Sich in vornehmer Umgebung unwohl fühlen

vom 20.06.2020, 18:06 Uhr

Ich habe eine gute Bekannte, die mich immer zu ihrem Geburtstag einlädt. Ich kann das aber nie so richtig genießen, obwohl es immer ein tolles Essen gibt. Bei ihr geht es immer sehr vornehm zu, in meinen Augen nicht authentisch vornehm. Zuerst setzt man sich mit einem Gläschen Sekt aufs weiße Sofa, während die Gastgeberin vor aller Augen die Geschenke öffnet, was mir schon unangenehm ist. Mir ist lieber, wenn mein Geschenk nicht so im Vergleich mit den anderen auf dem Präsentierteller liegt.

Dann geht's zum Tisch, der so gedeckt ist, wie es wahrscheinlich der Knigge verlangt. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass alles so steif ist und keine gemütliche Stimmung aufkommt. Ich habe immer Angst, dass beim Essen etwas daneben geht und ich die weiße Tischdecke beschmutze. Alles ist irgendwie steif und gezwungen.

Ich mag lieber Umgebungen, wo nicht so viel Wert auf Etikette gelegt wird. Fühlt ihr euch auch in vornehmer Umgebung eher unwohl? Oder genießt ihr ein privates Essen mit nach Knigge gedecktem Tisch und mit Leuten, die irgendwie gezwungen vornehm reden?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es macht einen Unterschied ob man vornehm ist oder vornehm sein möchte. Deine Bekannte scheint mehr sein zu wollen als sie ist, sonst würde sie nicht so eine Show machen. Wobei ich ein weißes Tischtuch nun auch nicht so verwunderlich finde, wenn man Gäste hat. Ich fühle mich nur unwohl, wenn die Menschen um mich herum eher steif sind, kein gutes Gespräch zu Stande kommt, aber das hat nichts mit vornehmer Umgebung zu tun.

Ich fühle mich in vornehmer Umgebung schon wohl, wenn man sich ordentlich unterhalten kann und sich nicht alle immer gegenseitig übertrumpfen wollen. Das ist leider schon immer mal der Fall, aber ich finde das wenig ansprechend. Ich weiß ordentlich zu essen und wenn man mal kleckert ist das ja in entspannter Runde kein Weltuntergang. Ich denke sie möchte nur eine gute Gastgeberin sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich passe auch nicht in die vornehme Gesellschaft und würde mich da generell nicht wohl fühlen. Ich bin nicht der Häppchen und Champagner-Typ bzw. kleide ich mich auch lieber leger als im Cocktail-Kleid auf eine private Party gehen zu müssen. Ich habe allerdings deshalb auch keine Freundinnen die gerne vornehm sind oder so sein wollen. Bei uns werden an Geburtstagspartys oder Mädelsabenden Scherze gemacht, viel gelacht und ganz locker und ungezwungen gegessen.

Es gibt auch Abende an denen wir uns Fingerfood bestellen bzw. dieses angeboten wird wie z.B. Hähnchenflügel oder Pizza. Natürlich gibt es da meist auch eine Tischdecke auf dem Tisch und mal ein Gläschen Sekt oder Cocktails aber es wurde noch keinem der Kopf abgerissen wenn mal ein Fauxpas - welcher Art auch immer - passiert ist. Wem das gefällt der soll das gerne so machen, aber ich glaube nicht, dass ich jemals mit solchen Personen befreundet sein werde.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn ich mich unwohl fühle dann liegt das eigentlich nicht an der Umgebung sondern an den Menschen. Ich war letztes Jahr zu einem runden Geburtstag in das teuerste Hotel der Stadt eingeladen. Ich habe direkt bei meiner Ankunft Freunde getroffen und deshalb war die Atmosphäre dann entsprechend lustig und entspannt.

Wenn ich niemanden gekannt hätte und da erst mal alleine mit meinem Begrüßungscocktail gestanden hätte - immer beobachtet von mehreren Angestellten, die nur darauf warten, dass mein Glas leer ist und sie mir ein weiteres Getränk anbieten können - hätte ich mich deutlich unwohler gefühlt. Aber das wäre auf einer Party mit Flaschenbier und Chips auch nicht viel anders gewesen. Nur, dass ich mir da selber eine neue Bierflasche organisieren müsste.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich musste spontan an eine Anekdote über Queen Elizabeth denken, die vermutlich nicht stimmt, aber in meinen Augen eine wahrhaft "vornehme" Gesinnung zum Ausdruck bringt: Angeblich hat sie, oder irgendein anderes gekröntes Haupt, um einen Gast nicht bloßzustellen, auch schon das Wasser aus ihrer Fingerschale getrunken, das dafür ja nun wirklich nicht gedacht ist.

In meinen Augen zeugt es also von wahrer "Vornehmheit", dafür zu sorgen, dass der Gast sich wohlfühlt und rundum betreut wird. Mit Arroganz und Rumgeprotze hat das für mich gar nichts zu tun, und auch nicht mit weißem Sofa und abgespreiztem kleinen Finger beim Teetrinken. Mit letzterem komme ich zwar klar, aber aber natürlich fühle ich mich nicht "wohl", wenn es nur darum geht, sich mit allen möglichen Tricks gegen die Plebs abzugrenzen.

An meiner sozialen Herkunft kann ich schließlich nichts ändern und schäme mich nicht dafür, keine "höhere Tochter" zu sein. Wenn die Leute also wirklich "vornehme" Umgangsformen haben, sprich freundlich und aufgeschlossen sind, kann ich mich überall wohlfühlen. Wenn dagegen spürbar wird, dass ich nicht "gut genug" bin, weil ich nicht weiß, wie man einen Hummer demontiert, verabschiede ich mich eben zeitnah und mache mir eine geistige Notiz, aus der Richtung keine Einladungen mehr wahrzunehmen. Es möchte mich ja offensichtlich sowieso keiner dabeihaben.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Für mich kommt es auch immer auf die entsprechenden Leute an. Wenn mir ein Champagner vorgesetzt wird und ich in einem sehr teuren Haus eingeladen bin, dann fühle ich mich nicht automatisch unwohl, sofern der Gastgeber sehr nett und sympathisch ist. Ich würde mich hingegen nicht wohl fühlen, wenn der Gastgeber dann auch sehr spießig wäre und ich das Gefühl hätte, die ganze Zeit gemustert zu werden.

Wenn die Leute also locker drauf, sympathisch und nett sind, dann fühle ich mich nahezu überall wohl, egal ob es sich nun um ein teures Restaurant handelt oder nicht. Wenn ich das Gefühl habe kritisch gemustert und beäugt zu werden, dann ist auch eine gewöhnliche Pizzeria für mich dann als Ort einfach unangenehm.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, denn ich fühle mich in zu förmlicher Umgebung auch oft unwohl. Ich mag es lieber entspannt und locker, ohne dass ich ständig aufpassen muss, ob ich mich richtig benehme. Wenn ich eingeladen werde, dann freue ich mich darauf, gemeinsam mit anderen einen schönen Abend zu verbringen und mich gut zu unterhalten. Dabei spielt für mich die Etikette keine so große Rolle.

Ich denke, es ist wichtig, dass man sich in seiner Umgebung wohl und entspannt fühlt. Wenn das bedeutet, dass man es etwas legerer angehen lässt, dann ist das auch in Ordnung. Es muss ja nicht immer alles perfekt sein. Auch ein gemütlicher Abend zuhause mit Freunden oder Familie kann sehr schön sein und man muss sich nicht extra herausputzen oder sich Gedanken über das richtige Verhalten am Tisch machen.

Aber andererseits kann es auch mal schön sein, sich in eine elegante Atmosphäre zu begeben und sich zu fühlen, als würde man zu den oberen Zehntausend gehören. Es kommt immer auf die Stimmung und die Personen an, mit denen man zusammen ist. Wenn alle gezwungen vornehm reden, kann das sicherlich unangenehm sein. Aber wenn die Atmosphäre locker und entspannt ist, kann es auch Spaß machen, sich mal wie ein Teil der High Society zu fühlen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Am wohlsten fühle ich mich in einem moderat gehobenen Ambiente, das aber locker und entspannt ist. Weiße Tischdecken, elegant gedeckte Tische mit vornehmen Weingläsern und Geschirr bringen mich eher dazu, dass ich mich befangen und unwohl fühle. Am wichtigsten ist mir eigentlich, dass man sich gut unterhalten kann und die Themen mich interessieren (sich also beispielsweise weder um Fußball drehen noch auf Klatsch und Tratsch über die Nachbarn basieren). Außerdem mag ich gern gutes Essen, das aber gern rustikal serviert werden darf.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Weiße Polstermöbel und förmlicher eingedeckte Tische mit einer Tischdecke, die aus der Heißmangel kommt, bringen mich nicht aus der Ruhe. Das empfinde ich nun auch nicht als vornehm. Ich kann mich entspannt amüsieren, wenn der alte Adel am Tisch mal wieder die früher gebräuchlichen Anreden auf der Tischkarte oder der Gästeliste stehen haben möchten. Wenn seine Durchlauchtigkeit das wünscht, ziehe ich das, ohne mit der Wimper zu zucken, ins Lächerliche. :D

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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