Wann seid ihr besonders streng mit euch selbst?

Ich bin nicht sonderlich streng mit mir selbst, zumindest empfinde ich das nicht so. Ich achte schon darauf, mich gesund und ausgewogen zu ernähren und nicht zu viel zu naschen oder Fastfood zu essen, verbiete mir da auch nichts. Auch freizeittechnisch verbiete ich mir nicht unbedingt etwas. Ich arbeite Vollzeit und kümmere mich jeden Tag um den Haushalt, "erlaube" es mir dann aber, meine Freizeit so zu verbringen, wie ich es möchte. Und wenn ich dann mal einen Abend nur vor dem Fernseher sitze und am Handy bin, ist das für mich in Ordnung.

Ich achte auch darauf, nicht so spät ins Bett zu gehen, damit ich morgens fit für die Arbeit bin, halte mich da aber auch nicht streng an irgendwelche Zubettgehzeiten. Wann seid ihr besonders streng mit euch selbst und weshalb? Inwiefern bringt euch das weiter?

Das ist eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage, weil sie natürlich auch situationsbedingt auf die Person und das Thema ankommt. Bei Fast Food besonders streng sein? Nein ganz und gar nicht. Wenn ich mal Bock auf irgendwas wie einem Döner habe, dann kaufe ich mir diesen und gut ist. Dafür mache ich ja auch eigentlich Sport, sodass dies durchaus mal drin sein darf.

Strenger bin ich in der Art und Weise, wie ich mit Menschen umgehe, die mir nicht gut tun. So gehe ich schon seit gefühlt 7 Jahren einer sehr familiär engen Person komplett aus dem Weg. Ich rede kein Wort mit der Person, auch wenn sie gerne mal vor mir stehen bleibt, mich festhält und es versucht. Thema ist für mich komplett durch und da bin ich ganz rigoros. Falsch entschieden, Partnerin war ihm wichtiger als Familie und jetzt darf er damit auch gerne leben, dass er allein ist. Juckt mich nicht im geringsten. Denn auch das Gesagte ist ja nicht einfach dann auch weg!

Ich bin also sehr streng, wenn es darum geht, was Kontaktabbrüche angeht. Da habe ich die letzten Jahre einige hinter mir und mit diesen Personen rede ich kein einziges Wort. Sie taten mir nicht gut, sie haben mich schlecht behandelt, obwohl wir Familie sind, weil irgendwelche Tussen bei meinem Erzeuger zum Beispiel wichtiger waren usw. Dann dürfen sie da auch gerne bleiben und müssen jetzt nicht heulen, dass sie allein sind, single und die Kinder kein Wort mehr mit einem reden.

Doch sonst im Alltag? Ach da bin ich schon lockerer mit mir. Ich möchte mal Schokolade? Ist doch kein Problem. Machen wir heute eben mal eine Ausnahme. Döner? Auch kein Thema. Ich bin also eher in anderen Dingen strenger, als in sowas. Jeder hat da seine eigenen Vorgehensweisen, was einem am Ende wichtiger ist.

Selten. Ich empfinde es eigentlich nicht als "streng", wenn ich mich wohl oder übel an die üblichen Gepflogenheiten halten muss, um die Vorteile abzugreifen, die ich als angepasstes und funktionierendes Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft bekomme, und auf die viele andere Leute verzichten wollen oder müssen.

Wenn ich mich nicht morgens um halb sechs aus dem Bett schäle, bin ich früher oder später meinen Job los, kann schlimmstenfalls meine Wohnung nicht mehr zahlen und lande (hoffentlich) gerade so noch in irgendeinem Loch. Wenn ich am Futtertrog wahllos alles in mich hineinstopfe, was mir schmeckt (und mir schmeckt einiges, auch in ansehnlichen Mengen!), gehe ich auf wie ein Wal und ruiniere mir die Gelenke. Wenn ich nicht wenigstens hin und wieder den Feudel schwinge, wird mein Wohnumfeld eklig und dreckig. Und so weiter.

Ich halte mich also weder für "streng", wenn ich versuche, sauber, finanziell liquide und bei halbwegs stabiler Gesundheit zu bleiben, aber ich fasele auch nicht gleich von "self care" und "sich ausnahmsweise etwas gönnen, schließlich bin ich sonst so diszipliniert", wenn ich mir mal einen Eisbecher reinziehe. Viele Leute rechtfertigen sich ja gleich immer ganz verschämt, wenn man sie mal nicht top produktiv, zielbewusst und diszipliniert erwischt. Da stehe ich schon lange drüber.

Ich bin Mutter, daher habe ich durchaus meine strengen Phasen, aber nicht mit mir selber. Wie macht man das denn, wenn man streng zu sich selber ist? Klärt man das im Selbstgespräch? Witz beiseite, ich glaube nicht, dass man sich ständig unter Druck setzen sollte immer alles perfekt machen zu müssen. Kein Mensch ist perfekt, niemand kann alles immer super machen, daher lebe ich so wie ich es für richtig finde und verbiete mir nichts, was ich gerne haben wollen würde und mir leisten kann.

Ich finde man muss sich nicht immer perfektionieren wollen. Es ist durchaus okay, wenn man mal eine Schokolade am Stück isst oder eine Chipstüte, einen Döner, Burger oder was auch immer und wenn man nicht alles immer so macht, wie es andere Menschen gerne hätten, dann ist das auch okay. Letztendlich muss man immer mit den eigenen Entscheidungen leben können und seinen Weg finden. Man muss doch nur mit sich selber zufrieden sein, was andere Menschen von einem halten ist doch egal.

Ich denke, jeder von uns hat in bestimmten Bereichen, in denen er sich selbst weiterbringen möchte, eine gewisse Strenge. Für mich persönlich ist das in Bezug auf meine Karriere der Fall. Ich bin sehr ehrgeizig und möchte mich beruflich stetig verbessern, daher setze ich mir hohe Ziele und arbeite hart daran, diese zu erreichen. Ich gebe mir selbst klare Vorgaben und Deadlines, um meine Arbeit effizienter zu gestalten und mich kontinuierlich zu verbessern.

Auch in Bezug auf meine Rolle als Mutter und Ehefrau bin ich manchmal sehr streng mit mir selbst. Ich möchte meinen Sohn zu einem verantwortungsvollen und respektvollen Menschen erziehen, der sich in der Gesellschaft gut integrieren kann. Ich versuche daher, ihm ein gutes Vorbild zu sein und ihm wichtige Werte zu vermitteln. Das erfordert manchmal eine hohe Selbstdisziplin, um auch in stressigen Situationen ruhig und besonnen zu bleiben.

Ich denke, eine gewisse Strenge kann uns helfen, uns selbst zu motivieren und uns auf unsere Ziele zu konzentrieren. Allerdings ist es wichtig, dabei nicht zu übertreiben und sich selbst auch Auszeiten zu gönnen. Ich versuche daher, eine gesunde Balance zwischen meinen persönlichen Ansprüchen und meinem Wohlbefinden zu finden. Denn am Ende des Tages ist es wichtig, auch glücklich und zufrieden zu sein und das Leben zu genießen.