Wegen Materialisierung Kindern nichts zum B-Day schenken?

vom 14.03.2020, 17:09 Uhr

Irgendwo hat eine Bekannte gesehen, glaube es war im TV, dass dort eine Familie ihren Kindern nichts zum Geburtstag schenkt. Der Grund war nicht, dass die Familie ohnehin ärmlich lebt, sondern der, dass der junge Vater der Meinung sei, dass seine Liebe ausreiche und die Kinder so nicht materialisiert werden.

Dadurch war natürlich auch auffällig, dass die Kinder im Haushalt allgemein nicht viel Spielzeug hatten und trotzdem wird sich gleichzeitig nicht wirklich viel um die Kinder (7, 4, 1) gekümmert. Das hat meine Bekannte jedenfalls erst einmal auf die Palme gebracht, aber diese Idee, nichts zum Geburtstag zu verschenken, weil sie befürchten, dass die Kinder zu sehr materialisiert werden, war dann der Gipfel.

In unserem Bekanntenkreis kam das gar nicht gut an, sodass ich gerne mal hier die Diskussionsrunde eröffnen wollte. Wie findet Ihr das, dass Kinder nichts zu ihrem Ehrentag geschenkt bekommen, weil Liebe reichen soll und man eine Materialisierung vermeiden möchte? Käme das für Euch infrage oder seid Ihr da strikt gegen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich schon auch erschreckend welches Ausmaß der Geschenkewahn an Geburtstagen und Weihnachten bei manchen Familien nimmt. Kinder werden oft mit Geschenken überhäuft und werden völlig reizüberflutet. Oft landen die Spielwaren dann recht schnell in irgendeinem Schrank oder in der Ecke und finden keine Beachtung. Ganz so falsch ist der Gedankengang dieses Vaters also nicht.

Einem Kind überhaupt nichts zum Geburtstag zu schenken finde ich trotzdem ein wenig merkwürdig und irgendwie auch traurig. Eine schöne Vorstellung wäre für mich, dem Kind nur eine kleine sinnvolle, entwicklungsfördernde, materielle Aufmerksamkeit zu schenken und den Rest des Geburtstagsgeschenkes einfach in besondere Familienzeit zu investieren. Diese besondere Familienzeit könnte ein bestimmter Wunsch-Ausflug sein oder auch einfach ein schöner Spielenachmittag zu Hause.

Dem Kind nichts zu schenken, selbst keine große Aufmerksamkeit, finde ich nicht in Ordnung.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was ist daran jetzt so dramatisch? Selbst wenn das eine reale Geschichte aus dem realen Leben wäre und nicht irgendwas, was man mal irgendwo im Fernsehen aufgeschnappt hat, soll das doch jeder mit seinen Kindern so machen wie er oder sie es für richtig hält ohne, das irgendein "Bekanntenkreis" mit erhobenen Fingern dasteht und darüber urteilt.

Davon abgesehen glaube ich, dass die meisten Kinder eher zu viel als zu wenig Spielzeug haben und vor allem kleine Kinder sind mit dem ganzen Zeug doch eh maßlos überfordert. Ich habe Leute im Freundeskreis, die ihren Kindern nicht regelmäßig materielle Dinge schenken und mehr Wert auf gemeinsame Erlebnisse und die Hobbys der Kinder legen.

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Kinder darunter leiden, dass es an ihrem "Ehrentag" nicht das Zwanzigste oder Fünfzigste Spielzeug gibt sondern einen Kuchen und einen Tag Sommerrodelbahn oder Erlebnisschwimmbad. Und die Kreativität wird eh mehr gefördert wenn durch Spielzeuge nicht alles schon vorgegeben ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke, dass man als verantwortungsbewusste Eltern eine Balance zwischen: "Ich ignoriere die Bälger einfach rund ums Jahr" und "Ich überhäufe sie mit Müll made in China und ignoriere dafür ihre emotionalen Bedürfnisse" finden sollen. Das sind natürlich Extreme, und ich bin auch der Auffassung, dass zu viel Fixierung auf Materielles in vielerlei Hinsicht dem Einzelnen und der Gesellschaft schadet.

Aber mal ehrlich: Wie viele Eltern sind selber bis über beide Augenbrauen auf "Materialisierung" fixiert, nur dass es bei ihnen um teureres Spielzeug geht, das "brummbrumm" macht oder glitzert oder beides? Da finde ich es schon reichlich heuchlerisch, von den lieben Kleinen ohne Vorbildfunktion Askese und Verzicht zu erwarten, zumal da Kinder bekanntlich in jeder Hinsicht auf die Erwachsenen angewiesen sind und nicht eben losziehen können, und sich das heiß ersehnte Spielzeug selber kaufen. Man muss eben darauf achten, dass die Kinder überhaupt die Erfahrung machen, wie es ist, sich etwas zu wünschen, darauf zu warten oder auch mal etwas nicht zu bekommen. Das funktioniert mit Geschenken ganz gut und ist sicher besser für die Entwicklung als sinnloses Zumüllen unabhängig vom Alter.

Und Kinder haben auch ihr soziales Umfeld, in dem sie bestehen müssen sowie ihren eigenen Charakter. Ich bin auch der Meinung, dass man als Eltern den Nachwuchs nur so weit zu verkorksten Außenseitern erziehen sollte wie unbedingt nötig und auch ihre Persönlichkeit berücksichtigen. Wenn ein Kind irgend etwas sammelt (machen Erwachsene schließlich auch) oder ein Hobby hat, für das man Ausstattung und Zubehör braucht, sind das in meinen Augen schöne und sinnvolle Geschenke, die durchaus auch mit "Liebe" zu tun haben, weil das Kind sich wahr- und ernst genommen fühlt, wenn es heißt: Du findest doch Fledermäuse so toll - hier ist eine Figur für deine Sammlung.

Das finde ich erheblich netter, als irgendein Kind auf die Sommerrodelbahn zu zwingen, das vielleicht lieber daheim lesen oder malen würde. Eltern müssen die Kinder erziehen, die sie haben, nicht die, die sie glauben zu verdienen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich befürworte weder das eine noch das andere Extrem, sondern plädiere eigentlich immer gerne für einen vernünftigen Mittelweg. Meiner Meinung nach muss ein 10-Jähriger mit Sicherheit keine 500 € teure Konsole geschenkt bekommen oder mit 30 Paketen zugeschüttet werden, nur damit er bei seinen Freunden damit prahlen kann.

Andererseits kann ich mir vorstellen, dass es für ein Kind, das aus dem Bekanntenkreis mitbekommt, dass es zu besonderen Anlässen bunt verpackte Geschenke mit tollen Sachen, die man sich zum Teil auch selber wünschen darf, gibt, ganz schön enttäuschend sein kann, wenn es selbst mit leeren Händen dasteht und am Ende vermutlich auch noch von allen Gleichaltrigen gefragt wird, was es bekommen hat. Auch, wenn ich den Grundgedanken einer Abwendung vom Materialismus hin zur Wertschätzung der Zwischenmenschlichkeit verstehen kann, glaube ich, dass es insbesondere im sehr jungen Alter einfach zu viel vom Kind verlangt ist, dies mit voller Überzeugung zu leben.

Aus meiner Sicht spricht definitiv nichts gegen ein sachliches Geschenk, solange Preis und Zweck angemessen für das Alter sind. Von mir aus muss zudem nicht jedes Präsent einen ausgesprochen pädagogischen Wert besitzen, sondern darf auch einfach mal der Freude daran dienen. Schön finde ich beispielsweise den bereits genannten Kompromiss, einen Teil des Geschenks in Form gemeinschaftlicher Aktivitäten als Familie oder mit den Freunden zu verschenken, also zum Beispiel ein Tag im Zoo, ein Kinobesuch oder auch gerne ein privat organisiertes Picknick. Jede Art materieller Geschenke zu verpönen, erscheint mir aber etwas radikal.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich finde man sollte da nun nicht gleich alles verteufeln, denn an sich ist das gar nicht mal so ein blöder Gedankengang. Die Kinder haben heutzutage wirklich viel zu viel und sind auch völlig überfordert mit dem, was sie haben. Da kann ich schon verstehen, dass man da nicht noch das tausendste Spielzeug ins Zimmer machen möchte.

Ich finde man sollte also durchaus den Kauf von Spielzeug bedenken, aber ein Geburtstagsgeschenk finde ich schon sinnvoll. Man muss ja nicht immer nur Spielzeug kaufen, es kann ja auch mal Kleidung sein oder ein Gutschein, Bücher sind ja auch toll, wenn es dann nichts Sperriges sein soll. Meiner Meinung nach muss jeder selber sehen, wenn man aber schon nichts kauft, dann sollte man wenigstens Alternativen schaffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Den Gedankengang finde ich persönlich vollkommen daneben. Wenn man nicht will, dass das Kind zu viel Spielzeug hat und dass materielle Dinge so einen großen Wert im Leben eines Kindes annehmen, dann soll man den Kauf von Spielzeugen im Alltag eingrenzen. Manche Eltern bringen ihren Kindern ja regelmäßig Spielzeug vom Einkaufen mit oder kaufen einfach mal so zwischendurch was. Da ist es natürlich nichts Besonderes mehr, wenn es schon wieder etwas Neues gibt.

Ich kann schon verstehen, dass man da als Eltern irgendwie gegenwirken will, wenn man merkt, dass die Kinder sich an neuen Sachen gar nicht mehr erfreuen und sich allgemein erschlagen von der Vielfalt ihrer Spielsachen fühlen. Aber dann sollte man dazu übergehen, zwischendurch einfach weniger zu kaufen. Nichts zum Geburtstag zu schenken, finde ich persönlich falsch und auch einfach traurig. Zum Geburtstag sollte man schon etwas schenken, vor allem dann, wenn es sich um die eigenen Kinder handelt.

Man muss ja sonst auch nicht zwangsläufig etwas Materielles verschenken. Viele Kinder würden sich wohl mindestens genauso sehr über einen Besuch im Zoo oder Freizeitpark freuen. Da gibt es viele Möglichkeiten, wie man Kindern dennoch eine Freude bereiten kann, ohne dass das hundertste Spielzeug zu Hause einzieht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde es schwierig, eine eindeutige Meinung zu diesem Thema zu haben. Einerseits verstehe ich die Sorge des Vaters, dass Kinder zu sehr an materiellen Dingen hängen und dass Geschenke nicht unbedingt Ausdruck von Liebe sein müssen. Andererseits denke ich aber auch, dass es wichtig ist, den Kindern an ihrem Geburtstag zu zeigen, dass sie etwas Besonderes sind und dass man ihre Freude und ihr Glück feiert.

Ich persönlich würde meinen Sohn nicht komplett ohne Geschenk an seinem Geburtstag lassen. Ich denke, es ist eine gute Balance, wenn man den Kindern ein paar Geschenke macht, aber ihnen auch beibringt, dass materielle Dinge nicht das Wichtigste im Leben sind. Man kann den Kindern beispielsweise erklären, dass sie sich auch über Zeit mit Freunden und Familie oder gemeinsame Erlebnisse freuen können.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, den Kindern in ihrer Entwicklung auch Spielzeug und Materialien zur Verfügung zu stellen, die ihre Kreativität und Fantasie anregen. Wenn die Kinder beispielsweise gerne malen, sollte man ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kreativität auszuleben und ihnen entsprechende Materialien zur Verfügung stellen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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