ankommt, auf den Anlass, zu dem man die Sachen tragen würde und letztendlich natürlich auch darauf, wie kaputt die Kleidung wirklich ist und ob man überhaupt selbst nähen kann oder nicht. Bei meinem Mann gehen beispielsweise hin und wieder Pullover oder Hemden kaputt, die er zur Arbeit anzieht. Er bleibt irgendwo hängen oder die Sachen gehen aus sonstigen Gründen kaputt und bekommen Löcher. Dann werden sie aber auch direkt entsorgt bei uns.

Mein Mann hat einen sehr seriösen Job und arbeitet auch in einem konservativen Umfeld. Da ist geflickte Kleidung ein absolutes No Go. Da er Hemden nun auch nicht so zu Hause tragen will, entsorgen wir das. Genauso werden Socken entsorgt, die unten an der Sohle völlig aufgerieben sind. Diese kann man ja nicht wirklich flicken und bei dem Preis lohnt sich das ohnehin nicht.

Kinderkleidung und Schlafanzüge flicken wir durchaus mal, wenn es sich um kleine Löcher handelt. Die Sachen meines Sohnes werden ohnehin regelmäßig in Mitleidenschaft gezogen, da er gerne auf Spielplätzen tobt und auch oft Flecken in Kleidung bekommt, die nicht mehr rausgehen. Solange die Sachen nicht zu schmuddelig aussehen, lasse ich ihn sie zum Spielen anziehen. Genauso finde ich es bei meinen Schlafanzügen oder Jogginghosen nicht schlimm, wenn da kleine geflickte Stellen sind.

Ich muss aber offen zugeben, dass ich selbst überhaupt nicht nähen kann. Ich muss auch zugeben, dass ich keine Lust habe, mich näher damit zu befassen. Sachen, die geflickt werden müssen, bringe ich alle paar Monate mal mit, wenn ich meine Eltern besuche. Meine Mutter kann sehr gut nähen und ist da auch extrem fix, so dass ich die Sachen häufig direkt wieder mitnehmen kann. Wenn ich das aber vergesse, sich das nicht lohnt oder mein Kind zwischenzeitlich auch schon wieder aus den Sachen rausgewachsen ist, kommen sie auch mal weg.

Es kommt aber auf viele Faktoren an und unter anderem auch darauf, wie teuer das Kleidungsstück war. Bei teuren Markensachen, die man nur einmal getragen hat und die dann schon durch Unachtsamkeit ein Loch haben, ziehe ich das Flicken natürlich deutlich eher in Betracht, als bei einem günstigen No Name Basic T-Shirt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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