Unbeliebt da man nie zu Feierlichkeiten auf der Arbeit kommt
Mein Chef ist nicht so gerne unter Leuten und kommt daher auch nie, wenn bei uns auf der Arbeit eine Weihnachtsfeier oder andere Dinge organisiert werden. Wir gehen auch häufiger mal kegeln, feiern die Geburtstage einzelner Mitarbeiter und auch Abschiede. Unser Chef wird immer eingeladen, kommt aber nie. Ähnlich sieht es auch mit einem anderen Mitarbeiter aus, dieser kommt auch fast nie. Tatsächlich machen sich beide dadurch sehr unbeliebt und viele Mitarbeiter nehmen es zum Anlass schlecht über die beiden zu reden.
Ich mag Feierlichkeiten mit vielen Menschen eigentlich auch nicht besonders. Mir sind es einfach zu viele Menschen. Dennoch komme ich meist und finde es schade, dass dann über Leute gelästert wird, die nie zu solchen Anlässen kommen wollen. Macht man sich bei euch auch unbeliebt, wenn man keine Lust hat zu Feierlichkeiten auf der Arbeit zu kommen und findet ihr das gerechtfertigt?
Ich denke, dass man das nicht so eng sehen sollte. Manche mögen so viel Trubel eben nicht. Ich kenne auch Angestellte, die eigentlich nie zur Weihnachtsfeier gehen, aber deswegen nicht unbeliebter sind als andere. Es ist schon schade, wenn da gleich geredet wird, aber das ist sicherlich normal. Wenn ich mal nicht zur Weihnachtsfeier oder ähnlichem wollte, dann wurde mir auch oft gesagt, dass ich mich nicht ausschließen sollte und das sicherlich nicht gut ankommen würde. Aber das muss jeder selbst wissen.
Wenn man einfach keine Lust auf solche Feierlichkeiten hat oder wenn es die Zeit nicht zulässt, spricht ja nichts dagegen, einfach zu Hause zu bleiben. Es bringt ja nichts, sich irgendwo hinzuquälen, wenn man eigentlich viel lieber zu Hause wäre oder etwas anderes machen würde. Bevor man mit schlechter Laune dasitzt und kein Wort sagt, sollte man besser gar nicht kommen. Allerdings finde ich es schon schade, wenn das tatsächlich immer so ist und wenn jemand nie Zeit oder Lust hat.
Ich mache auch oft etwas mit Arbeitskollegen - wir gehen auf den Weihnachtsmarkt oder in Bars, manchmal gibt es auch einen größeren Anlass mit vielen Kollegen zusammen. Ich mache so etwas total gerne und habe da auch immer meinen Spaß. Auch wenn immer welche zu Hause bleiben, wird nie etwas gegen diese Personen gesagt.
Ein Kollege von mir hat ein kleines Kind und kommt beispielsweise so gut wie nie mit oder bleibt dann auch nur ganz kurz. Das ist zwar schade, allerdings verständlich und daher in Ordnung. Unbeliebt ist er daher überhaupt nicht. Bei uns hat da immer jeder Verständnis, wenn manche eben nicht können oder wollen und so sollte es auch sein. Es ist doch auch blöd, wenn man sich quasi dazu gezwungen fühlt irgendwo aufzutauchen, weil man sonst befürchten muss, sich direkt unbeliebt zu machen.
Für mich sind Feierlichkeiten auf der Arbeit in den allermeisten Fällen lästige Pflichtveranstaltungen, und ich nehme nur aus exakt dem genannten Grund daran teil - damit man mich nicht als ungesellig oder gar als "nicht teamfähig" abstempelt und hinter meinem Rücken lästert. Wäre ich Mitglied der Chefetage, würde ich schon ein paar Anlässe überspringen und mich nur zu wirklich besonderen Gelegenheiten längere Zeit sehen lassen.
Die Stellung in der sozialen Hackordnung ist in meinem Metier nur leider sehr wichtig, wenn man mit den KollegInnen gut auskommen und nicht immer der Depp vom Dienst sein möchte, und eine stressfreie Arbeitsatmosphäre, in der es nicht ständig "menschelt", ist für meine Lebensqualität unverzichtbar.
Und deswegen nehme ich den Wandertag (unser Betriebsausflug ist immer sehr "low budget"), das Sommerfest, die Weihnachtsfeier und vergleichbare offizielle Anlässe, wenn immer möglich, wahr, ob ich Lust habe oder nicht. Meistens habe ich sowieso keine Lust, da ich eine lange Pendelstrecke habe, und entweder nach 20 Minuten abhauen muss oder erst kurz vor Mitternacht daheim bin, falls ich mich doch mal gesellig gebe und festquatsche. Aber falls ich mich ständig davor drücken würde, wäre ich bei der geselligeren Mehrheit wohl doch längerfristig "unbeliebt", und das ist für eine einfache Verwaltungsfachkraft politisch gesehen keine gute Idee.
Mir wäre es auch lieber, wenn meine Position innerhalb der Abteilung zumindest auf zwischenmenschlicher Ebene nicht davon abhängen würde, ob ich auf die Weihnachtsfeier gehe, sondern wenn sich die Leute eben denken würden: "Die Frau Gerbera hat eben viel um die Ohren!", aber so läuft der Hase in den Jobs, in denen ich arbeite und gearbeitet habe, eben nicht. Wenn man nicht gerade ein drei Wochen altes Baby daheim hat, sind gewisse Veranstaltungen einfach Pflicht!
Einen Job, bei dem man über die offiziellen Anlässe hinaus auch privat mit den Kollegen etwas unternimmt, etwa nach Feierabend noch etwas trinken geht oder zu privaten Geburtstagsfeiern und ähnlichem Kram eingeladen wird, müsste ich wohl leider aufgeben. Ich schaffe es einfach nicht, auch noch in meiner Freizeit die gleichen Gesichter zu sehen, die ich schon jeden Tag acht bis neun Stunden um mich habe.
Bei uns läuft das etwas anders ab. Bei uns ist das so, dass Arbeitsverträge grundsätzlich befristet ausgestellt werden und man bestenfalls einen Vertrag von 2-3 Jahen erhält, im schlimmsten Fall aber auch nur (hat mich selbst mal betroffen) ganze zwei Monate. Dazwischen muss man immer hoffen, dass es mit dem Anschlussvertrag auch klappt.
Daher ist es so, dass man bei mir in der Branche eine fehlende Teilnahme (außer man hat eine verdammt gute Ausrede wie Arzttermin, Koma oder Urlaubsreise oder was auch immer) an Betriebsausflügen, Weihnachtsfeiern und so weiter eher als mangelndes Interesse an den Kollegen, am Betrieb und generell an der Arbeit wertet. Daher ist es schon sinnvoll, wenn man zu solchen lästigen Veranstaltungen aufkreuzt, damit man eben als besonders teamwillig und integrationswillig gilt und dadurch bedingt dann ein positiver Eindruck entsteht und der Vertrag dann unter Umständen verlängert wird.
Gelästert wird bei uns gar nicht über die Personen, die nicht kommen können oder kommen wollen. Die Konsequenzen kommen dann aber hinterher in Form von einem nicht verlängerten Arbeitsvertrag. Daher sollte man sich bei uns zweimal überlegen, ob man diese Konsequenzen wirklich provozieren möchte oder eben nicht.
Realistisch betrachtet ist es nun mal nicht jedermanns Sache und deswegen bin ich da auch niemand, der sich an Lästereien beteiligt, aber erlebt habe ich so etwas auch schon. Ich finde es viel schlimmer, wenn man jemanden mit diesen Lästereien dazu zwingt an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, obwohl da keinerlei Interesse da ist. Ich finde es auch besser, wenn man privat und Arbeit trennt, wenn ich ehrlich bin.
Daher bin ich bisher über jede Firma ohne Weihnachtsfeier und großen Geburtstagsabmachungen sehr froh gewesen. Wobei es mir auch egal gewesen wäre, wenn man nun lästert, wenn ich da nicht gekommen wäre. Ich habe einfach auch keine Lust jeden in meiner Freizeit zu sehen, den ich eigentlich nicht in meiner Freizeit sehen will. So kann man ja nicht abschalten.
Unser Team setzt sich zum Glück aus Leuten zusammen, die alle einen eher individualistischen Charakter haben. Dass bei Teamevents alle mitmachen, kommt selten vor. Es ist jedem von uns freigestellt, ob man mitmacht oder nicht, und wer nicht mitmacht, kann auch ohne Begründung absagen. Das wird auch niemandem nachteilig ausgelegt. Diese entspannte Einstellung kommt mir entgegen, und außerdem fühlt sich dann eine Teilnahme weniger als Pflicht an, da mir bewusst ist, dass ich wirklich freiwillig dran teilnehme.
Ich kann verstehen, dass manche Leute keine Lust auf Feierlichkeiten oder Veranstaltungen haben, bei denen viele Menschen anwesend sind. Jeder hat schließlich seine eigene Persönlichkeit und Vorlieben, und nicht jeder fühlt sich wohl in großen Menschenmengen oder bei sozialen Ereignissen. Ich persönlich mag solche Veranstaltungen auch nicht besonders, aber ich versuche trotzdem, mich zumindest für eine Weile dazuzugesellen, um mich mit meinen Kollegen zu unterhalten und eine gute Zeit zu haben.
Was mich jedoch stört, ist das Lästern, das oft mit denjenigen einhergeht, die nicht zu diesen Anlässen kommen. Ich denke, es ist wichtig zu bedenken, dass jeder das Recht hat, zu entscheiden, ob er an diesen Veranstaltungen teilnehmen möchte oder nicht. Niemand sollte deshalb verurteilt oder ausgeschlossen werden. Wenn jemand nicht anwesend sein möchte, kann das viele Gründe haben, von Introvertiertheit bis hin zu privaten Angelegenheiten, die die Person vielleicht nicht mit anderen teilen möchte. Jeder sollte das Recht haben, seine Entscheidungen zu treffen, ohne dafür verurteilt zu werden.
Gleichzeitig glaube ich auch, dass es wichtig ist, ab und zu mit Kollegen zu interagieren und soziale Bindungen aufzubauen. Es kann ein gutes Team-Building-Tool sein und auch dazu beitragen, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen. Aber es ist auch wichtig, dass sich niemand gezwungen fühlt, daran teilzunehmen und dass es eine respektvolle und tolerante Atmosphäre gibt, unabhängig von den Entscheidungen jedes Einzelnen.
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