Sollte man Sport und Politik in Kriegszeiten trennen?

vom 07.04.2023, 19:19 Uhr

Zu Beginn des Krieges hatte das Internationale Olympische Komitee den Weltverbänden noch empfohlen russische und belarussische Sportler aus Wettkämpfen auszuschließen. Nun rudert genau jener IOC wieder mit seiner Meinung zurück und empfiehlt den Verbänden die Sportler wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu lassen. Politische Gründe dürfen kein Grund für sportlichen Ausschluss sein.

Voraussetzung für eine sportliche Teilnahme russischer oder belarussischer Athleten sollen dabei jedoch sein, dass nicht für ihr Land, sondern neutral antreten. Außerdem dürfen sie dem Militär nicht angehören und auch sonst den Krieg nicht aktiv unterstützen.

Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris soll noch eine gesonderte Entscheidung bekannt gegeben werden. Die Ukraine wird die Spiele vermutlich jedoch boykottieren, falls die Teilnahme russischer/belarussischer Bürger zugelassen wird.

Könnt ihr nachvollziehen, dass der IOC seine Statement revidiert hat? Sollte man Sport und Politik tatsächlich voneinander trennen? Würdet ihr es verstehen bzw. sogar gut finden, wenn russische/belarussische Sportler im internationalen Sport wieder teilnahmeberechtigt sind? Welche Regelung sollte man für Olympia 2024 treffen, falls der Krieg bis dahin nicht beendet ist?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Internationale Sportereignisse sind immer hoch politisch. Es ist eine ungeheure Menge Geld im Spiel, und der Sport spielt nur insofern eine Rolle, dass manche Regimes und Regierungen glauben, ihr Image dadurch verbessern zu müssen, dass sie ihren ausgebeuteten Hanseln möglichst viele Goldmedaillen abringen. Oder als ausrichtendes Land irgendwelche Protzbauten ohne Rücksicht auf Umwelt oder Einwohner in die Pampa klotzen und hinterher verkommen lassen, wenn der Blick der Weltöffentlichkeit wieder weitergezogen ist.

Es ist ja auch bekannt, was mit Sportlern passiert, die bei internationalen Events nicht stramm die Linie ihrer Heimatdiktatur vertreten. Einmal ohne Kopftuch geklettert, und du brauchst schon verdammt viel Glück, um nicht zu "verschwinden". Von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass sich auch nur ein Sportler traut, den Krieg nicht "aktiv zu unterstützen", so lange das Regime seine Familie in Geiselhaft hält. Aber letzten Endes sind derlei sportliche Großereignisse nie etwas anderes als ein pompöser Zirkus aus Lügen und Heuchelei, das macht die Teilnahme der Russen und Weißrussen im Endeffekt auch nicht mehr schlimmer.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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