Leute nicht mehr sehen wollen, nach peinlicher Situation?
Eine Kommilitonin von mir hat sich mal in einem Antestat in einem Praktikum ziemlich blamiert. Sie hat während des gesamten Praktikums eher wenig gelernt und jedes mal wenn sie etwas gefragt worden ist, ist sie rot angelaufen da es ihr sehr peinlich war, dass sie keine Frage korrekt beantworten konnte. Auch in der Klausur ist sie durchgefallen.
Nach dem Praktikum ist mir aufgefallen, dass sie die anderen Leute in ihrer Box gemieden hat, auch mich. Wenn ich ihr begegnet bin, hat sie mich zwar gegrüßt, wollte aber nicht reden oder so. Das fand ich schon ein wenig merkwürdig und eine andere Kommilitonin meinte dann auch, dass sie ein wenig den Eindruck hat, dass sie uns wegen ihrer peinlichen Situation im Labor aus dem Weg geht.
Ist es bei euch auch so, dass ihr Leuten aus dem Weg geht, die euch in einer peinlichen Situation erlebt haben? Wollt ihr nicht an die Situation erinnert werden oder habt ihr Angst, dass die Menschen euch deswegen irgendwie verurteilen oder so?
Ich habe auch mal bei einem Praktikum etwas falsch gemacht, wobei ich aber die Schuld nicht unbedingt bei mir sehe, sondern darin, dass meine Praktikumsbetreuerin mir gar nicht groß erklärt hat und mir auch zwischendrin keine Rückmeldung gegeben hat, sodass ich dachte, dass ich alles richtig mache und sie mir aber zum Schluss aufgezählt hat, dass mein Verhalten falsch war und dass ich ja für diesen Bereich gar nicht geeignet wäre und sie drauf und dran waren, das Praktikum abzubrechen.
Das habe ich alles erst am letzten Tag erfahren, vorher gab es kein Wort davon, vorher habe ich gedacht, es läuft alles super. Und als ich dann konkret gefragt habe, was ich genau falsch gemacht hätte, da gab es auch keine Antwort, sondern die haben nur gesagt, dass sie das gar nicht an einzelnen Beispielen benennen will, denn sonst würde ich mich ja nur herausreden.
Das war allerdings kein Praktikum an der Uni, sondern eines in einer Firma. Und ich habe wirklich keine Lust gehabt, diesen Leuten nochmals zu begegnen. Es war mir unangenehm, deren Erwartungen nicht erfüllt zu haben, aber ich war auch sauer auf die, dass sie mir erst gar nichts gesagt haben und mich dann so heruntergeputzt haben.
Ich kenne es auch so von mir, dass ich ungern den entsprechenden Leuten unter die Augen trete, wenn mir vor ihnen etwas Peinliches passiert ist oder wenn ich in ihrer Anwesenheit etwas gemacht habe, was ich dann später als peinlich empfunden habe. Immerhin denkt man sich dann ja automatisch, dass die Personen auch immer an diese Situation denken müssen, wenn sie einen sehen. Und auch wenn es nicht so ist - man selbst tut es, was es unangenehm macht.
Früher bin ich dann auch den Leuten möglichst aus dem Weg gegangen, was alles nur noch unangenehmer gemacht hat, da es die Leute auch irgendwann gemerkt haben, dass ich ihnen aus dem Weg gehe. Wenn ich doch mal zwangsläufig nach einiger Zeit mit ihnen zu tun haben musste, war das schrecklich für mich.
Nun mache ich es anders und stehe einfach drüber und versuche den Leuten möglichst normal gegenüberzutreten. Immerhin kann man das Geschehene so auch wieder vergessen machen oder zumindest ausgleichen, wenn man sich dann wieder normal und unauffällig verhält. Und vielleicht erinnern sich die anderen ja nicht einmal an die peinliche Situation, weil sie es nicht so empfinden, so dass es unnötig ist, sich da so einen Kopf darüber zu machen.
Ich glaube das hat sehr viel mit Selbstbewusstsein zu tun. In meiner Vergangenheit bin ich den Leuten dann auch eher aus dem Weg gegangen in der Hoffnung sie haben es dann bald wieder vergessen. Heute trete ich anderen Menschen einfach wieder unter die Nase, weil ich es gar nicht einsehe mich klein zu machen. Fehler macht doch jeder mal und nicht jede Sache liegt einem auch besonders. Daher muss man sich da keine Gedanken machen und kann weitermachen wie bevor. Es ist eher peinlich, wenn man sich dann zurückzieht und nicht zum Fehler steht.
Ich denke, dass es für viele Menschen eine natürliche Reaktion ist, sich von Menschen fernzuhalten, die sie in einer peinlichen Situation erlebt haben. Es ist unangenehm, an eine peinliche Situation erinnert zu werden, und man möchte nicht das Gefühl haben, von anderen verurteilt oder beurteilt zu werden. Besonders in einer Situation wie im Praktikum, wo man versucht, einen guten Eindruck zu hinterlassen und seine Fähigkeiten zu demonstrieren, kann es schwer sein, mit einer peinlichen Situation umzugehen. Man kann das Gefühl haben, dass andere Kommilitonen einen weniger respektieren oder von einem weniger halten.
Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass peinliche Situationen passieren können und dass es völlig normal ist, Fehler zu machen oder Dinge nicht zu wissen. Das ist Teil des Lernprozesses. Es ist auch wichtig zu akzeptieren, dass andere Menschen möglicherweise die gleichen Erfahrungen gemacht haben und Verständnis für die Situation haben. Wir müssen lernen, mit unseren Fehlern und Schwächen umzugehen und uns nicht von ihnen bestimmen zu lassen.
Wenn ich in einer peinlichen Situation war und mich von Menschen ferngehalten habe, habe ich mir später oft Gedanken darüber gemacht, ob das der richtige Ansatz war. Ich habe erkannt, dass es nicht notwendigerweise die beste Lösung ist, um mit der Situation umzugehen. Es kann sogar noch unangenehmer sein, wenn man versucht, den Kontakt zu vermeiden, da es dann zu einem unnatürlichen oder peinlichen Schweigen kommen kann.
Das kommt stark auf die praktische Umsetzung an. Ich verteile meine peinlichen Situationen gleichmäßig über alle Lebenslagen. Wenn ich jedes Mal den Augenzeugen meiner Unzulänglichkeit aus dem Weg gehen wollte, könnte ich beispielsweise kaum noch zu einem Arzt. Ich bin in medizinischen Angelegenheiten immer furchtbar nervös, stottere herum, schwitze Blut und Wasser und bekomme feuchte Augen. Das ist mir schon sehr peinlich, aber ich denke mir, da muss der Arzt eben durch.
Oft sehe ich die Leute dann auch tatsächlich nicht mehr. So ein Praktikum oder Nebenjob, bei dem ich nicht die beste Figur gemacht habe, ist ja meistens saisonaler Natur, und auch schnell wieder vergessen. Die meisten Faux Pas habe ich mir statistisch gesehen wohl in Gegenwart von Familie und/oder Freunden geleistet, und da fände ich es schon sehr schade, diesen Leuten nicht mehr unter die Augen treten zu wollen, nur weil ich mein Ego mal wieder angekratzt habe.
Das kann ich schon bis zu einem gewissen Grad verstehen. Vermutlich liegt es nicht an den Leuten selbst, sondern wie man selbst an diese peinliche Situation immer wieder erinnert wird. Das ist auch normal, denn wenn mir etwas Peinliches in einem bestimmten Restaurant oder Lokal passieren würde, würde ich diesen Ort auch mit dieser Situation assoziieren. Irgendwann kommt man darüber aber auch wieder hinweg, glaube ich.
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