Schlimme Nachrichten im Fernsehen verfolgen oder nicht?
Mir ist während der ganzen Coronasituation vermehrt aufgefallen, dass ich gewisse Dinge einfach nicht mehr sehen möchte, mir nicht ansehen kann ohne das sie mich nachhaltig belasten und so habe ich mir eine Zeit lang Nachrichten gespart und dann eben nicht verfolgt, weil ich es einfach nicht mehr konnte. Ich wollte keine Katastrophen mehr sehen und auch wenn das natürlich Quatsch ist, weil es ja dennoch passiert, tat mir das persönlich gut. Wie geht es euch? Könnt ihr Nachrichten und schlimme Katastrophen aushalten und wollt ihr darüber informiert werden oder reicht es euch auch irgendwann?
Was heißt "verfolgen"? Stundenlange einen Nachrichtensender anschauen und sich praktisch live und in Farbe die steigenden Zahlen der Hochwassertoten geben oder Abends die Tagesschau anschauen?
Meiner Erfahrung nach bedeutet mehr Konsum von Nachrichten nicht unbedingt, dass man dann im Endeffekt auch besser informiert ist. Die Nachrichtensender haben ja nicht mehr Material als die Tagesschau aber wesentlich mehr Sendezeit. Und die muss dann halt irgendwie gefüllt werden, also gibt es viele Wiederholungen und viel banales Zeug.
Wenn ich nicht unterwegs bin oder Gäste habe schaue ich schon, dass ich Abends eine Nachrichtensendung erwische, aber mehr brauche ich nicht. Alles Wichtige des Tages wird in diesen Sendungen eh zusammengefasst, ich habe nicht das Gefühl irgendwas zu verpassen.
Ich möchte schon halbwegs seriös darüber informiert werden, was in der Welt gerade vor sich geht. Und "schlimme Nachrichten" verkaufen sich nun mal besser, weswegen Krisen und Katastrophen in den Medien entsprechend Sendezeit oder Platz eingeräumt wird. Gerade sich schnell entwickelnde Problemlagen wie Naturkatastrophen bieten sich für eine laufend aktualisierte Berichterstattung an.
Allerdings komme ich mir schnell eher sensationsgeil und leichenfledderig vor, wenn ich quasi live zusammengeschusterte Berichte wie etwa zur letzten Flutkatastrophe geliefert bekomme und den Opferzahlen beim Steigen zuschauen darf. Auch finde ich es geschmacklos, wenn Menschen, die gerade etwas Traumatisches erlebt haben, das Mikrofon unter die Nase gehalten bekommen, damit Frau Gerbera warm und trocken im Sessel wohlig schaudern kann. Allein deswegen sind mir Zusammenfassungen, wenn sich der Staub etwas gelegt hat, lieber.
Ich bin auch ein Mensch, der nach solchen Nachrichten schnell in eine gedrückte Stimmung verfällt. Ich bin allgemein für schlechte Stimmungen und Nachrichten sehr empfänglich, auch bei Auseinandersetzungen mache ich mir dann oft noch tagelang Gedanken und Sorgen um die Personen, die davon betroffen waren.
Mir selbst bringt es also nichts, wenn ich mir tagelang die gleichen Sachen anschaue, die meine Stimmung immer mehr runter ziehen, weil ich mir den ganzen Tag Gedanken darüber mache. Jedoch kann man dem Thema in den meisten Fällen auch nicht wirklich entfliehen - fast immer ist sind dann alle sozialen Netzwerke voll davon und man kommt quasi nicht mehr drumherum täglich damit konfrontiert zu werden. Wenn ich schon sehe, dass ein Beitrag in die Richtung geht, dann scrolle ist meist ganz schnell weiter oder lasse solche Beiträge von Facebook und Co verbergen - so kriegt man immerhin nicht die volle Ladung um die Ohren geschleudert.
Sicher finde ich es wichtig, dass man sich auch über die schlimmen und wichtigen Themen informiert, die in der Welt vor sich gehen, aber ich denke, dass es reicht, wenn man die grundlegenden Informationen hat, um dann eventuell auch zu handeln und zu helfen, aber wenn man merkt, dass es einem nicht gut tut, dann muss man sich nicht den ganzen Tag mit solchen Themen befassen. Die eigene Gesundheit steht hierbei immer noch an erster Stelle.
Es geht mir ähnlich wie dir. Ich merke, dass ich seit Beginn der Coronapandemie und all den anderen Katastrophen, die sich in den letzten Jahren ereignet haben, immer wieder an meine emotionalen Grenzen stoße. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, ständig von schlimmen Ereignissen zu hören und zu sehen. Es belastet mich ungemein und raubt mir oft die Energie, die ich brauche, um meinen Alltag zu bewältigen.
Deshalb habe ich auch versucht, mich zeitweise von den Nachrichten fernzuhalten und nur das Nötigste mitzubekommen. Es ist mir wichtig, über das Geschehen in der Welt informiert zu sein, aber ich muss auch auf meine eigene psychische Gesundheit achten. Ich denke, dass es vielen Menschen ähnlich geht und es absolut in Ordnung ist, wenn man sich selbst schützt, indem man sich von zu vielen negativen Nachrichten abschirmt.
Allerdings denke ich auch, dass es wichtig ist, nicht komplett die Augen vor der Realität zu verschließen. Es gibt Dinge, die wir als Gesellschaft nicht ignorieren sollten und über die wir uns auch informieren müssen, um Veränderungen herbeizuführen. Aber jeder muss da für sich selbst entscheiden, wie viel er aushalten kann und wann es zu viel wird.
Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, eine gesunde Balance zu finden zwischen Informationsaufnahme und Selbstschutz. Und wenn es einem wirklich zu viel wird, sollte man sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen, sei es durch Gespräche mit Freunden oder professionelle Unterstützung.
Schlechte Nachrichten kann ich nur bis zu einem gewissen Grad verfolgen. Wenn sich schlechte Nachrichten ständig und pausenlos wiederholen, belasten sie mich auch sehr und ich nehme einen gesunden Abstand zu solchen Informationen. Natürlich möchte man halbwegs informiert sein, aber ich bin auch dafür verantwortlich, dass meine Stimmung halbwegs okay ist und ich weiterhin meinen Alltag bestreiten kann, ohne von schlechten Gedanken abgelenkt zu werden.
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