Wegen Inflation mehr auf Selbstversorgung setzen?

vom 25.03.2023, 21:16 Uhr

Die Inflation spürt man in allen Bereichen, u.a. auch stark im Lebensmittelbereich. Da kam dem ein oder anderen in meinem Umfeld schon in den Sinn dieses Jahr mehr Zeit und Mühe in die Selbstversorgung zu setzen und im Garten z.B. wieder mehr Gemüse und Salate anzubauen. Außerdem macht sich so manche wieder mit dem Brotbacken vertraut und es gibt auch ein paar wenige, die sogar über Miethühner nachdenken.

Wenn man sich mit Obst und Gemüse selbst versorgen kann und auch das eigene Brot bäckt ist das sicher eine tolle Sache, erfordert aber ja trotzdem auch ein bisschen was an Investition und vor allem Zeit und Mühe.

Neben der Eigenversorgung mit Lebensmittel könnte man ja auch Hygiene- und Reinigungsmittel selbst herstellen und mit Balkonsolarstrom Energie erzeugen.

Hat euch die Inflation auch dazu bewegt mehr über Selbstversorgung nachzudenken? Welche Art von Selbstversorgung kommt für euch in Betracht? Wie sieht dabei eure Kosten-/Nutzenrechnung aus? Was haltet ihr davon, sogar in Wohngebieten über Nutztierhaltung, wie z.B. Hühner, nachzudenken?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was heißt denn bitte, sogar in Wohngebieten Nutztiere zu halten? In meiner Region, und ich lebe im größten Ballungsraum Europas, gehörten kleinere Nutztiere in Wohngebieten noch vor wenigen Jahrzehnten zum Alltag, und auch heute sind die nicht selten.

Auch mit 500.000 Einwohnern und einem ganzen Stahlwerk nebenan leben die nächsten Hähne nur 600 Meter weiter und sind gut zu hören. Hühner, Tauben und Kaninchen, die alle zur Lebensmittelgewinnung dienen, sind viel näher. Und in die andere Richtung leben mitten in einer Siedlung mit großen Mehrfamilienhäusern vier Milchziegen. Ich finde das total normal, auch wenn es weniger geworden ist.

Ich setze nun nicht auf Selbstversorgung, weil ich hier im Gemeinschaftsgarten neben fünf großen Hunden nicht auch noch Kaninchen und Hühner halten kann. Früher habe ich die selbst geschlachtet. Aber ich finde die Versorgung von Tieren nicht stressig und man weiß, was man hat. Das würde ich unabhängig von der Inflation sofort wieder machen.

Anders sieht es beim Gemüse aus. Ich mag Gartenarbeit nicht. Ich nehme lieber einen Auftrag mehr an oder suche mir einen Minijob, wenn es finanziell eng werden sollte.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich nutze meinen Garten schon ganz gerne, aber das auch unabhängig von der Inflation. Generell finde ich es gut, wenn man sich zumindest in Teilen selber versorgen kann. Brot backen oder ähnliche Dinge sind ja auch nicht so wahnsinnig kompliziert, auch das Backen bereitet mir viel Spaß, weswegen ich das auch vor der Inflation schon gerne selber gemacht habe. Ich finde es gut, wenn man Kindern zeigt, wo Dinge herkommen und wie sie entstehen, daher zeige ich meinen auch, wie man beispielsweise ein Brot selber macht.

Generell finde ich es aber auch gut, wenn man unabhängiger von anderen Menschen lebt. Das ist in unserer Gesellschaft, je nachdem wie man das dann durchziehen will, schon ein großer Schritt, aber ich finde es lohnt sich. Früher war das ja auch so, dass man viele Dinge einfach selber gemacht hat und sich selber versorgt hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Inflation hat auch mich dazu gebracht, über Selbstversorgung nachzudenken. Vor allem im Hinblick auf Obst und Gemüse würde es sicherlich Sinn machen, den eigenen Garten wieder mehr zu nutzen und anzubauen. Allerdings muss man hierbei auch bedenken, dass das Ganze viel Zeit und Mühe erfordert und man auch ein gewisses Risiko eingeht. Wenn man zum Beispiel Pech mit dem Wetter hat oder die Schädlinge zuschlagen, kann man schnell den Großteil seiner Ernte verlieren.

Das Brotbacken finde ich ebenfalls eine tolle Sache und es macht auch viel Spaß, frisches Brot selbst zu machen. Allerdings muss man hier auch bedenken, dass es wiederum Zeit und Mühe erfordert, und man auch eine gewisse Ausstattung benötigt. Auch die Herstellung von Hygiene- und Reinigungsmitteln ist sicherlich eine Überlegung wert, da man hierbei auch Geld sparen kann und es umweltfreundlicher ist.

Was Nutztierhaltung in Wohngebieten angeht, bin ich eher skeptisch. Zum einen gibt es hier oft gesetzliche Vorschriften und Einschränkungen, zum anderen benötigen Nutztiere auch viel Platz und Pflege. Auch muss man bedenken, dass es Geruchsbelästigung und Lärmbelästigung für die Nachbarn geben kann.

Insgesamt denke ich, dass Selbstversorgung eine tolle Sache sein kann, wenn man Zeit und Lust dafür hat und es auch umsetzen kann. Aber man sollte dabei auch die Risiken und Herausforderungen im Blick behalten und nicht einfach unüberlegt in die Selbstversorgung einsteigen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das ist doch alles nur privilegierte Augenwischerei: Die Leute, die wirklich mit der Inflation und/oder anderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, haben durchweg andere Sorgen, als sich bräsig zu überlegen, den Nutzgarten vielleicht etwas zu erweitern oder Hühner zu mieten. Wer Zeit, Geld, Energie und sonstige Ressourcen aktuell für "Selbstversorgung" übrig hat, kann die Inflation auch bequem aussitzen und muss vielleicht dieses Jahr eine Kreuzfahrt weniger machen oder bei den Restaurantbesuchen etwas Zurückhaltung üben.

Man kann sich natürlich auch zwei Pflanzkübel auf den Minibalkon der gerade noch so bezahlbaren Wohnung stellen und tatsächlich mit Glück ein paar Gurken oder Tomaten ernten, aber die fallen dadurch auch nicht gratis vom Himmel. Ebenso wie die Miethühner Futter brauchen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich jemand, dem die Inflation wirklich zu schaffen macht, denkt: Ich komme mit zwei Jobs gerade so über die Runden und habe Familie, um die ich mich kümmern muss. Wisst ihr, was meine Geldprobleme lösen wird? Brotbacken und Milchziegen!

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich wohne in einer Großstadt, so dass es da natürlich nicht so einfach ist, Hühner und andere Tiere zu halten. Wir leben in einer Mietwohnung ohne Garten und mit dem Anpflanzen ist es daher auch schwierig. Unseren Balkon können wir nutzen, um das eine oder andere Obst oder Gemüse anzupflanzen, aber viel wird da nicht bei rumkommen. Ich wollte dieses Jahr tatsächlich etwas aussäen, aber das wird dann nur einen netten Zusatz einbringen und nun auch keinen Obst- oder Gemüseeinkauf ersparen.

Ansonsten möchte ich auch nichts an meinen Gewohnheiten ändern, zumindest nicht so weit, als dass ich nun alles mögliche selbst mache. Selbst Brot zu backen ist nun auch nicht zwangsläufig günstiger, wenn man alles zusammen rechnet und selbst Joghurt oder irgendwas anderes herzustellen eben auch nicht. Zudem ist es mir den Aufwand nicht wert, selbst wenn ich dabei ein paar Cent spare.

Wir sind nur zu dritt und haben daher auch nicht so den wahnsinnig hohen Verbrauch an Lebensmitteln und Pflegeprodukten jeden Monat. Da halten sich die Kosten in Grenzen. Und wenn, dann versuche ich eher beim Einkaufen zu sparen und da auf die Preise zu achten. Ich finde es allerdings schön, wenn sich manche Menschen in hohem Maße selbst versorgen können und würde das auch nie verurteilen. Wenn man weiß, wo die Lebensmittel herkommen, dann schmecken sie mit Sicherheit auch gleich noch einmal viel besser.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wir bauen auch viel selbst an im Garten. Aber mit Sicherheit hätten wir jetzt nicht wegen der Inflation einen Garten gepachtet. Denn was erst mal so schön klingt, verursacht ja auch Kosten. Ein Pachtgarten kostet eben jährlich die Pacht und dazu noch Wasser, wenn man nicht genug Regenwasser zum gießen hat. Liegt Strom an und wird genutzt, muss man natürlich dafür auch bezahlen.

Wer sich einen Garten kaufen will, sollte man rechnen wie viel Obst und Gemüse gekauft werden muss, um erst den Kaufpreis zu aromatisieren. Und auch da kommen jährliche Kosten, wie Grundsteuer noch dazu. Und da sind die jährlichen Kosten für das Saatgut noch nicht berechnet.

Selbiges Problem bringt auch das Brot backen mit sich. Neben den Zutaten, die man kaufen muss, kostet der Spaß nämlich auch Energie. Eventuell sollte man sich da mal ausrechnen, ob es wirklich günstiger ist oder man doch das Brot dann eher im Discounter kaufen sollte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Den Gedanken mit Selbstversorgung nennenswert Geld einzusparen, damit man der Inflation entgeht, halte ich für eine naive Milchmädchenrechnung. Die initialen Investitionskosten und die Aufrechterhaltung des Betriebs verschlingen soviel Geld und Zeit, dass es vor allem die ersten Jahre vermutlich nicht nur ein Nullsummengeschäft, sondern erstmal ein Minus ergeben wird bis man die ersten Gewinne einfährt.

Solche Gedanken kann man doch nur haben, wenn man sowieso ein abgezahltes oder bezahlbares Haus mit einem hinreichend großen Garten hat. Und die zwanzig Euro, die man dann vielleicht irgendwann beim Obstkauf eingespart hat, könnte man sich in besagtem Fall sowieso leisten. Abgesehen davon glaube ich ohnehin nicht, dass Selbstmachen immer nennenswert Geld spart. Egal ob ich Seife siede, einen hochwertigen Pullover stricken will oder versuche meine zarte Saat mit Wachstumslampen, Gewächshaus, Dünger, guter Erde und Sämereien zum Erfolg zu bringen, man muss Geld in die Basisprodukte investieren, damit man am Ende etwas hergestellt hat.

Neben diesen Investitionskosten braucht man auch Expertise oder die Geduld, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, von Zeit und Gesundheit gar nicht zu sprechen. Jeden Tag im Garten zu buddeln und zu graben sollte schon eine Leidenschaft sein und keine Notwendigkeit, die ansonsten nur belastende Pflicht ist. Das rechnet sich doch alles nicht. Wer das aus Leidenschaft macht, hat meine absolute Bewunderung, grundsätzlich ist das eine tolle Sache, ich hatte auch Verwandte, die das gemacht haben. Aber der durchschnittliche Reihenhausbesitzer, der sich sonst nur um das Stutzen des Hartriegels gekümmert hat und den Rasen mäht, wird sich ganz schön umgucken, wie viel harte Arbeit in einem größeren Nutzgarten steckt.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Prinzessin, warum ist selbst Joghurt herstellen nicht billiger. Eigenleistung spart hier 50 Prozent der Kosten ein. Und man braucht weder irgendwelche teuren Starterkulturen, noch spezielle Joghurtbereiter. Ich nutze H-Milch, das spart das Abkochen und dann geht es einfach in der Thermoskanne weiter. Basis ist neben der Milch, ein Löffel vom alten Joghurt. Lässt der nach, wird einmal welcher gekauft und zum Impfen und Essen genutzt.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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