Denken, dass etwas nicht mit einem stimmt?
Mir ist aufgefallen, dass viele Leute in manchen Situationen anmerken, dass sie denken, etwas würde nicht mit ihnen stimmen. Eine Freundin, welche bisher immer nur kurze Beziehungen hatte und nun wieder Single ist, meinte dabei auch erst kürzlich, dass etwas nicht mit ihr stimmen könnte. Immerhin würden langsam alle um sie herum Kinder bekommen und heiraten, während sie es bisher noch nicht geschafft hätte, Beziehungen zu führen, die länger als drei Monate gingen.
Habt ihr schon einmal gedacht, dass etwas mit euch nicht stimmt? In welcher Situation habt ihr solche Gedanken gehabt und waren sie auch wirklich gerechtfertigt?
Viele Menschen denken heutzutage, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, da sie die Vorgaben der Gesellschaft nicht erfüllen. In einigen Ländern stimmt etwas mit einem nicht, wenn man mit Mitte zwanzig noch keine Kinder hat und keinen Ehepartner hat. Hierzulande ist das mit Mitte dreißig der Fall. Wenn man nicht dazugehört, ist man komisch oder so.
Ich finde das albern und finde, dass sich alle darüber im Klaren sein sollten, dass jeder sein eigenes Tempo hat. Warum sollte mit einem etwas nicht stimmen, nur weil man zu einem anderen Zeitpunkt Kinder bekommt, als die meisten Menschen.
Das man aber nur sehr kurze Beziehungen führt ist vielleicht schon etwas merkwürdig. Ich kenne auch Menschen bei denen das so ist und bei denen würde ich schon sagen, dass sie gewisse Charakterschwächen haben. Möglicherweise sollte man sich da nochmals überlegen, warum diese Schwächen bestehen und was immer bei den Beziehungen falsch läuft.
Ich hatte das auch schon einige Male, dass ich das Gefühl hatte, dass etwas mit mir nicht stimmt. Wie Crispin schon andeutete, ist das meistens der Fall, wenn man irgendwie vom Durchschnitt oder der gesellschaftlichen Norm abweicht. Da ich nicht rauche, Alkohol vom Geruch und Geschmack sogar schon in geringen Mengen total eklig finde und boykottiere und da ich auch den Geruch und Geschmack von Kaffee (egal wie sehr verdünnt) eklig finde, werde ich oft schief von der Seite angesehen, als wäre ich nicht normal. In dieser Gesellschaft ist es eben normal, Kaffee und Alkohol zu mögen und beides regelmäßig zu konsumieren.
Auch ist es bei mir so, dass ich von süßen Sachen Hunger bekomme, weswegen ich auch sehr oft schief angeschaut werde, weil die meisten die ich kenne, von süßen Speisen satt werden statt Hunger zu bekommen. Aber man darf sich nicht von anderen einreden lassen, dass man nicht normal ist. Ich habe mir das als Teenager sehr zu Herzen genommen, aber mittlerweile ist mir das so etwas von egal, was andere von mir denken. Hauptsache ich fühle mich wohl in meiner Haut, das ist das wichtigste was zählt.
Irgendwo denkt das doch jemand mal im Leben, gerade dann wenn das Leben alles dafür tut, gegen einzuwirken und zu sein. Oder man wird krank, dann weiß und denkt man immer, dass mit einem was nicht stimmt. Das ist nichts Unnormales. Solche Gedanken kommen einen immer mal, dass kann man gar nicht verhindern, sollte man auch nicht. Schließlich reflektiert man sich so selbst und seine eigenen Verhaltensweisen.
Ja, ich denke, jeder hat schon einmal solche Gedanken gehabt, dass etwas mit einem nicht stimmen könnte. Bei mir persönlich kommt das meistens auf, wenn ich das Gefühl habe, dass ich in bestimmten Dingen nicht so gut bin wie andere oder wenn ich das Gefühl habe, dass ich in meinem Leben nicht so weit gekommen bin wie ich es mir vorgenommen hatte.
Eine konkrete Situation, in der ich solche Gedanken hatte, war zum Beispiel während meines Studiums. Ich hatte das Gefühl, dass alle um mich herum viel besser und schneller lernten als ich und dass ich nicht so erfolgreich sein würde wie meine Kommilitonen. Das führte zu Versagensängsten und ich begann, an mir selbst zu zweifeln.
Allerdings denke ich, dass solche Gedanken nicht immer gerechtfertigt sind. Oftmals haben sie ihre Ursache in einem Vergleich mit anderen oder in einem unrealistischen Anspruch an sich selbst. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine Stärken und Schwächen. Es bringt nichts, sich mit anderen zu vergleichen oder unrealistische Erwartungen an sich selbst zu haben.
Ich denke, es ist wichtig, sich selbst so anzunehmen, wie man ist, und seine eigenen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Jeder Mensch hat seine eigenen Herausforderungen im Leben und es ist nicht fair, sich selbst mit anderen zu vergleichen, die vielleicht in einer anderen Lebenssituation sind.
Insgesamt denke ich also, dass es normal ist, solche Gedanken zu haben, aber es ist wichtig, sie kritisch zu hinterfragen und sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch einzigartig ist und seinen eigenen Weg im Leben geht.
Natürlich kenne ich das. Immer dann, wenn man sich an anderen Menschen orientiert, an der breiten Masse und nicht auf das eigene Ich schaut, passiert das. Wobei das natürlich nicht richtig ist, man muss das aber auch erst lernen. Es bringt ja nichts, wenn man es immer allen anderen Menschen recht machen will und der breiten Masse entsprechen will. Letztendlich schädigt man sich damit nur selber, weil man aufhört auf die eigene Stimme zu hören.
Gerade bei der Geburt meines ersten Kindes hatte ich solche Gedanken. Ich wollte von Anfang an lieber einen Kaiserschnitt haben, keine Hebamme haben, wobei ich mich dann zumindest bei einer angemeldet hatte, die ich dann aber nicht mehr nutzen wollte und abgesagt habe kurze Zeit später. Dann konnten meine Kinder nicht an der Brust trinken und ich musste meine Milch abpumpen. Das alles war ja nicht der Norm entsprechend und deswegen kamen auch bei mir solche Gedanken auf.
Irgendwann um die Pubertät herum hatte ich auch das Gefühl, rundherum defekt und verbaut zu sein, weil ich gefühlt nicht so war wie alle anderen. Dabei handelt es sich meines Erachtens um eine ganz normale Phase in einem Lebensalter der hormonellen Umschwünge und zerebralen Neukalibrierung in Kombination mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik.
Es ist jedoch empfehlenswert, von der Persönlichkeitsentwicklung her nicht in jugendlichen Dramen und Hormonsumpf steckenzubleiben. Wenn bei allen Leuten, die die gesellschaftlichen Ideale, Zwänge und Vorgaben nicht zu 100 Prozent erfüllen, etwas "nicht stimmt", bin ich ja in der besten Gesellschaft.
Was wiederum auch nicht heißt, dass ich mich für eine ganz besonders einzigartige Schneeflocke halte. Auch das wird auf Dauer anstrengend. Am wohlsten fühle ich mich von meinem Selbstbild her in der Mitte zwischen "soziale Vollkatastrophe" und "unverstandenes Genie". Dass andere Leute schon mal Milch abpumpen mussten, hat wiederum keinen Einfluss auf mein Selbstwertgefühl.
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