Sollte es Straßenschilder in mehreren Sprachen geben?

vom 07.04.2023, 12:51 Uhr

Düsseldorf hat bereits angefangen die Straßenschilder in der Stadt nicht nur auf Deutsch sondern auch in anderen Sprachen anzubringen. In der Ellertstraße wurde z.B. ein Schild auf Arabisch angebracht. Grund hierfür sei, dass dort viele Menschen mit marokkanischen Wurzeln leben würden, es mehrere arabische Restaurants, Märkte und Friseure gäbe.

Die Stadt möchte in Zukunft noch mehr solcher Straßenschilder in anderen Sprachen einführen. Geplant sei dies vorerst an zehn weiteren Stellen, wobei noch nicht ganz klar ist, welche verschiedenen Sprachen dort dann verwendet werden. Fest steht, die Glashüttenstraße soll zukünftig auch auf Italienisch gekennzeichnet sein und „Via della Vetreria“ heißen.

Laut dem Grünen-Politiker Samy Charchiraeinem sei dies ein symbolische Ausdruck gesellschaftlicher Inklusion. Im Gegenzug gibt es aber auch Kritik. Das Gegenargument sei, dass eingewanderte Bürger sich eigentlich in Deutschland integrieren und somit auch die deutschen Straßenschilder lesen können sollten.

Was haltet ihr von zusätzlichen Straßenbenennung deutscher Straßen in anderen Sprachen? Seht ihr es tatsächlich als gesellschaftliche Inklusion? Ist es gut, wenn man sich dafür dann einzelne Sprachen herauspikt, die einen Bezug zum Viertel haben, oder sollte man wenigstens dann eine Weltsprache wie Englisch dafür verwenden um keine Bürger "auszugrenzen"?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Stören würde es mich schon mal nicht. Ich finde mehr Vielfalt grundsätzlich interessanter als weniger, so lange niemand zu Schaden kommt. Und ich möchte keine an den Haaren herbeigezogenen, unlogischen Argumente hören, wieso ein italienisches oder arabisches Straßenschild Schaden verursachen sollte.

Ich weiß natürlich, dass manche Sprachen wie die "Weltsprache" Englisch als schicker gelten als, nun ja, alle anderen, von Türkisch oder generell dem Nahen Osten ganz zu schweigen. Aber selbst bei mir in der Provinz wird die Haltestelle "Rathausplatz" in der Straßenbahn liebevoll zusätzlich mit "Town Hall Square" (britischer Akzent) angekündigt. Man ist ja schließlich weltoffen. Was wäre so schlimm, wenn man durchwechseln und auch mal Arabisch, Französisch oder von mir aus Urdu hernehmen würde?

Mir geht es wie immer um die praktische Umsetzung. Ich stelle es mir angesichts der sowieso schon unter Geld- und Fachkräftemangel ächzenden Kommunalverwaltung recht aufwendig vor, erst mal die Sprache der Bevölkerungsmehrheit in einer Straße herauszufinden und dann entsprechende Straßenschilder zu basteln. Am Ende stehst du mit Koreanisch da, und die vietnamesisch-stämmigen Einwohner seufzen schwer ob des nächsten missglückten Versuchs symbolischer Inklusion von Randgruppen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn solche mehrsprachigen Sprachenschilder eingeführt werden würden, würde sich mir als erstes die Frage stellen, welche Sprachen ausgewählt werden sollten. In den meisten Großstädten gibt es ja für mindestens ein bis zwei Handvoll von Sprachen eine große Menge von Sprechern, und ich denke, dass mindestens Englisch, Türkisch, Spanisch, Französisch, Arabisch, Russisch sinnvoll wären.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde es schwierig. Es gibt ja keine Viertel, wo zum Beispiel nur Araber oder nur Italiener wohnen. Ich finde sowas eher ausgrenzend als integrativ. Englisch ist auch eher aus westlicher Sicht eine Weltsprache. In China sprechen nicht so viele Leute Englisch.

Meine neue Nachbarin kommt aus der Ukraine und lernt gerade Deutsch. Sie kann kein Englisch. Für sie ist wahrscheinlich Russisch die Weltsprache. Früher im 19. Jahrhundert war es auch eher Französisch als Englisch.

Wenn dann zum Beispiel ein arabisch geprägtes Viertel sein Gesicht wegen irgendwelcher politischer Weltlagen ändert, wird dann die Straße umbenannt in zum Beispiel ukrainische Namen und wer bestimmt das?

Etwas anderes ist es, wenn ein großer Bevölkerungsanteil aus irgendwelchen nachvollziehbaren Gründen Minderheitenrechte hat, wie etwa die Dänen irgendwo im Norden. Aber einfach willkürlich Pi mal Daumen entscheiden, dass Straßennamen auch auf Koranisch zu benennen, weil dort gerade viele Koreaner wohnen, finde ich gefühlsmäßg nicht gut für die Integration.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dazu kommt, dass man ja Straßennamen oft erst in die jeweiligen Sprachen "übersetzen" muss. Es reicht ja oft nicht aus, einfach nur Buchstaben auszutauschen (z.B. beim Russischen), sondern in etlichen Fällen bräuchte man sprachliche Entsprechungen (z.B. bei Bahnhofstraße, Rathausplatz, Lindenallee). Wenn man sich in Städten mit mehrsprachigen Schildern aufhält, sieht man, dass die anderssprachigen Bezeichnungen oft relativ stark abweichen oder sogar ganz anders heißen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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