Die Illusion, sich alles kaufen zu können, was man möchte
Vor allem in der heutigen Zeit von Social Media und co habe ich das Gefühl, dass den Leuten, und vor allem den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, immer mehr vermittelt wird, dass man sich alles kaufen kann, was man möchte. Wenn das Geld nicht reicht, dann werden einem zahlreiche Möglichkeiten geboten, wie man bestimmte Artikel auch in monatlichen Raten abbezahlen kann, auch, wenn diese Raten am Ende zu hoch sind und man sich das Produkt eigentlich gar nicht leisten kann. Jedoch wird einem weiterhin das Bild vermittelt, dass man sich alles kaufen kann, was man haben möchte und man nicht weiter darüber nachdenken muss, ob es denn auch ins Budget passt.
Ich habe in den letzten Jahren gelernt, mehr auf mein Geld aufzupassen und dass man sich eben nicht alles leisten kann und alles kaufen kann, was man haben möchte. Es gibt einfach Dinge im Leben, die ich mir mit meinem Gehalt nicht finanzieren kann und wo die Vernunft dann sieht. Oder es gibt auch Sachen, die ich mir zwar irgendwann leisten kann, aber für die ich eben erst eine Weile sparen muss oder für die ich auf andere Sachen verzichten muss - grade bei der letzten Variante muss ich mir dann überlegen, ob es mir das wirklich wert ist.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch das Gefühl, dass einem in der heutigen Zeit immer mehr vermittelt wird, dass man sich alles kaufen kann, was man haben möchte? Vor allem ohne dass einen jemand darauf aufmerksam macht, dass es sich vielleicht nicht jeder leisten kann und es jedem “ermöglicht” wird dadurch, dass man inzwischen fast alles auf Raten kaufen kann?
Ich teile dieses Gefühl überhaupt nicht. Und es gibt nicht "die Jugendlichen" genauso wenig wie es "die Alten" gibt. Die Jugendlichen, die ich durch meine Kinder kenne und gekannt haben, sind eigentlich sehr vernünftig. Viele von ihnen jobben neben dem Studium oder sogar schon in der Schulzeit, um sich etwas Bestimmtes kaufen zu können und machen keine Schulden.
Sie möchten auch gar nicht so viel haben. Meine Kinder wollten zum Beispiel nie einen Führerschein machen. Sie kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Rad ganz gut zurecht. In meiner Jugend war es eher normal, dass man den Führerschein machte und sich dann sein erstes Auto auf Kredit kaufte.
Aber diesbezüglich gibt es wahrscheinlich einen Unterschied zwischen Stadt und Land. Ich habe meine Kindheit in einer ländlichen Gegend verbracht. Die Jugendlichen, die ich kenne, legen auch keinen großen Wert auf teure Markenklamotten, würden sich auch nie Sneaker kaufen, die sie in Raten zahlen. Aber das ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck aus einem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft.
Für mich hat das auch sehr viel mit dem Elternhaus zu tun, was man da sieht und was man beigebracht bekommt. Ich meine in jungen Jahren kann man sich vielleicht eine gewisse Naivität im Alltag leisten, aber beim Geld tut das dann schnell mal richtig weh. Deswegen ist es doch super, wenn einem Eltern den Umgang mit Geld vermitteln. Ich hatte als Jugendliche wenig Geld zur Verfügung und habe so sicherlich sparen und das Überlegen gelernt, aber ich finde das so auch nicht richtig, denn mit mehr Taschengeld hätte ich anders agieren lernen müssen.
Man kann sich ja auch alles kaufen. So falsch ist das ja nicht. Irgendwie kann man sich alles finanzieren und die Auswahl an Dingen ist groß, dennoch sollte man immer die eigenen Finanzen im Blick haben und auf Pump sollte man nicht kaufen müssen. Fängt man das an, geht es ganz schnell nach unten was die eigenen Finanzen angeht.
Schlimm finde ich aber, dass durch diese ganzen sozialen Netzwerke ein Bild vermittelt wird, dass jeder schön ist, jeder Markensachen hat und so weiter. Ob das dann Fake ist, ein Filter ist oder was auch immer wird ignoriert, man braucht es auch. Das finde ich sehr gefährlich.
Natürlich gibt es Menschen, die sich mit reinen Konsumkrediten überschuldet haben. Und meine Bank schickt immer mal wieder eine Werbung, die mir erzählt, dass ich ganz einfach 5000 Euro bekommen kann und von Rückzahlung und Zinsen ist dann erst auf der Rückseite im Kleingedruckten die Rede.
Aber ein generelles und wachsendes Problem sehe ich eigentlich nicht. In meinem Alter kenne ich nur Leute, die sich für richtig große Sachen und mit einem soliden Finanzplan verschuldet haben und die Leute, die etwas jünger sind, scheinen mir zum großen Teil auch recht vernünftig zu sein. Da werden zum Beispiel Angebote gegoogelt und genau nachgerechnet und verglichen bevor man einen Handyvertrag inklusive Gerät abschließt. Ist oft schließlich teurer als das Gerät ohne Vertrag zu kaufen.
Und vielleicht liegt es nur an meiner Bubble, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Konsum in den sozialen Medien noch so unreflektiert abgefeiert wird wie noch vor ein paar Jahren. Ich habe zum Beispiel seit langem kein Video mehr empfohlen bekommen, in dem ein Mädchen tütenweiße Klamotten aus dem Primarck nach Hause geschleppt hat und dann stolz in die Kamera hält. Dafür wird second Hand eingekauft und altes Zeug geändert.
Ja, ich teile deine Meinung, dass heutzutage immer mehr Menschen dazu verleitet werden, Dinge zu kaufen, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Vor allem Social Media spielt dabei eine große Rolle, denn ständig werden uns Bilder von perfekten, glücklichen Menschen gezeigt, die alles haben, was sie sich wünschen. Dadurch entsteht bei vielen Menschen ein gewisser Druck, mitzuhalten und auch so zu leben wie diese perfekten Instagrammer.
Ich selbst habe auch schon mal in eine Ratenzahlungsfalle getappt, als ich mir ein teures Kleid gekauft habe, das ich mir eigentlich nicht leisten konnte. Ich war so sehr davon überzeugt, dass ich es unbedingt haben musste, dass ich nicht über die Konsequenzen nachgedacht habe. Am Ende musste ich monatelang hohe Raten abzahlen und es hat mich sehr viel Geld gekostet.
Seitdem versuche ich, bewusster mit meinem Geld umzugehen und mich nicht von Werbung und Social Media beeinflussen zu lassen. Ich achte darauf, dass ich nur das kaufe, was ich mir auch wirklich leisten kann und was ich auch wirklich brauche. Natürlich gönne ich mir auch mal etwas Schönes, aber nur, wenn es in mein Budget passt und ich mir sicher bin, dass ich es mir leisten kann.
Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir uns alle bewusst werden, dass wir uns nicht alles leisten können und dass es in Ordnung ist, nicht immer alles haben zu müssen. Es gibt Dinge im Leben, die viel wichtiger sind als materielle Dinge und wir sollten uns darauf konzentrieren, was uns glücklich macht und nicht darauf, was uns von anderen Menschen unterscheidet.
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