Kann man Menschen mit Humor auf Abstand halten?

Ich mag Menschen, die andere zum Lachen bringen und bin für lustige Dinge immer ein sehr dankbarer Abnehmer. So hatte ich während der gesamten Schulzeit einen Klassenkameraden, der der absolute Alleinunterhalter war, sein Humor war wirklich gut, zu allem fiel ihm etwas Lustiges ein.

Das war dann aber auch genau die Krux. Ein längeres, ernsthaftes Gespräch war eigentlich nie mit ihm möglich. Sobald es anstrengend, nervig oder auch nur ernst zu werden drohte, wurden viele Witze gemacht. Mich hat das teilweise regelrecht genervt, wenn man eine wichtige Frage stellte und wurde mit einem Spruch bedient. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass eigentlich kein Mensch wirklich an ihn rankommen kann, weil da eine Mauer aus Witz drumherum war.

Glaubt ihr, dass Humor auch ein Mittel sein kann, um andere Menschen auf Abstand zu halten? Kennt ihr solche Leute? Wie kann man damit umgehen, kann man es überhaupt oder ist da kein Weg? Ist so ein Verhalten eher ein Zwang oder ein Schutzmechanismus?

Ich kenne auch so einen Menschen, der eben alles in einen Witz verpackt hat und so auch nie irgendetwas an sich heranlässt. Bei mir macht er das nicht mehr, weil wir irgendwann ein langes Gespräch darüber hatten, dass er sich damit eben eine Mauer aufgebaut hat und ich nicht möchte, dass sich jemand so verstellen muss. Das hat ihn viel Überwindung gekostet, aber bei mir ist er nun er selbst und nicht nur der Clown.

Klar kann auch tatsächlicher oder vermeintlicher "Humor" ein Schutzmechanismus sein, um Gefühle aller Art nicht an sich heranlassen zu müssen. Das sieht man ja schon im Kino, wenn Zuschauer anfangen, nervös zu lachen, sobald Klein-Harry Potter traurig von seinen toten Eltern erzählt. Da gibt es immer ein paar Kandidaten bei ergreifenden Szenen, die nicht zugeben wollen, dass es bei ihnen auch Emotionen auslöst.

Und um anderen Menschen gefühlsmäßig nahe zu sein, gehört es eben auch dazu, sich, wenn man so will, "verwundbar" zu geben und auch zu zeigen, was in einem vorgeht. Wenn man immer nur witzelt und spöttelt und so tut, als wäre einem alles egal, ist es naturgemäß schwieriger, eine emotionale Bindung aufzubauen. Aber manche Menschen fühlen sich eben wohler damit, wenn alles glatt und oberflächlich verläuft.

Auf mich wirken Menschen, die ständig witzeln, ehrlich gesagt eher abweisend, da dann tatsächlich oft keine richtigen Gespräche möglich sind. Wir hatten mal so einen Bekannten, der wirklich fast jede Antwort in Form von Späßchen und Bonmots gegeben hat, meistens begleitet von einem auffordernden Schmunzeln, nach dem Motto "Lach doch mit."

Ich persönlich fand die Unterhaltungen mit ihm anstrengend und irgendwie unbefriedigend, so als ob man statt einem Roman ein Witzebuch lesen würde. Eine kurze Zeit lang ist das amüsant, aber auf die Dauer zu eintönig. Die Gespräche liefen oft in einer Art rhetorischem Leerlauf, mit vielen Worten aber wenig echtem Inhalt.

Warum man diese Art von Kommunikation bevorzugt, weiß ich nicht. Vielleicht hat man diese Rhetorik schon so von der eigenen Familie übernommen? Vielleicht steckt eine Art Zwang dahinter, möglicherweise um von den eigenen Gefühlen abzulenken oder andere Menschen auf Distanz zu halten?

Ich glaube, dass es hier mehrere Varianten gibt. Zum einen gibt es sicher Menschen, die immer versuchen andere Leute bewusst durch den Humor auf Abstand zu halten und so eine Art entwickelt haben, wie sie sich nicht aktiv mit Kritik auseinander setzen müssen. Weil wenn man mal ganz ehrlich ist, dann wird doch jeder zugeben, dass es einem irgendwann zu doof wird und man dann nicht mehr versucht Kritik an dieser Person zu üben, oder nicht? Jedenfalls wäre es bei mir der Fall. Wenn ich ständig nicht ernst genommen werde, dann würde ich es irgendwann aufgeben und die Person einfach machen lassen, anstatt mich damit weiter zu ärgern, sofern es mich nicht direkt betrifft.

Andererseits glaube ich aber auch, dass es Leute gibt, die von Natur aus einfach so sind und das nicht mal machen, um aktiv Selbstschutz zu betreiben, sondern deren Art einfach so ist. Die meinen es sicher nicht mal böse, sondern haben es vielleicht von Haus aus nie anders gelernt und reagieren dementsprechend eben lieber mit Humor als sich damit auseinander zu setzen oder sie schätzen die Situation eben nicht so ein, wie man sie selbst einschätzen würde.

Meist hilft es aber schon, wenn man mit den Leuten einfach mal ein paar ernste Worte wechselt und es ihnen erklärt, wie man es selbst sieht. Einfach mal die eigene Sicht der Dinge schildern und der anderen Person erklären, wie sie bei einem ankommt, kann manchmal schon einiges bewirken. Wer weiß - vielleicht ist der anderen Person ja auch gar nicht klar, wie sie in ihrem Verhalten wirkt?

Ich kenne auch jemanden, der immer sehr lustig ist und ständig Witze reißt, aber sich selten wirklich öffnet. Obwohl ich seinen Humor mag, habe ich das Gefühl, dass da eine Mauer ist, die ich nicht durchbrechen kann.

Ich denke, dass Humor ein sehr effektives Mittel sein kann, um sich von anderen abzugrenzen. Wenn man immer lustig ist, dann denken die Leute automatisch, dass man nie ernsthaft ist. Das kann ein Schutzmechanismus sein, um sich vor Verletzungen zu schützen. Vielleicht hat die Person früher einmal schmerzhafte Erfahrungen gemacht und möchte das nicht noch einmal erleben.

Aber andererseits kann es auch ein Zwang sein, immer witzig zu sein. Manchmal fühlen sich Menschen dazu verpflichtet, andere zum Lachen zu bringen, weil sie denken, dass sie sonst nicht akzeptiert werden. Das kann sehr anstrengend sein und die eigene Persönlichkeit beeinträchtigen.

Ich denke, dass man mit solchen Menschen umgehen kann, indem man versucht, einen lockeren und entspannten Umgang mit ihnen zu pflegen. Man sollte aber auch deutlich machen, dass man manchmal auch ernsthafte Gespräche führen möchte. Wenn man das mit Respekt und Einfühlungsvermögen tut, kann man vielleicht auch die Mauer durchbrechen und eine tiefere Beziehung aufbauen.