Wenn Erziehungsstile in der Familie miteinander kollidieren

vom 09.04.2023, 13:49 Uhr

Mein Mann und ich wenden den gleichen Erziehungsstil an. Es kann schon sein, dass er in manchen Dingen nicht ganz so streng ist wie ich und in anderen dann schon, wobei wir uns aber in den wirklich wichtigen Dingen zum Glück einig sind. Mir ist das auch absolut wichtig und glaube, dass es enormes Konfliktpotenzial gibt, wenn das nicht der Fall ist.

Die Eltern meines Mannes wünschen sich aber beispielsweise eine vollkommen andere Erziehung ihres Enkels und wollen nicht, dass er bedürfnisorientiert erzogen wird, sondern stattdessen lieber die strenge Linie fahren und vollkommen autoritär erziehen. Da sie uns unbedingt um jeden Preis von ihren Ansichten überzeugen wollten und auch keine anderen zulassen, gibt es mittlerweile kaum noch Kontakt. Habt ihr das innerhalb der Familie auch so, dass verschiedene Erziehungsstile miteinander kollidieren? Wann seht ihr das als Problem an?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei uns prallen auch manchmal Welten aufeinander, wenn wir bei den Eltern oder Schwiegereltern sind. Gerade meine Schwiegereltern sind da schon so, dass sie ihre Linie fahren wollen. Meine Eltern sind nach etlichen Enkelkindern nun der Meinung, dass da jeder erzieherisch seinen Weg gehen soll und ordnen sich im Zweifelsfall dann eher uns als Eltern unter, was ich auch gut so finde, da ich dennoch jederzeit fragend zu ihnen kommen kann.

Bei meinen Schwiegereltern braucht es dann manchmal ein klares Nein unsererseits und Erklärungen, warum, aber dann setzten wir uns da durch. Die Kinder haben auch ziemlich schnell verstanden, dass gewisse Dinge die Oma und Opa okay finden bei uns zu Hause gar nicht gehen. Ich sage es mal so, die Hausregeln machen sie und die Erziehungsregeln wir.

Bei uns darf drinnen beispielsweise nicht mit dem Ball gespielt werden, meine Schwiegereltern sehen das eher locker. Das dürfen meine Beiden dann unter der Voraussetzung dass da nichts kaputt geht und es zu Hause anders läuft. Das können die Kinder aber auch ganz gut unterscheiden. Man muss da eben irgendwie seinen Weg finden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mein Partner ist im Vergleich zu mir schon immer lieber die ganz strenge Erziehungsschiene gefahren. Oft wurden von ihm Strafen ausgesprochen, die keinerlei Bezug zum begangenen "Vergehen" hatten. Ab dem Zeitpunkt als unsere Tochter ein Handy hatte, war eigentlich so gut wie jede Strafe mit einem Handyentzug versehen. Leider war ich nicht immer einverstanden mit seinen Erziehungsmethoden und es gab oft großes Diskussionspotential.

Manches Mal hatte ich auch vor Aussprache der Strafe gar keine Mitwirkungsmöglichkeit mehr und so wurde die Strafe dann im Nachhinein noch einmal gegenüber unserer Tochter entschärft, was eigentlich ja auch nicht Sinn einer gemeinsamen Erziehung ist. Grundsätzlich haben wir dann irgendwann die Regel aufgestellt, dass wir uns vor der Verhängung von Strafen erstmal absprechen, aber zu hundert Prozent hat das auch nicht immer funktioniert.

Was allerdings grundsätzliche "Haushalts"- und Verhaltensregeln anging waren wir uns im Grundsatz schon einig. Ball gespielt oder auf dem Sofa rumgehupft durfte z.B. bei uns in der Wohnung nie werden. Und auch was z.B. Medienzeiten und Süßigkeitenkonsum anging, waren wir uns da immer einig.

Mit meinen Eltern hatten wir in Erziehungsfragen nie ein Problem. Sie haben unsere Erziehungsmethoden akzeptiert und sich da nie eingemischt. Wenn ich einen Rat gebraucht habe, habe ich den aber dann schon auch bekommen.

Bei den Eltern meines Partners hatten wir grundsätzlich immer viel Abstand, weil sie einfach weit weg wohnen. Seine Mutter hat uns aber trotzdem auch immer wieder telefonisch versucht alle möglichen Tipps zu geben, z.B. das Kind einfach schreien zu lassen bis es einschläft, Kaba in die Milchflasche zu geben dass es schneller trinkt usw.

Wir haben einfach immer gesagt, wir finden unseren Weg schon. Kontrollieren konnte sie es ja Gott sei Dank nicht, sodass da das Konfliktpotential auch sehr gering blieb. Wenn ich mal keine Lust auf belehrende Ratschläge hatte, dann bin ich halt auch einfach mal nicht ans Telefon gegangen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mein Vater selig hätte einiges zum Thema Erziehung meiner Nichten zu sagen gehabt, aber da er ein intelligenter Mensch war, waren nur einige wenige handfeste Streitigkeiten nötig, um ihn eines Besseren zu belehren. Letzten Endes bestimmen die leiblichen Eltern, wie sie ihre Kinder erziehen, und der Rest der Welt kann gerne so lange den Wetterbericht studieren oder in eine Papiertüte atmen oder was auch immer.

Meine Schwester war da recht konsequent, weswegen es keine kollidierenden Erziehungsstile gab oder bis heute gibt. Mama und Papa bestimmen, Opa, Oma, Onkel, Tante und der Rest der Bagage richten sich danach oder verbringen Weihnachten in ihren eigenen vier Wänden. Es wäre auch für alle Beteiligten in meiner Familie absolut kein Spaß, den eher paramilitärischen Erziehungsstil der Nachkriegsgeneration fortzusetzen, den die aktuelle Elterngeneration gerade in ausgedehnten Therapiesitzungen beginnt zu verarbeiten. Wieso die Kinder verkorksen, damit die Großeltern vielleicht etwas weniger zu meckern haben?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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