Ist Ghosting feige oder kann es Gründe geben?
Der moderne Begriff für einen Kontaktabbruch auf allen Ebenen ohne Erklärung heißt Ghosting. Ich halte Leute, die sich so von einem verabschieden, für feige und asozial. Jeder Mensch hat doch eine Begründung für einen Beziehungsabbruch verdient, wenn vorher Gemeinsamkeiten vorhanden waren. Selbst eine Lüge wäre noch besser als nichts.
Was haltet ihr von dem Phänomen Ghosting, das wohl zugenommen hat? Ist es einfacher als früher, weil man durch die sozialen Medien leichter Kontakte aufbauen und wieder abbrechen kann? Findet ihr es vielleicht sogar normal, dass man Bekannte, mit denen man vorher etwas unternommen hat, plötzlich aus allen Kontakten löscht? Sollte man nicht wenigstens eine taktvolle Begründung dafür geben?
Ich denke wirklich, dass es einem sehr leicht gemacht wird einen Kontakt einfach so abzubrechen ohne dafür eine Begründung liefern zu müssen, aber das hat sicherlich auch etwas mit der Gesellschaft an sich zu tun. Heutzutage ist das zwar immer noch blöd, aber man wird nicht geächtet, wenn man das macht. Ich kann mir vorstellen, dass das vor 30 Jahren durchaus noch schwerer gesellschaftlich geahndet wurde, wenn jemand einfach so einen Kontakt abgebrochen hat.
Ich finde es auch feige, aber denke auch nicht, dass man sich immer um alles bemühen muss. Wenn sich jemand nur ein Mal im Jahr bei mir meldet, dann suche ich den Kontakt dann auch nicht so sehr und das ist sicherlich auch nicht unbedingt so nett, aber ich sehe das dann auch nicht ein. Wenn man aber wirklich intensiven Kontakt zu jemanden hat und bricht den dann ab, dann sollte man das mit einer Begründung und nicht nur einfach so machen.
Ich bin mit Social Media nicht sonderlich gut vertraut, aber ganz allgemein finde ich, dass es durchaus gute Gründe gibt, jeglichen Kontakt mit einer Person abzubrechen. Ich würde so gar so weit gehen zu behaupten, dass das Problem nicht darin liegt, dass "Ghosting" heutzutage so einfach ist, sondern dass es im Gegensatz fast zu einfach ist, zu anderen Leuten zumindest oberflächlichen Kontakt zu knüpfen. Wer hat beispielsweise vor der Etablierung von Facebook schon ernsthaft von sich behauptet, 500 (oder 10 000) "Freunde" zu haben?
Und natürlich ist es einfacher, mit ein paar Mausklicks von der Bildfläche zu verschwinden, als wenn man einen Kontakt in der Realität, etwa am Arbeitsplatz oder im Verein, geknüpft hat. Aber umgekehrt ist es eben auch einfacher, die Illusion von Nähe zu erzeugen und Kontakte enger erscheinen zu lassen, als sie sind. Oder hat man sich früher ohne Vorrede Polaroidfotos des eigenen nackten Geschlechtsteils unter die Nase gehalten?
Ich finde daher, dass virtuelle und physisch-reale Kontakte in dieser Hinsicht nur schwer zu vergleichen sind. Und natürlich sollte man auch in Sozialen Medien möglichst Höflichkeit und Anstand wahren und nicht vergessen, dass hinter dem Bildschirm auch nur andere Menschen vor sich hin werkeln. Dennoch gibt es für mich gute Gründe, den Kontakt von jetzt auf gleich abzubrechen, etwa wenn sich ein "Date" als, sagen wir, psychisch instabil herausstellt.
Ich möchte nicht höflich und taktvoll sein und anderer Leute Gefühle schonen, um dann doch ärschlings im Baggersee treibend vorgefunden zu werden, weil jemand meine "Begründungen" nicht gelten lassen konnte. Aber auch wenn es nicht ans Leben geht, so gibt es doch genügend Menschen, die auch die höflichste Begründung für einen Kontaktabbruch als persönlichen Affront ansehen und entsprechend in die Offensive gehen. Denen müsste ich dann die Hucke volllügen oder mich zuerst mit ihnen noch einmal streiten, um sie schließlich doch auf allen Kanälen zu blocken. Das erscheint mir genauso praktikabel, wie gleich den Laden dicht zu machen.
Wenn Du jetzt den Begriff Ghosting auf das reale Verhalten eines Menschen im alltäglichen Umgang meinst, dann bin ich in Deinen Augen dann wohl asozial und feige. Doch ich habe genügend Courage, dies dann auch zu zugeben. Nur gab es damals dafür eben nicht diesen witzigen Bericht.
Ich sage Dir aber auch ganz ehrlich etwas. Ich bin es in meinem Alter mit derartiger Lebenserfahrung und Menschenkenntnis aber auch leid, meine Mühe und Geduld zu proben, um anderen die Stange zu halten. Ich mache durchaus im Vorfeld schon einige male deutlich, was mein Problem ist und wenn sich Personen stark verändern, zum Frauen- und Männerschläger mutieren, charakterlich die Ego- und Narzistenschiene fahren, gehe ich einfach kontaktlos.
Natürlich verabschiede ich mich nicht, setze mich in einem Kreis mit den Leuten und rede über die Begründungen. Es wird irgendwie und irgendwo anhand meiner charakterlichen Offenheit immer klar kommuniziert werden, welcher Typ ich bin, was ich mag, was nicht, was ich zu tolerieren bereit bin und was meine Grenzen jeglichen guten Respekts übersteigt. Das weiß man bereits, wenn man mich kennenlernt, sodass man mit etwas Zuhören auch 1 x 1 zusammen rechnen kann.
Wer mich fragt, kriegt allerdings auch gerne für den Kontaktabbruch eine entsprechende Information. Du wirst allerdings lachen. Bei circa 7 Personen ist dies bis heute nur einmal vorgekommen. So großartiges Interesse oder Bedauern war von der anderen Seite also auch nicht mehr da, was meine Situation und Verhaltensweise in meinen persönlichen Auge bekräftigt.
Ich bin auch nicht der Everybodys-Darling Typ. Ich bin ehrlich, ausgesprochen direkt, loyal bis ins Blut und dazu noch die Typ Freundin, die nach Schaufel und Müllsack fragen würde. So war ich immer, werde ich auch immer sein. Es gibt ganze 2 Personen aus meiner Kindheit, die bis heute ebenso geblieben sind und das sind meine beste Freundin sowie mein bester Freund. Wir haben Werte, für die wir einstehen und andere eben verändern sich im Leben, da passt dann vieles auch nicht mehr zusammen.
Ich bin zudem nicht die Spießerin, die bei einem Gläschen Wein über ihre Erfolge spricht. Wir setzen uns auch jenseits der 30 Jahre auf einer Bank im Park, trinken ein Bier, spielen Fußball, laufen durch die Gegend usw. Unsere Bekannten sind im Übrigen auch so. Wir sind da ein wenig anders und das gerade die gehobene Klientel oder die, die meint sie seien etwas besseres, auf uns nicht klar kommen, mag nachvollziehbar sein, aber dann gehe ich auch ohne Worte.
Erklärungen zu bekommen ist eben kein soziales Miteinander und ein Recht. Ich finde, dass man sich eben nicht erklären muss, wieso man sich auf einmal verändert hat und ich muss nicht erklären, wieso ich darauf keine Lust habe. Jeder ist anders, wer eine Erklärung möchte, bekommt sie und bei mir darf man sicher sein, ich habe vorher schon gesagt, wo der Schuh drückt, sodass man nur dem Gesprochenen gut zugehört haben muss, um später zu erkennen, wieso das Kätzchen einfach weg ist.
Ich finde Ghosting extrem unhöflich und feige. Es ist wichtig, eine Begründung für den Abbruch einer Beziehung, sei es eine Freundschaft oder eine Partnerschaft, zu geben. Man sollte immer Respekt vor dem anderen haben und ihn nicht einfach im Dunkeln stehen lassen. Schließlich haben wir alle Gefühle und es ist sehr verletzend, einfach ohne Erklärung verlassen zu werden.
Ich denke, dass die sozialen Medien das Ghosting erleichtert haben. Man kann einfach den Kontakt abbrechen, ohne dem anderen eine Nachricht oder Erklärung zu geben. Man kann Menschen leichter finden und auch leichter wieder loswerden. Aber das bedeutet nicht, dass es richtig ist.
Ich denke, dass jeder Mensch eine taktvolle Begründung für einen Beziehungsabbruch verdient hat. Selbst wenn es eine unangenehme oder schwierige Situation ist, sollte man den Mut aufbringen, dem anderen die Wahrheit zu sagen. Es ist besser, die Dinge zu klären und einen sauberen Abschluss zu haben, als im Unklaren zu bleiben.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, in denen ein Kontaktabbruch ohne Begründung notwendig sein kann. Zum Beispiel in Fällen von Gewalt oder Missbrauch. In diesen Fällen sollte man sich auf jeden Fall schützen und den Kontakt abbrechen.
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