Was macht ihr alles nur aus reiner Höflichkeit?
Ich lasse mich oft aus reiner Höflichkeit auf Smalltalk ein. Manchmal habe ich gar keine Lust, mit jemandem zu plaudern und vor allem nicht mit Fremden und dann, wenn es gar nicht nötig ist. Manchmal lasse ich mich aus Höflichkeit dann aber doch darauf ein, wenn mich jemand in ein Gespräch zu verwickeln versucht. Meistens sind das ältere Menschen und sofern ich nicht einfach flüchten kann, wie beispielsweise an der Supermarktkasse oder in der Bahn, wechsle ich ein paar Worte mit der Person.
Was macht ihr alles nur aus reiner Höflichkeit? Sicherlich gibt es da noch mehr Sachen. Ich habe zugegebenermaßen auch hin und wieder nur aus Höflichkeit meine Hilfe bei etwas angeboten, dabei aber gehofft, dass diese nicht benötigt werden würde.
Ich mache Smalltalk auch oft aus reiner Höflichkeit. Es fühlt sich einfach besser an, wenn man dem Nachbarskind nicht nur knapp Hallo sagt, sondern zum Beispiel fragt, wann die Schule wieder losgeht, oder irgendeine andere Bemerkung. Bei Erwachsenen fängt es oft mit einem Schimpfen oder Frohlocken übers Wetter an. Manchmal war's das dann auch schon und manchmal kommt man näher in ein lockeres Gespräch.
Auch Komplimente mache ich oft nur, weil sich der andere darüber freut und ich mich deshalb auch freue, da ich jemandem den Tag verschönern konnte. Ist ja völlig egal, ob die neue Frisur wirklich gefällt oder nicht. Ich freue mich auch, wenn mir jemand sagt, dass ich aber heute gut aussehe, auch wenn ich mich gar nicht so fühle.
Größere Sachen würde ich nur in Ausnahmefällen aus reiner Höflichkeit machen, wie etwa jemanden einladen, obwohl ich das nicht möchte, oder meine Hilfe für einen Umzug anbieten, wenn der Wunsch beim anderen nicht gerade explizit ausgesprochen wird oder irgendwie offensichtlich ist. Wenn ich direkt gefragt würde, würde ich allerdings nicht ablehnen.
Aus Höflichkeit sage ich zu meinen vielen erwachsenen Neffen und Nichten auch schon mal, dass sie gerne bei mir übernachten können, wenn sie mal meine Stadt besichtigen möchten. Insgeheim hoffe ich natürlich, dass sie nicht kommen, aber leider kommt doch ab und zu mal jemand mit weniger oder mehr Anhang.
Bei mir ist es schon ein paar Mal so gewesen, dass ich etwas aus Höflichkeit gegessen habe, was ich sonst vielleicht nicht probiert hätte oder bei dem ich wusste, dass ich das nicht unbedingt mag. Ich finde es aber einfach unhöflich, wenn jemand für mich kocht das dann nicht zu essen und daher esse ich das dann oft einfach aus Höflichkeit. Gespräche lasse ich mir nicht unbedingt ans Bein binden, das weiß ich dann schon zu unterbinden und das auch höflich abzuwenden.
Ich esse auch häufiger etwas aus Höflichkeit, womit gemeint ist, dass ich mir die Speise normalerweise nicht selbst zubereiten und sie mir auch im Restaurant nicht bestellen würde. Aber eigentlich empfinde ich es letztlich als Bereicherung, mal wieder etwas zu essen, was ich normalerweise nicht essen würde, und irgendwie schmeckt es am Ende meistens doch.
Auch manche Gespräche führe ich aus Höflichkeit, aber auch hier sehe ich es so, dass es mich nicht ernsthaft beeinträchtigt, mich mal über Themen zu unterhalten, die mich normalerweise nicht so stark interessieren. Problematisch wird es erst, wenn jemand ausladende Monologe führt oder meint, mich zu irgendeinem Thema quasi missionieren zu müssen. Da ist dann irgendwann die Grenze meiner Höflichkeit erreicht.
Ich mache manchmal Dinge, die eigentlich Aufgabe unseres Hausmeisters wären. Er würde dies auch ohne Klagen erledigen, aber wenn ich gerade nicht schwer zu tragen habe, dann lege ich die kostenlosen Zeitungen, die sich vor der Tür stapeln, eben rein. Oder ziehe Mülltonnen zurück, wenn ich es eh nicht eilig habe etc. Finde es recht unhöflich, das einige Mitmenschen über den Zeitungsstapel hinweg steigen und dann irgendwo stehen und 10 Minuten auf Ihre Bahn oder so warten.
Auch bringe ich Nachbarn, die im Jahr häufiger Pakete für uns annehmen zu Weihnachten oder selbst gebackene Weihnachtsplätzchen oder so vorbei. Die erwarten das keineswegs, aber ich möchte einfach Danke sagen und damit ausdrücken, dass ich bemerke das sie dies häufiger tun und wir uns wirklich darüber freuen und es nicht als ganz selbstverständlich hinnehmen.
Was ich mir abgewöhnt habe, ist das Essen aus Höflichkeit. Ich habe ein paar Kilogramm abgenommen und möchte bewusst nur noch das Essen, was ich wirklich essen möchte. Manchmal hat man beim Abnehmen Lust auf ein bestimmtes Gebäck oder so und fiebert drauf hin, wann man sich dieses gönnt und gleichzeitig isst man dann bei Verwandten/Bekannten etwas, was man nur mäßig gerne isst, dass "kann" ja nicht sein.
Der Klassiker bei mir die Frage "Wie geht es dir?". Meine Antwort in 95% der Fälle unabhängig davon wie es mir wirklich geht: "Gut, danke". Ebenfalls aus reiner Höflichkeit frage ich dann zurück, wie es der anderen Person geht. Wirklich interessieren tut es mir meist nicht (außer bei guten Freunden).
Wenn ich kurz zum Besuch bei jemandem eingeladen wurde, esse ich manchmal Sachen, die ich nicht mag. Oder wenn ich schon sooo satt bin, aber mir werden noch Süßigkeiten angeboten, esse ich trotzdem eins oder zwei.
osterglocke89 hat geschrieben:Der Klassiker bei mir die Frage "Wie geht es dir?". Meine Antwort in 95% der Fälle unabhängig davon wie es mir wirklich geht: "Gut, danke".
Ich finde diese Frage ja noch beinahe in Ordnung, da sie die Möglichkeit bietet, auch negativ zu antworten. Je nachdem, wer mich fragt, und unter welchen Umständen ich gefragt werde, kann ich auch eine weniger positive Antwort geben, wenn es mir nicht so gut geht.
Schlimmer finde ich die inzwischen häufig gehörte Pseudo-Frage "Alles gut?". Ich weiß nicht genau, wie es gemeint ist, aber auf mich wirkt die Frage so, als ob tatsächlich keine andere Antwort erwartet wird als "Ja klar, alles prima". Wir haben hier in der Arbeit einen Kollegen, der grüßt immer mit "Alles gut?", selbst wenn man mit hängenden Schultern unterwegs ist, müde oder traurig ist. Wenn es mir nicht so gut geht, dann reagiere ich auf diese Frage gar nicht.
Ich muss zugeben, dass ich mich auch oft aus reiner Höflichkeit auf Smalltalk einlasse, obwohl ich manchmal lieber für mich wäre. Das passiert zum Beispiel oft, wenn ich auf der Arbeit bin und meine Kollegen anfangen, über Dinge zu sprechen, die mich nicht wirklich interessieren. Aber ich möchte auch nicht unhöflich erscheinen oder ausgeschlossen werden, deshalb höre ich zu und beteilige mich an der Unterhaltung, obwohl ich es vielleicht lieber lassen würde.
Ein anderes Beispiel wäre, wenn jemand um Hilfe bittet und ich mich aus reiner Höflichkeit anbiete, obwohl ich eigentlich keine Zeit oder keine Lust habe, zu helfen. Ich denke, das kommt vielen von uns bekannt vor. Wir möchten höflich und hilfsbereit erscheinen, selbst wenn es uns Unannehmlichkeiten bereitet.
Ich denke, es gibt viele Situationen, in denen wir uns aus reiner Höflichkeit auf etwas einlassen, obwohl wir es eigentlich nicht möchten. Das kann in zwischenmenschlichen Beziehungen genauso der Fall sein wie im Arbeitsleben oder in der Freizeit. Es ist wichtig, dass wir uns dabei jedoch auch selbst treu bleiben und uns nicht zu sehr verbiegen, um anderen zu gefallen.
Am Ende des Tages sollten wir uns fragen, ob wir uns bei unseren Handlungen und Entscheidungen wohl fühlen und ob wir damit unseren eigenen Werten und Überzeugungen treu bleiben. Wenn wir uns aus reiner Höflichkeit auf etwas einlassen und uns dabei unwohl fühlen, dann sollten wir uns fragen, ob wir das in Zukunft ändern möchten, um uns selbst besser zu schützen und für uns selbst einzustehen.
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