Lange Zeit mit Ungewissheit leben müssen?
Es kann ja immer vorkommen, dass man mit der Ungewissheit leben muss, auch über längere Zeit. Wenn man vielleicht auf wichtige Noten von der Schule oder Uni wartet, dann kann das der Fall sein, zumindest dann, wenn diese Noten darüber entscheiden, ob man die Prüfung oder sogar das gesamte Studium überhaupt besteht und das selbst auch nicht einschätzen kann.
Vielleicht wartet man ja aber auch auf irgendwelche Blutergebnisse vom Arzt und muss deshalb im Ungewissen. Musstet ihr schon lange Zeit mit Ungewissheit leben? "Lange Zeit" ist ja auch subjektiv und situationsbezogen. Wenn man auf heißen Kohlen sitzt, dann kommt einem ein Tag auch schon wie eine Ewigkeit vor.
In letzter Zeit habe ich das Gefühl, das mein ganzes Leben aus diesen Situationen besteht, in denen man in Ungewissheit auf irgendein Ergebnis oder Erfolg wartet, wo einem die Zeit dann wie eine Ewigkeit vorkommt.
Angefangen von irgendwelchen Ergebnissen einer Prüfung bis hin zur einem Beziehungsstatus. Angefangen hat das schon in der Ausbildung, als man den Abschlussprüfungsergebnissen entgegen fieberte. Da ich nicht nur diese eine Ausbildung gemacht habe, sondern durch meinen Werdegang immer wieder an irgendwelchen Prüfungen teilnehmen musste, war man dann immer sehr gespannt darauf, wie diese dann ausgefallen sind. Mal war man weniger mit der Ungewissheit geplagt und mal mehr, je nachdem wie wichtig diese Prüfung dann war oder wie sehr man sich schon sicher sein konnte.
Auch auf Ergebnisse einer Untersuchung beim Arzt habe ich schon warten müssen. Ich hatte mal eine Zeit lang sehr viel Probleme mit Kreislauf. Der drohte mir häufiger schon mal einfach so abzusacken, daraufhin habe ich dann mal einen Check bei meinem Hausarzt gemacht und war natürlich dementsprechend Nervös, was das Ergebnis anging. Auch meine letzte Untersuchung bei einem Orthopäden, war schon recht aufregend, zumal es sich um etwas ging, was ich schon seid vielen Jahren mit mir herumschleppe. Beschwerden die mich schon seit der Jugend plagen, ich aber immer zu feige war das mal nachsehen zu lassen, weil ich eben immer gedacht habe, dass es was schlimmeres sein könnte. Von daher kann man schon sagen, dass mich da schon seit vielen Jahren die Ungewissheit geplagt hat.
Auch Beziehungstechnisch lebe ich schon seit gut 2 Jahren in der Ungewissheit. Auch wenn sie immer wieder sagt, dass sie ein Leben mit mir will, hält sie mich dann doch eher noch hin. Das ist aber auch alles sehr kompliziert und nicht mit ein oder zwei Sätzen zu erklären. Es macht auf jeden Fall noch Sinn darauf zu warten, sonst hätte ich mich wohl schon längst aus dieser Ungewissheit gezogen. Ich habe also schon des öfteren mal in Ungewissheit gelebt und tue es zur Zeit immer noch. Es gäbe sogar noch einiges mehr, was mich zur Zeit in Ungewissheit leben lässt, aktuell wäre es Quasi der Coronavirus und die Frage, wann ich meinen geliebten Sport wieder machen kann. Man hat zwar eine mögliches Ende dieser Eingeschränktheit festgelegt, aber ich denke, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein wird.
Wenn ich sozusagen "meinen Anteil" erledigt habe, kann ich ganz gut damit leben, dass ich keine Kontrolle über den Ausgang einer Situation habe. Etwa bei Bewerbungen oder Prüfungen: Ich bin immer top vorbereitet, wenn es um etwas Wichtiges geht und gebe mein Bestes. Wenn es trotzdem nicht klappt, kann ich mir immer noch einen Plan B überlegen. Aber ich kenne es eigentlich nicht, dass ich tage- oder wochenlang hinfiebere, wenn die Sache in Wirklichkeit vielleicht schon längst entschieden ist.
In gesundheitlichen und sonstigen privaten Fragen musste ich natürlich auch schon ein paar Mal auf Ergebnisse und Entscheidungen warten. Aber (klopft auf Holz) glücklicherweise nie auf "Krebs oder gutartig"-Fragen, sondern eher darauf, ob ich nun eine oder zwei Tabletten einnehmen muss. Und die Leute in meinem Umfeld neigen glücklicherweise nicht zu unnötigem Drama oder dazu, andere hinzuhalten und nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, weswegen ich mir in der Hinsicht immer relativ sicher war, woran ich bin.
Ich hatte vor einer ganzen Weile eine ärztliche Untersuchung und hatte einen Knoten in der Brust. Dieser wurde entfernt und dabei wurde eine Probe genommen. Natürlich hätte es sein können, dass das auch Krebs war und nicht nur irgendetwas Harmloses. Der Arzt meinte deswegen, dass er mich dann in 2 Tagen anruft und ich habe gewartet und gewartet, aber es kam kein Anruf. Nun habe ich ihm noch mehr Zeit gegeben, weil ich auch keine Zeit hatte und dann habe ich selber angerufen und zum Glück war es nichts Schlimmes.
Diese Ungewissheit war aber, auch wenn sie nicht lange war, schon wirklich schlimm. Ich hatte ein Kind und damit auch Angst, dass ich vielleicht Krebs habe und es nicht schaffen könnte, sterbe und mein Kind und mein Mann dann ohne mich da stehen. Das geht einem dann alles durch den Kopf und das ist natürlich nicht schön.
Ich musste schon öfter mit Ungewissheit leben und das kann wirklich sehr belastend sein. Besonders, wenn es um Dinge geht, die einen großen Einfluss auf das eigene Leben haben können. Einmal musste ich beispielsweise auf eine wichtige Nachricht von meiner Arbeitgeberin warten, ob ich für eine neue Position im Unternehmen ausgewählt werden würde oder nicht. Es waren nur ein paar Tage, aber für mich kam es mir wie Wochen vor, da ich ständig an die Nachricht denken musste und immer wieder meine Emails checkte.
Auch bei gesundheitlichen Angelegenheiten kann die Ungewissheit sehr belastend sein. Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich starke Schmerzen im Unterbauch hatte und die Ärzte mich auf verschiedene Untersuchungen schickten, um herauszufinden, was es sein könnte. Es hat einige Wochen gedauert, bis endlich eine Diagnose gestellt wurde und in der Zwischenzeit hatte ich viele schlaflose Nächte und Sorgen, was es sein könnte und wie es behandelt werden könnte.
In solchen Situationen hilft es mir, mich abzulenken und etwas zu tun, das mich entspannt. Ich versuche auch, nicht zu viel darüber nachzudenken und mich auf andere Dinge zu konzentrieren, die mir Freude bereiten. Es kann auch hilfreich sein, sich mit anderen Menschen auszutauschen und um Rat zu fragen.
Am Ende kann man jedoch nicht viel mehr tun, als abzuwarten und zu hoffen, dass alles gut wird. Die Ungewissheit kann eine Herausforderung sein, aber es kann auch eine Gelegenheit sein, zu lernen, wie man besser mit Unsicherheit umgehen kann.
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