Woanders arbeiten und dafür das Privatleben leiden lassen?

vom 15.08.2021, 18:54 Uhr

Ich habe eine ganze Zeit, fast ein Jahr in verschiedenen Firmen, in der Zeitarbeit gearbeitet und bin dabei deutschlandweit gefahren. Ich habe immer in verschiedenen Krankenhäusern und verschiedenen Fachrichtungen gearbeitet, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich konnte mich dadurch noch sehr viel weiterbilden und mir viele Fachrichtungen anschauen, in die ich während der Ausbildung nur einen kurzen oder gar keinen Einblick erhalten habe. Das hat mich zum Beispiel darin bestärkt, dass ich mich im intensivmedizinischen Bereich und dann vor allem im Nachtdienst am wohlsten fühle.

Jedoch muss ich sagen, dass mein Privatleben in der Zeit sehr darunter gelitten hat. Ich konnte mich nicht so sehr um unseren Hund kümmern wie ich wollte und auch nicht um mein Pony. Sicherlich waren beide Tiere immer gut umsorgt, von meinem Partner oder der Reitbeteiligung, aber das war es mir irgendwann nicht mehr wert. Das sehr gute Gehalt war nicht zu verachten und ich hätte es gerne aufgrund dessen noch ein wenig länger durchgezogen um etwas Geld zu sparen, aber musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Jetzt kann ich sagen, dass ich nie wieder woanders arbeiten würde, wenn mein Privatleben so sehr darunter leidet wie in der letzten Zeit.

Wie sieht es bei euch aus? Wie würdet ihr Arbeit und Privatleben voneinander abhängig machen - wäre euch eine gute Arbeit wichtiger als ein schönes Privatleben? Was hat bei euch mehr Priorität? Würdet ihr woanders arbeiten und weit pendeln, wenn das Privatleben darunter leidet, aber die Arbeit viel mehr Spaß macht?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde dass man nicht für die Arbeit lebt, sondern sich mit der Arbeit eine schöne Freizeit finanzieren kann. Man sollte also einen Mittelweg finden. Es gibt durchaus Menschen, die das nicht stört, wenn sie die Woche über woanders arbeiten und leben und die sich dann mit der Familie am Wochenende treffen, aber so bin ich auch nicht. Mein Schwiegervater beispielsweise arbeitet schon immer in Montage und kommt immer nur am Wochenende nach Hause. Er mag das und braucht das auch, aber für mich wäre das nichts.

Ich finde man muss es so gestalten, wie es einem auch seelisch gut tut. Ich brauche Nähe, möchte meine Lieben möglichst um mich herum haben und bin deswegen froh von zu Hause aus arbeiten zu können und da einen passenden Job für mich gefunden zu haben. Ich würde mein Privatleben nie unter meiner Arbeit leiden lassen wollen, da man ja nur das eine Leben hat und das möglichst positiv gestalten sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


"Seelisch gut tun" schön und gut, aber was machst du, wenn du die Kohle brauchst? So ein Pony lebt nicht von Luft und Liebe, und manche Leute müssen tatsächlich Geld verdienen für Miete, Essen und ein Minimum an gesellschaftlicher Teilhabe. Ich wundere mich immer wieder, wieso das für so viele ein so völlig abstraktes Konzept zu sein scheint.

Ein Großteil der "normalen" Bevölkerung ist mehr oder weniger gezwungen, sein Privatleben dem Broterwerb unterzuordnen. Ich kann nicht verstehen, wie man so tun kann, als sei die klassische Erwerbsarbeit nur eine Möglichkeit unter vielen, seine Zeit auszufüllen, natürlich neben bzw. nach Familie, Kindern, Freunden, Hobbys, Pony, Urlaub und man darf auch die "Self Care" nicht vernachlässigen. Also eigentlich optional, und wieviel Zeit man dafür hergibt, kann man sich auch lässig frei einteilen. Die Realität sieht leider ganz anders aus.

Ich selber hätte auch gerne mehr "Privatleben", da der leidige Vollzeitjob doch ziemlich viel Zeit frisst. Aber ich möchte eben nicht nur in einer winzigen, ältlichen Wohnung sitzen und mir als Freizeitbeschäftigung mal einen Kinobesuch vom Mund absparen, sondern auch ein bisschen was unternehmen und erleben. Ich versuche also wie viele DurchschnittsverdienerInnen ohne geldigen Hintergrund mehr oder weniger erfolgreich, Arbeit und Privatleben zu vereinbaren. Aber ich wäre schon reichlich verdutzt, wenn man mir mehr oder weniger vorwerfen würde, mein Privatleben "leiden zu lassen", weil ich eben auf Broterwerb angewiesen bin und niemandem auf der Tasche liegen will, geschweige denn kann.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Du bist nun in einem Beruf tätig, der gefragt ist und in dem man wahrscheinlich so ziemlich überall einen Job bekommen kann, aber das trifft auf viele Leute einfach nicht zu. Oder sie müssten sich fragen, ob sie ihre beruflichen Ambitionen "leiden lassen" wollen für ihr Privatleben.

Ich meine damit gar nicht, dass man eine tolle Karriere opfert oder irgendwas ähnlich dramatisches. Meistens ist das ja viel banaler. Eine Freundin ist Lehrerin und hat in unserer Stadt keine Stelle bekommen, bei der sie alle ihre Fächer unterrichten konnte und dementsprechend wären die angebotenen Stellen natürlich auch keine Vollzeitstellen gewesen. Also arbeitet sie jetzt eben "woanders".

Ich selber habe auch keine Stelle gefunden, die mich beruflich zufrieden stellt, vernünftig bezahlt wird und dafür sorgt, dass ich jede Nacht das Bett mit meinem Partner teilen kann. Natürlich könnte einer von uns einen beruflichen Kompromiss eingehen, aber man verbringt halt verdammt viel Zeit damit zu arbeiten und wie toll ist das Privatleben wohl wenn man nach 8 Stunden verhasstem Job nach Hause kommt? Oder wenn man die meiste Zeit nur zu Hause hockt weil für alles, was Spaß macht, das Geld fehlt?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke, dass Arbeit und Privatleben in einem gewissen Gleichgewicht zueinander stehen sollten. Natürlich ist es wichtig, dass man eine Arbeit hat, die einem Spaß macht und in der man sich weiterbilden und entwickeln kann, aber gleichzeitig sollte man auch genügend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys haben. Wenn das Privatleben zu kurz kommt, kann das auf Dauer zu Unzufriedenheit führen und sich auch auf die Arbeit auswirken.

Ich persönlich würde es nicht in Kauf nehmen, dass mein Privatleben stark darunter leidet, um eine tolle Arbeit zu haben. Ich denke, dass es wichtig ist, eine Balance zu finden, die für einen selbst stimmt. Man sollte sich fragen, welche Prioritäten man im Leben hat und danach handeln. Wenn einem das Privatleben sehr wichtig ist, dann sollte man auch eine Arbeit suchen, die das ermöglicht.

Allerdings gibt es auch Phasen im Leben, in denen man vielleicht mehr arbeiten muss, um bestimmte Ziele zu erreichen oder um finanzielle Engpässe zu überwinden. In solchen Situationen muss man abwägen, ob man bereit ist, kurzfristig mehr Zeit in die Arbeit zu investieren, um langfristig davon zu profitieren.

Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und wie er Arbeit und Privatleben miteinander vereinbaren möchte. Manchmal muss man Kompromisse eingehen, aber wenn man eine Balance findet, die für einen selbst stimmt, kann man glücklich und zufrieden sein.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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