Sollten Krankenhäuser mehr in Essensqualität investieren?

vom 08.03.2020, 15:19 Uhr

Wie in einem Beitrag des ARD-Mittagsmagazins Schlechtes Krankenhausessen gezeigt, investieren die Krankenhäuser zu wenig in die Krankenhausküchen und das angebotene Essen.

Krankenhäuser geben seit Jahren zu wenig Geld für gute Verpflegung aus. Eine aktuelle Studie zum Thema Patientenverpflegung aus dem Jahr 2019, ergabt, dass seit 2005 die realen Kosten pro Patient und Tag um neun Prozent gesunken sind - schon inflationsbereinigt. 2018 stand dem Krankenhaus für einen Patienten ein Tagesbudget von 3,84 € zur Verfügung, 2005 waren es noch 4,45 €. Die Preise für Lebensmittel sind in den Jahren jedoch gestiegen.

Zudem sind viele Krankenhausküchen nicht gut ausgestattet und oft schon bis zu 30 Jahre alt und gerade mal ein Drittel der Krankenhäuser plant in die Renovierung zu investieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat einen Qualitätsstandard entwickelt und bietet dafür auch ein Zertifikat an, dieses ist jedoch nicht verpflichtend. Bisher haben gerade einmal 4 % von 2000 Krankenhäusern dies in Anspruch genommen.

Eine Stichprobe vom ARD Mittagsmagazin in Berliner Krankenhäusern hat ergeben, dass das Essen oft viel zu salzig und nicht nährstoffreich genug ist.

Sollten Krankenhäuser eurer Meinung nach mehr Geld in die Verpflegung und Essensqualität investieren? Sollte die Zertifizierung ggf. sogar Pflicht werden? Welche Erfahrungen habt ihr mit Krankenhausessen gemacht?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Zu salzig? Das wundert mich jetzt echt. Hier in der Klinik war der Ansturm auf die Box mit den Salz und Pfeffertütchen im Aufenthaltsraum immer groß nachdem das Essen ausgegeben worden war. Eine Mitpatientin hatte sogar ihren eigenen Salzstreuer dabei.

Ich kenne eigentlich keine Art von Massenverpflegung, die nicht von irgendwem kritisiert wird. Egal ob Mensa, Kantine oder Flugzeugessen. Da muss man auf jeden Fall realistisch sein und in Betracht ziehen, dass man es nie allen Recht machen kann und, dass gewisse Sachen einfach nicht möglich sind. Pommes sind zum Beispiel so ein Fall. Die konnte man bei uns in der Uni-Mensa nur dann nehmen wenn man gesehen hat, dass der Behälter gerade frisch aufgefüllt worden war.

Aber man könnte in den Krankenhäusern sicher einiges verbessern indem man einfach ein bisschen mehr Geld für das Essen ausgeben würde. Frisches Obst statt süßem Joghurt als Nachtisch wäre zum Beispiel ohne zusätzlichen Aufwand möglich oder Rohkost und Salat zusätzlich zum Abendessen.

Mehr Aufwand würde es natürlich bedeuten wenn man das Essen individuell für den Patienten zusammen stellen würde anstatt nur drei Standardoptionen anzubieten. Und es wundert mich ehrlich gesagt, dass da überhaupt nichts zu passieren scheint. Man weiß doch inzwischen, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf die Gesundheit haben kann. Und man würde doch viel mehr sparen wenn man Patienten früher entlassen könnte, selbst wenn es im Durchschnitt nur ein halber Tag oder so wäre.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe recht viel Erfahrung mit Kliniksessen gemacht und auch verschiedene Systeme kennengelernt. Von der Personalkantine über ein Buffetangebot für Frühstück und Abendbrot bis hin zum Tablettessen habe ich alles ausprobiert und dabei sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. Zusammenfassend kann man sicherlich festhalten, dass Qualität, Abwechslung und Zubereitung von Haus zu Haus stark schwanken können und man somit sowieso keine allgemeinen Pauschalaussagen machen kann, aber generell ist das Krankenhausessen zweifellos optimierbar.

Das große Problem, das Verbesserungen im Weg steht, ist die Kosten-Nutzen-Relation. Ein Klinikum muss eine Unmenge an Leuten versorgen, flexibel und vor allem schnell auf Belegungsschwankungen reagieren und noch dazu unterschiedliche Sonderbedürfnisse wie Laktoseintoleranz, Vegetarismus oder Schonkost bedienen können - und das mit einem minimalen Budget. Das ist eine echte finanzielle und logistische Herausforderung.

In einem Restaurant mit einer maximalen Kapazität von 50 Gästen, die noch dazu gewillt sind, gutes Geld zu zahlen, kann man ja frische regionale Ware und eine individuelle Auswahl zur Verfügung stellen, aber um das in einem Krankenhaus zu realisieren, müsste man entweder die Zahl der Betten drastisch reduzieren oder die Geldmittel stark anheben. Letzteres sehe ich fast nur umsetzbar, wenn man das Kliniksessen als Selbstzahlerleistung dem Patienten in Rechnung stellt. Das kann man aber kaum verlangen, denn langfristig vollstationär behandlungsbedürftigen Menschen muss man zumindest ihre Grundbedürfnisse ohne Zuzahlung erfüllen.

Denkbar wären parallele Systeme aus kostengünstiger Basisversorgung und optionaler Aufwertung der Verpflegung gegen einen gewissen Obolus, aber das wird irgendwann auch unübersichtlich und übermäßig kompliziert. Somit bliebe nur die Hoffnung auf einen spendablen Geldgeber, dem die Qualität des Essens in seinem Haus wichtig genug ist, um die Strukturen grundlegend zu ändern.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Das Problem ist eben, dass es sich im Krankenhaus immer rechnen muss und man sehr viele Essen braucht. Man könnte sicherlich regionale Anbieter suchen und das irgendwie versuchen zu stemmen, aber ich stelle mir das sehr teuer vor. Nachwürzen kann man ja immer und da sehe ich nicht so das Problem, zumal für viele Kranke das Essen auch eher salzarm sein muss.

Es wäre sinnvoll, wenn man da mehr Budget hätte um besseres Essen anbieten zu können, aber letztendlich sind andere Dinge ja wohl wichtiger als ob das Essen im Krankenhaus schmeckt, man wird ja versorgt und verhungert nicht. Ich fand das Essen bei uns im Krankenhaus super. Es war ausgewogen, man hatte Auswahl und nachwürzen hätte man auch können, wenn man gewollt hätte, ich fand es so aber vollkommen okay.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es ist traurig zu hören, dass Krankenhäuser immer weniger Geld in die Verpflegung ihrer Patienten investieren. Gerade in einer Zeit, in der eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung einen großen Einfluss auf den Genesungsprozess hat, sollte die Qualität des Essens in Krankenhäusern von höchster Priorität sein.

Ich denke, dass Krankenhäuser auf jeden Fall mehr Geld in die Verpflegung und Essensqualität investieren sollten. Es ist wichtig, dass die Patienten während ihres Aufenthalts eine ausgewogene Ernährung erhalten, um ihre Gesundheit zu unterstützen und ihnen bei der Genesung zu helfen. Es sollte auch eine größere Vielfalt an Gerichten und Speisen geben, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben der Patienten gerecht zu werden.

Ich bin der Meinung, dass die Zertifizierung der DGE verpflichtend sein sollte. Es ist wichtig, dass die Krankenhäuser bestimmte Qualitätsstandards erfüllen, um sicherzustellen, dass die Patienten eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung erhalten. Die Zertifizierung sollte jedoch auch regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Krankenhäuser weiterhin hohe Qualitätsstandards erfüllen.

Ich habe in der Vergangenheit sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen mit dem Krankenhausessen gemacht. In einigen Krankenhäusern war das Essen in Ordnung, aber in anderen war es ungenießbar. Es ist frustrierend, wenn man als Patient keine andere Wahl hat als das Essen im Krankenhaus zu essen, und es dann von schlechter Qualität ist. Eine Verbesserung der Essensqualität im Krankenhaus würde dazu beitragen, den Aufenthalt angenehmer und unterstützender zu gestalten.

Letztendlich denke ich, dass eine Investition in die Essensqualität im Krankenhaus nicht nur dazu beitragen würde, die Genesung der Patienten zu unterstützen, sondern auch dazu beitragen würde, das Ansehen und die Reputation des Krankenhauses insgesamt zu verbessern.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mein Partner war ja vor zwei Jahren wegen eines schweren Corona Verlaufs wochenlang in Intensiv- und Reha Stationen gewesen. Und obwohl es während der Reha Phase eigentlich darum gegangen wäre, ihm einen guten und effektiven Muskelwiederaufbau und Nervenregeneration zu ermöglichen, wäre das servierte Essen eher für ein Diätprogramm geeignet gewesen. Es wirkte ziemlich karg, billig und auch ungesund (mit vielen industriell hergestellten Komponenten). Wir hatten ihn deswegen mit gutem, abwechslungsreichen Essen beliefert, das wir damals wegen der Corona Vorschriften nur an der Pforte abgeben durften. Aber ohne unsere regelmäßigen Essenslieferungen hätte die Regeneration wohl deutlich länger gedauert.

Ich persönlich fand es unverständlich, dass man sich zwar um die medizinische und medikamentöse Versorgung des Patienten kümmert, nicht aber um die Ernährung, bzw. die Ernährung nicht als Teil der gesundheitsfördernden Maßnahmen begreift.

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» lascar » Beiträge: 4460 » Talkpoints: 788,86 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Lascar, das mit dem unpassenden Essen scheint ziemlich normal zu sein und betrifft neben Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen auch Seniorenheime. Bei einem Dekubitus steigt beispielsweise der Proteinbedarf deutlich. Er kann sich mehr als verdoppeln. Ich kenne in allen genannten Bereichen von über 30 Häusern nur eines, das das berücksichtigt.

Ich habe eine Milcheiweiß- und Hühnereiweißallergie. Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt gab es Brot, Schinken und Instant-Gemüsebrühe morgens und abends und Schweinefleisch und Kartoffeln oder Reis mittags. Und dafür wurde eine Diplom-Oecotrophologin bemüht. Es waren zwei wundervolle Wochen. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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