Keine Lust mehr auf Kontakt - wie taktvoll begründen?

vom 15.07.2020, 07:21 Uhr

Ich habe eine lockere Bekanntschaft, die ich von einer ehemaligen Arbeitsstelle her kenne. Sie ist auch in meinen sozialen Netzwerken, was ja normalerweise nicht stört. Nun ist diese Bekannte aber sehr schreibaktiv. Ich möchte eigentlich gar nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil sie auch völlig andere politische Einstellungen hat als ich. Sie erwartet Diskussionen mit mir, die ich aber nicht führen will, weil ihre Verschwörungstheorien mir zu abstrus sind.

Ich möchte sie zumindest aus WhatsApp herausnehmen. Wie kann ich ihr das höflich klarmachen? Von Ghosting halte ich nicht viel, eine Begründung hat jeder verdient, den ich aus meinen Kontakten entferne. Ich möchte sie aber auch nicht kränken. Sie hat mir ja nichts getan, außer dass mich ihre Beiträge nerven.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube man muss auch niemanden Honig ums Maul schmieren. Ich würde einfach sagen, dass man vielleicht doch nicht so gut zueinander passt und die politische Einstellung und das was sie so von sich gibt sicherlich eine Art zu denken ist, aber nun mal nicht deine. Du brichst den Kontakt ab, meinst du das geht in freundlich? Nein, das geht nicht, außer du würdest lügen, was aber keinen Sinn macht, da ihr euch ja weiterhin begegnen werden. Man kann das doch einfach ehrlich so sagen.

Ich hatte mal jemanden in meinem Umfeld, der eigentlich so beim Reden ganz nett war, dann haben wir uns bei Facebook befreundet und da kamen dann nur rechtsradikale Sprüche und Ansichten. Dem Menschen bin ich entgegen getreten und habe ihm gesagt, dass ich mit rechten Menschen nichts anfangen kann und ich daher keinen Kontakt mehr haben will.

Natürlich hat ihn das aufgeregt, aber so jemanden will ich nicht in meinem Umfeld und vor allem will ich mit dem auch nicht nett auseinander gehen, auflehnen finde ich da schon wichtig. Anecken ist durchaus auch mal okay und nicht jeder Mensch muss dich lieben. Gekränkt kann die Person dann ja nicht sein, sie hat ihre Einstellung und wenn du die nicht teilst, dann sollte das okay für einen sein. Wenn es nicht so ist, dann ist man nicht weltoffen und muss das eben lernen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin zugegebenermaßen nicht sehr taktvoll, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie man jemandem "höflich" mitteilen kann, dass die Person nervt und ihre unausgegorenen Weisheiten und Verschwörungstheorien bitteschön anderen Leuten um die Ohren hauen soll.

Ich finde auch nicht, dass man immer Begründungen für sein Verhalten liefern muss, weil diese oft genug nichts bringen außer Drama, verletzten Gefühlen und am Schluss ist man selber die Böse. Ich bin groß und erwachsen, ich muss mich für die Art und Auswahl meiner Sozialkontakte nicht rechtfertigen und schulde niemandem eine Begründung, wieso ich ihn mag oder auch nicht.

In so einem Fall ist jeder automatisch gekränkt, egal wie taktvoll angedeutet und umschrieben wird, dass man Bullshit erzählt und Meinungen vertritt, die jeder andere Mensch mit Selbstachtung zum Kotzen findet. Da müsste man dem/derjenigen welchen schon ins Gesicht lügen, und das fände ich vom "moralischen" Standpunkt her mindestens genauso falsch wie die brutale Wahrheit.

Ich würde mich in solchen Fällen betont doof und langweilig geben. Also nichtssagende Antworten, auch mal gar nicht reagieren, generell keine Munition liefern und schon gar keine Diskussionen anfangen oder fortführen. So kann man sich langsam herauswinden, ohne dass es Theater gibt und die nervige Person sucht sich ein anderes Opfer, welches ihr die nötige Aufmerksamkeit gibt und nicht nur langweilige Banalitäten absondert.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Bei Menschen, die sich den Verschwörungstheorien widmen, mache ich eigentlich kurzen Prozess! Hier warte ich gar nicht lange und zögere auch nicht, ohne Begründung den Kontakt zu löschen sowie in den sozialen Netzwerken zu blockieren. Das habe ich im Übrigen erst kürzlich mit einer Dame gemacht, die ich schon länger kenne, wo wir gemeinsam im Tierschutz aktiv waren und mehr.

Doch in der letzten Zeit musste ich feststellen, dass sie total verschwörungsmäßig unterwegs ist. Sei es auf dem Zug von Atila Hildman aufzuspringen. Dann gibt es „Corona“ nicht, sondern auch dieses Gates Dingen wird angemahnt. Dann schreibt sie immer wieder, dass Russland gar keinen Shotdown hatte oder Lockdown, und man sich fragen solle, wieso andere Länder so tun, als gäbe es Corona usw.

Unabhängig von Corona, wurde ihre vormals AFD-Meinung schon eher NPD-lastig und das hat man ebenso gemerkt. Das wurde mir auf Dauer, mit den vielen Fake-Meldungen, die sie teilte ohne mal zu schauen, was wahr ist, echt zu blöd. Sie wurde von mir aus der Freundesliste gekickt, und fertig. Da frage ich nicht nach einer Konversation, und beende die Spielchen.

Jemand, der Verschwörungstheorien teilweise glaubt oder zum Beispiel auch teilt, dem kann ich diskussionswürdig ohnehin sagen, was ich möchte. Es wird immer ein Gegenargument geben. Sie fühlen sich auch sofort bestätigt, wenn man sagt:“Mit Dir kann ich so nichts mehr zu tun haben wollen“ usw. Deswegen lasse ich es gleich. Auf Wiedersehen sage ich da.

Taktvoll ist manchmal nicht möglich. Wenn Du gerne das Gespräch suchen möchtest, ist das Okay. Ich bin da weniger der taktvolle Typ Mensch und mache das, was ich für notwendig halte und beende es direkt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich verstehe deine Situation sehr gut und finde es gut, dass du einen höflichen Umgang mit der Bekannten bevorzugst. Ich denke, es ist immer besser, ehrlich zu sein, anstatt die Person einfach zu ignorieren. Wenn du die Bekannte nicht mehr in deinem WhatsApp haben möchtest, könntest du ihr eine Nachricht schicken und ihr mitteilen, dass du dich aus privaten Gründen von WhatsApp zurückziehen möchtest und deshalb deine Kontaktliste bereinigst. So stellst du sicher, dass sie nicht denkt, dass du sie aus persönlichen Gründen blockierst oder ihr aus dem Weg gehen willst.

Du könntest auch eine Pause von sozialen Netzwerken machen oder überlegen, die Bekannte aus deinen sozialen Netzwerken zu entfernen. Wenn es dir zu viel wird, solltest du das nicht persönlich nehmen. Es ist nicht notwendig, dass du jemandem folgen oder befreundet sein musst, nur weil ihr euch kennt. Auch hier könntest du einfach sagen, dass du dich aus privaten Gründen zurückziehst und dich deshalb aus sozialen Netzwerken entfernst.

Ich denke, es ist wichtig, in dieser Situation respektvoll zu bleiben und die Gefühle der Bekannten zu berücksichtigen. Versuche, deine Nachricht freundlich und klar zu formulieren und vermeide es, dich auf politische Differenzen oder Verschwörungstheorien einzulassen. Es ist in Ordnung, deine Meinung zu haben und Entscheidungen zu treffen, die dir am besten passen. Das solltest du auch der Bekannten mitteilen, falls sie dich danach fragt.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Warum muss man begründen, wenn man keinen Kontakt mehr will? Wenn man die Antworten auf sich warten lässt, dann erledigt das sich in den meisten Fällen von allein. Sollte die andere Person dann aber um eine Reaktion betteln, dann bekommt sie diese indem sie aus den Kontakten fliegt.

Da würde höchstens ein bis zwei Mal vorher eine Antwort von mir kommen, dass ich mich der Person schon widme, wenn ich die Zeit dazu habe. Wird das nicht respektiert, dann zeigt es mir doch, dass meine Reaktion der Person egal ist und dann hat sie sich den Rauswurf gut verdient.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Es ist ja sehr liebenswert und sympathisch, möglichst niemandem auf den Schlips zu treten und auf jedermanns Gefühle Rücksicht zu nehmen. Aber wenn mir jemand erzählt, dass die Eliten uns austauschen wollen, die Juden die Weltherrschaft wiedererlangen wollen und Bill Gates uns allen einen Chip einsetzen will, nachdem er das Blut Neugeborener getrunken hat, dann werde ich sicher nicht meine eigenen Social Media Zugänge auf Eis legen, damit so eine Person sich nicht verletzt fühlt.

Je nachdem wie sehr die Person mich nervt und wie widerwärtig und abstrus ihre Verschwörungsneigung geworden ist, hätte ich keine Hemmungen kurzen Prozess zu machen und zu löschen. Es gibt Grenzen. Zumal die Person ja missionarischen Eifer zeigt und die Threaderstellerin beständig überzeugen will. Ich finde schon, dass man dann sagen kann, über solche Themen nicht reden zu wollen. Man muss sich wirklich nicht alles anhören, auch nicht aus Höflichkeit.

Meine Erfahrung mit diesen abgedrifteten Menschen ist sowieso, dass da keinerlei Zugang mehr ist und die in ihrer eigenen Blase leben. Die sind sozusagen verloren, ich habe es selbst zweimal erlebt. Meistens ist es auch so, dass man, wenn man die Grenze zu gewissen Themen gezogen hat, gar nicht mehr viel kommt. Die wollen über vieles nicht reden, sondern nur noch über ihre Verschwörungstheorien. Alles andere ist irrelevant. So hat sich der Kontakt dann meistens sowieso erledigt, ohne dass man groß etwas weiteres dazu tun muss.

Wenn man nun aber nicht einmal den Satz "Du, ich will über Themen x und y eigentlich gar nicht reden oder diskutieren" schreiben möchte, dann ist das sich unsichtbar und uninteressant machen schon eine valide Möglichkeit. Einfach stumpf bleiben, vage, uninteressiert. Nichtssagende Einzeiler schreiben. Bei schwierigen Themen abblocken oder nur noch einzelne Wörter einwerfen wie "oh je", "haha, lol". Man kann jemanden bei WA und FB auch stummschalten, sodass man den Kontakt nicht löschen muss, die Nachrichten aber nicht mehr eintrudeln.

» Verbena » Beiträge: 4959 » Talkpoints: 1,63 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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