Welche Stragegien gibt es, sich in Andere hineinzuversetzen?

vom 11.03.2021, 10:54 Uhr

Menschen sind in der Gesellschaft darauf angewiesen, verstanden zu werden. Doch nicht immer schweben die einen auf derselben Wellenlänge der anderen. Dadurch entstehen Missverständnisse und daraus wiederum Konflikte. Um das zu vermeiden, müssen Menschen immer wieder versuchen, sich in den Gegenüber hineinzuversetzen. Damit das gelingt, braucht es Strategien.

Wie versucht ihr euch in den Gegenüber und seine Lage hineinzuversetzen, arbeitet ihr mit Vergleiche und Szenarien, wie ihr euch verhalten würdet, wenn ihr in der Lage des Anderen wärt? Oder versucht ihr mit dem Gegenüber mitzufühlen, euch auf dieselbe emotionale Ebene zu begeben, ohne einen Bezug zum eigenen Leben herzustellen?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Zuerst steht immer das Interesse an einen Menschen und dessen Befindlichkeiten. Wenn keine Empathie aufgebaut werden kann und die Person keinen Bezug zum Hineinversetzer hat, dann hilft auch kein Willen mehr, sich in die Andere hineinzuversetzen. Durch gezielte Fragestellungen und das Aufgreifen des Gesagten vom Gegenüber signalisiert der Zuhörer nicht nur Interesse, sondern auch die Fähigkeit das zu Verarbeiten, was der Andere sagt oder aussagen will. Die eigene Lebenserfahrung des Zuhörers spielt hierbei auch eine sehr wichtige Rolle.

» Excelsior » Beiträge: 513 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich versuche dann immer von oben auf die Situation zu betrachten. Oft ist es einfach so, dass man selber zu emotional ist und es gar nicht mehr logisch betrachten zu können. Man sollte natürlich Fragen stellen und zuhören, aber nicht jeder Mensch redet auch offen darüber, was er denkt und empfindet, also muss man das vielleicht auch mal versuchen sich vorzustellen wie man selber das sehen würde, wenn es einen betrifft. Aus der eigenen Sicht erklären sich manche Sachen vielleicht eher. Das ist wohl eher Übungssache.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, das ist auch eine Sache, die ein bisschen Übung erfordert und die man am besten vorgelebt kriegt von seinen Eltern oder in meinem Fall von meiner Oma. Sie hat mir schon als kleines Kind beigebracht, dass man sich in andere hineinversetzen kann, um seine Lage zu verstehen, um herauszufinden, womit man ihm eine Freude machen kann usw.

Es fing einfach damit an, dass ich meine Sachen rechtzeitig zusammenräumen musste, bevor meine Mutter mich abgeholt hat. Das Argument meiner Oma war, dass das ja sonst meine Mutter machen müsste. Oder wenn es darum ging, für den Opa etwas Schönes zu kochen, musste ich überlegen, was er denn gerne isst.

Vielleicht war es diese Art von Erziehung, die dann auch dazu geführt hat, dass ich relativ leicht Dinge registriere, die anderen vielleicht kaum auffallen. Das hilft dann auch wieder dabei, sich in andere hineinzuversetzen. Wir haben etwa eine Blindenschule neben einigen Discountern, in denen wir öfter einkaufen.

Wenn andere Leute sehen, wie die Blinden mit ihren Stöcken teilweise noch recht unbeholfen herumlaufen, bleiben sie oft stehen und wollen Platz machen. Doch wenn man sich in den Blinden versucht hineinzuversetzen, ist das nicht unbedingt der beste Weg, um ihm zu helfen. Dann hört er mich ja nicht mehr und weiß nicht, wo ich stehe. Außerdem muss er ja gerade lernen, sich auch im normalen Verkehr zurecht zu finden. Und dass ich auf ihn warte, macht es auch nicht leichter.

Also gehe ich normal weiter und nehme nur meinen Hund an die kurze Leine, damit er ihm nicht vor die Füße rennt. Dazu rede ich dann auch noch mit meinem Hund, damit der andere weiß, da ist auch ein Hund und ich passe auf den Hund auf, dass nichts passiert. Als wir uns später mal mit einem der Lehrer unterhalten haben, hat er uns bestätigt, dass das eigentlich genau richtig ist. Indem ich weitergehe, setze ich den Blinden auch nicht unter Druck, dass er jetzt irgendwie da um mich herum gehen muss und ich auf ihn warte, weil ich vorbei will.

Im Endeffekt versuche ich, die Eigenheiten des anderen möglichst gut wahrzunehmen und versetze mich dann in seine Lage. Bei einem Blinden mag es recht einfach erscheinen. Aber man muss dann ja auch noch erfassen, dass er nur auf das Hören angewiesen ist. Und dazu kommt noch, welches Gefühl es in einem selbst auslöst, wenn jemand auf mich wartet und ich einfach nicht so schnell bin, nicht so schnell kann. Oder was ist, wenn da ein Geräusch ist, das ich nicht einordnen kann.

Ich denke also, es ist nicht unbedingt eine Strategie, die einem da helfen kann, sondern man muss erst einmal die Eigenheiten des anderen wahrnehmen. Wenn es sich etwa um eine recht kleine Person handelt, nimmt sie die Welt ganz anders wahr als eine recht große Person. Diese Besonderheit muss man dann auf sich selbst projizieren. Wie würde ich die Welt sehen, wenn ich z.B. zwanzig Zentimeter kleiner wäre?

Zu der geschärften Wahrnehmung gehört dann aber meiner Meinung nach auch noch eine gehörige Portion an Lebenserfahrung und Wissen dazu. Vielleicht hilft auch schon, die Probleme anderer wahr zu nehmen. Ich muss mich also nicht etwa auf die Knie stellen, um zu merken, dass ich in der Größe an Vieles nicht herankomme oder auch gar nicht erst sehe.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Für mich gehört es ganz normal zum Alltagsleben dazu, dass ich mich in die Lage anderer versetze. Manche Menschen können das von Natur aus nicht, aber die sind selten. Andere haben es schlicht nicht nötig, und denen geht man am besten aus dem Weg. Aber im Großen und Ganzen brauche ich dafür keine "Strategie". Schließlich sind wir alle Artgenossen und die meisten Situationen, in denen man sich im Alltag so wiederfinden kann, lassen sich problemlos auf andere übertragen.

Wichtig ist eben, auch mal innezuhalten und nachzudenken und auch mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Aber als "Strategie" würde ich das nicht ansehen, sondern eher als ganz elementare Herangehensweise, wenn man mit anderen gut auskommen will. Wer das nicht möchte, kann ja machen, was er will, und die meisten Leute erkennen falsche Empathie und geheucheltes Mitgefühl sowieso 10 Meter gegen den Wind.

Und selbst bei Extremsituationen kann ich mir ja immer noch denken: "Diese Person hat etwas ganz Furchtbares durchgemacht, die möchte vielleicht jetzt nicht unbedingt von mir hören, dass sie sich zusammenreißen soll, oder dass ich sie voll verstehen kann, weil mein Hamster letzte Woche gestorben ist."

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es ist für mich sehr wichtig, mich in andere Menschen hineinzuversetzen, um ihre Perspektive und ihr Denken besser zu verstehen. Ich versuche oft, mich in deren Lage zu versetzen und mich in ihre Gefühle und Gedanken hineinzufühlen. Dabei versuche ich, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich in ihrer Situation wäre.

Eine Strategie, die ich oft verwende, ist die Verwendung von Vergleichen und Szenarien. Ich stelle mir vor, wie ich mich fühlen würde, wenn ich in einer ähnlichen Situation wäre wie mein Gegenüber. Dadurch kann ich besser verstehen, welche Emotionen und Gedanken sie haben könnten. Auch versuche ich, ähnliche Erfahrungen aus meinem eigenen Leben zu nutzen, um eine Verbindung zu schaffen und eine gemeinsame Ebene zu finden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, um sich in den Gegenüber hineinzuversetzen, ist Zuhören. Ich versuche, aktiv zuzuhören und auf die Bedürfnisse und Wünsche meines Gegenübers einzugehen. Dabei versuche ich, mich in seine Lage zu versetzen und seine Perspektive zu verstehen, bevor ich meine eigene Meinung äußere.

Insgesamt ist es für mich wichtig, offen und empathisch zu sein und aktiv zuzuhören, um eine Verbindung zum Gegenüber aufzubauen und eine gemeinsame Lösung für eventuelle Konflikte zu finden. Durch das Verstehen und Respektieren der Perspektive des anderen kann eine positive und produktive Interaktion entstehen, die beiden Seiten zugutekommt.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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