Als Frau gern Fräulein in Nöten vorgeben?
Vor kurzem habe ich die Aussagen gehört, dass eine junge Frau meinte, sie könne sich durchaus selbst helfen und müsste da nicht das Fräulein in Nöten geben, um gerettet zu werden.
Ich muss sagen, dass ich diesen Ausdruck eher aus früheren Zeiten kenne. Aber selbst auch noch nie vorgegeben habe, ein Fräulein in Nöten zu sein. Die junge Frau meinte, dass es doch einige Frauen gibt, die diese Masche fahren, um eben Hilfe durch einen Mann zu bekommen, der sie dann quasi retten würde und den Held spielen könnte.
Kennt ihr Frauen, die gern das Fräulein in Nöten vorgeben? Ist das nicht eigentlich veraltet? Gibt es das durchaus noch? Habt ihr das selbst schon mal so gemacht? Was haltet ihr davon?
Natürlich gibt es auch heute noch Frauen, die sich hilflos geben, damit eine "starke Hand" ihnen hilft. Aber selbst Männer geben Hilflosigkeit vor, damit Frauen ihnen helfen oder eben andere Personen, auf die sie aufmerksam machen wollen. Das ist so alt wie die Menschheit und wird es wohl auch bei der besten Emanzipation immer geben.
Nur der Ausdruck "Fräulein in Nöten" sollte spätestens seit der Mitte der 1970er Jahren veraltet sein. Denn da ging der letzte behördliche Vordruck mit der Ansprache "Fräulein" vom Tisch. Aber Hilflosigkeit vorgaugeln, das wird es immer geben und gibt es heute noch zu genüge. Und das ist auch die einfachste Art und Weise auf sich aufmerksam zu machen, wenn man einen Menschen, der einem gefällt um einen Gefallen bittet. Und bist du da nicht eigentlich genauso? Problemlösung in heikler Situationen nicht automatisch?
Nelchen hat geschrieben:Aber selbst auch noch nie vorgegeben habe, ein Fräulein in Nöten zu sein.
Ach ja? Das sehe ich aber anders. Nach meiner Definition spielt man immer dann ein Fräulein in Nöten - egal ob bewusst oder unbewusst - wenn man in einer Situation Hilfe anfordert, auch wenn man sehr gut alleine klarkommen würde. Dass du nicht immer alleine klarkommst und auch mal grundlos irgendwelche Bekannten informierst, damit diese alles stehen und liegen lassen, um dir zu helfen hast du bereits in dem Beitrag Problemlösung in heiklen Situationen nicht automatisch? Selbst bewiesen.
Wenn du das Problem alleine gelöst hättest, dann hättest du die Werkstatt informieren und das Auto abholen lassen können, stattdessen informierst du irgendwelche Bekannten und machst eher Umstände als das Problem selbstständig lösen zu können. Ich finde es immer wieder interessant, wenn Menschen sich auf eine bestimmte Weise inszenieren wollen und dann gar nicht merken, dass sie sich ständig widersprechen und unlogisches Zeug von sich geben.
Für mich gehört es auch zu einem "Fräulein in Nöten" dazu, wenn man seinen Partner schickt, Sachen abzuholen, die man über Kleinanzeigen gekauft hat, weil man sich zu sehr anstellt, die Sachen selbst abzuholen. Das ist für mich ziemlich heuchlerisch und wenig nachvollziehbar. Oder wenn man sich nicht traut, alleine zum Tierarzt zu fahren und der Partner sich dafür extra freinehmen muss.
Ich finde, dass man nur dann diesen Begriff (den ich zum ersten Mal höre) verwenden kann, wenn man tatsächlich nur aufgrund des Geschlechts Hilfe einfordert bzw. glaubt, als Frau habe man ein Recht darauf, keinen Nagel in die Wand schlagen zu müssen oder Ähnliches. Genauso gilt, dass man selbstverständlich nur Männer für "männliche" Tätigkeiten um Hilfe ersuchen kann, wenn man diesen Begriff anwenden möchte.
Ich bin also in meinen eigenen Augen kein "Fräulein in Nöten", wenn ich meinen Freund den Getränkekasten schleppen lasse, den er mit top trainiertem Männerbizeps locker vom Fleck bekommt, während ich mich mit meinen Spaghettiärmchen abmühen muss. Umgekehrt würde ich natürlich auch jemandem beim Tragen helfen, der noch schwächlicher ist als ich selber, auch wenn man da schon suchen muss. Und schließlich gehört es sich so, dass man sich in einer Beziehung gegenseitig hilft. Ich beseitige dafür die Spinnen und verhandle mit dem Stromanbieter.
Und abgesehen von den mangelnden Brust- und Oberarmmuskeln halte ich es so, dass ich mich entweder selber um Probleme aller Art kümmere oder jemanden dafür bezahle. Wenn man selber genügend Kohle heranschafft und vernünftig damit umgeht, muss man nicht das hilflose Frauchen spielen und hoffen, dass jemand den Gentleman in sich entdeckt und einem gratis aus der Patsche hilft.
Gerbera hat geschrieben:Ich bin also in meinen eigenen Augen kein "Fräulein in Nöten", wenn ich meinen Freund den Getränkekasten schleppen lasse, den er mit top trainiertem Männerbizeps locker vom Fleck bekommt, während ich mich mit meinen Spaghettiärmchen abmühen muss
Versteht sich das nicht von selbst? Für mich beinhaltet dieser Begriff, dass man als Frau theoretisch selbst sowohl physisch als auch intellektuell dazu in der Lage wäre, sein Problem selbstständig zu lösen, aber man wälzt es lieber auf andere ab, macht einen auf hilflos und hat keine Lust irgendwas zu machen. Von der Sorte gibt es auch genug Menschen.
Ich glaube schon, dass viele Frauen dem Mann das Gefühl geben wollen stark zu sein und gebraucht zu werden. Das Spiel mit dem Fräulein in Nöten scheint interessant zu sein, allerdings frage ich mich dann, warum man als Frau gerne als stark und gleichwertig gelten will und sich dann selber so klein macht. Für mich werden da Dinge erledigt, die man auch mal selber machen könnte und bei der der Mann ein gutes Gefühl bekommen soll. Irgendwie würde man doch aber auch immer eine andere Lösung finden oder kann es selber machen.
Ich würde nicht nach Hilfe fragen um einem Mann ein gutes Gefühl zu geben. Wenn ich Hilfe brauche, dann brauche ich die auch und dann finde ich es auch okay, wenn man danach fragt. Hilfe kann jeder mal brauchen und ich helfe selber auch gerne. Das Fräulein in Nöten gebe ich aber nicht.
Ich persönlich kenne keine Frauen, die gerne das Fräulein in Nöten spielen, um von Männern gerettet zu werden. Ich denke, dass dieser Ausdruck heutzutage auch nicht mehr so häufig verwendet wird. Natürlich gibt es immer noch Frauen, die in bestimmten Situationen um Hilfe bitten oder auf die Unterstützung anderer angewiesen sind, aber ich denke nicht, dass sie das tun, um gerettet zu werden oder um den Helden spielen zu lassen.
Ich finde es wichtig, dass Frauen und Männer gleichermaßen lernen, für sich selbst einzustehen und sich in schwierigen Situationen selbst zu helfen. Das bedeutet aber nicht, dass man keine Hilfe annehmen sollte, wenn man sie benötigt. Es ist völlig okay, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen, wenn man sie braucht. Allerdings denke ich, dass es nicht gut ist, sich absichtlich als hilfloses Wesen darzustellen, um die Aufmerksamkeit oder Hilfe von anderen zu bekommen.
Ich denke auch, dass das Fräulein in Nöten-Klischee aus einer Zeit stammt, in der Frauen in vielen Bereichen benachteiligt waren und es ihnen oft nicht gestattet war, ihre Stimme zu erheben oder für sich selbst einzustehen. Zum Glück haben sich die Zeiten geändert und Frauen haben heute viel mehr Möglichkeiten, um ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen.
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