Schlechtes Gewissen wenn man Zeit für sich braucht?
Ich war letzte Woche bei meiner Schwägerin zu Besuch. Wir sprachen über alles mögliche und ich wollte von ihr dann auch wissen, wie sie es bei zwei Kindern (3 und 13 Jahre), einem Minijob, Ehemann und Haus, ihre Beziehung zu pflegen und sich selbst nicht zu vernachlässigen. Ich habe da wahnsinnigen Respekt vor, weil das viel Arbeit ist, das sehe ich auch ein.
Meine Schwägerin meinte dann, dass sie sich so gut wie nie Zeit für sich selbst nehmen würde, weil sie dann immer ein schlechtes Gewissen bekommen würde. Sie hätte dann immer das Gefühl, dass sie ihre Kinder oder ihren Mann vernachlässigen würde, die für sie eine sehr hohe Priorität haben.
Ich kann diese Einstellung nur bedingt nachvollziehen, denn eine Auszeit braucht man ab und zu. Nur eine ausgeglichene, glückliche Mutter und Ehefrau wirkt sich positiv auf ihr Umfeld aus. Daher würde ich mir diese Zeit später schon nehmen, wenn ich merke, dass ich Zeit für mich brauche. Das bringt doch nichts, sich aufzuopfern, da brennt man im Extremfall nur aus wie ich finde.
Könnt ihr meine Schwägerin da verstehen? Habt ihr auch ein schlechtes Gewissen, wenn ihr mal Zeit für euch braucht?
Natürlich neigt man als Mutter ein bisschen dazu immer nur für die Kinder da zu sein und dann eben auch keine Zeit für sich zu nehmen. Man bekommt dann eben schneller ein schlechtes Gewissen, aber ich finde das auch nicht weiter schlimm. Da braucht man eben einen Mann an der Seite, der einem auch mal sagt, dass es in Ordnung ist, wenn man sich Zeit für sich selber nimmt.
Ich denke nicht, dass man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man sich mal ein bisschen Zeit für sich nimmt, aber das ist eine Übungssache. Da muss man sich schon am Anfang dazu zwingen sich einfach mal ein bisschen frei zu nehmen.
Ich kann die Situation deiner Schwägerin teilweise nachvollziehen. Mir fällt es auch oft ziemlich schwer, mir Zeit für mich und meine eigenen Bedürfnisse zu nehmen, wenn ich weiß, dass eine andere Person gerade meine Aufmerksamkeit oder Gesellschaft wünscht. Oftmals verzichte ich dann darauf, mich zurückzuziehen, oder kümmere mich zuerst um die anderen als um mich selbst.
Bei mir ist das beispielsweise in Arbeitswochen der Fall, in denen mein Freund und ich gegensätzliche Schichten haben. An solchen Tagen sehen wir uns oft nur wenige Stunden am Tag, bevor einer von uns beiden wieder los muss. Komme ich gerade abends nach einem anstrengenden Tag nach Hause und weiß, dass mein Freund in ein paar Stunden zum Nachtdienst geht, dann hätte ich schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich erst einmal für eine Stunde zum Lesen auf die Couch legen oder zum Spielen an den PC setzen würde. Stattdessen koche ich dann schnell Abendessen, verbringe die restliche Zeit, die er zuhause ist, mit ihm und fahre ihn dann zum Nachtdienst.
Natürlich bleibt mir nach meiner Rückkehr dann nicht mehr viel eigene Freizeit, bevor ich selbst ins Bett muss. Meistens habe ich dann nur noch eine knappe Stunde übrig und fühle mich durch die Dauerbeschäftigung über den Tag auch viel zu müde und schlapp, um in dieser Zeit noch irgendetwas sinnvolles zu tun. Allerdings würde ich mich andererseits wohl auch unwohl fühlen, wenn ich meinen Freund vernachlässigen und mich nur alleine beschäftigen würde. Da er ja auch nicht jede Woche Nachtdienst hat, ist es mir dann doch lieber, mich in diesen Zeiten eben etwas mehr um ihn zu kümmern.
Ich kann deine Schwägerin irgendwie schon verstehen, dass sie für alle da sein möchte und das ist ja auch toll. Aber ich kenne es von mir selber, dass ich mich immer auch mal zurückziehen muss und Zeit für mich selber brauche. Die bräuchte ich auch dann, wenn ich eine Familie hätte. Wenn ich mir diese Zeit nehmen kann, dann bin ich danach auch wieder ausgeglichener und darum habe ich dann auch kein schlechtes Gewissen.
Ein wenig kann ich Sie schon verstehen, man hat eben oft sehr hohe Ansprüche an sich selbst, vor allem Mütter. Ich kenne sehr viele Mütter die ein schlechtes Gewissen haben wenn Sie Zeit für sich fordern oder etwas nur für sich selbst tun. Was natürlich Quatsch ist, jeder braucht auch einmal Zeit für sich und sollte deshalb kein schlechtes Gewissen haben müssen. Das in die Realität umzusetzen ist für viele allerdings leichter gesagt als getan.
Aber du hast schon recht. Eine ausgeglichene und glückliche Mutter wirkt sich auch positiv auf ihr Umfeld aus. Am besten wäre es wenn der Mann deiner Schwägerin einfach mal mit den Kindern einen Ausflug oder ähnliches machen würde um ihr somit ein paar freie Stunden zu schenken. Das kann natürlich auch mal eine Freundin erledigen.
Ich kann es schon verstehen und nachvollziehen, dass die Frau ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie sich Zeit für sich selbst nimmt. Immerhin schwirrt ihr dann wahrscheinlich die ganze Zeit im Hinterkopf herum, dass sie diese Zeit ja auch aufwenden könnte, um etwas mit ihren Kindern oder ihrem Mann zu machen oder etwas im Haushalt zu tun. In einer Familie mit Kindern ist sicherlich immer etwas zu tun, so dass einem quasi nie langweilig wird. Dafür weiß man aber auch genau, dass man die Zeit quasi sinnvoller nutzen könnte, als nur herumzusitzen.
Ich finde es dennoch sehr wichtig, dass man sich als Mutter von zwei Kindern regelmäßig Zeit für sich selbst nimmt. Man kann doch nicht immer nur für andere da sein und die ganze Zeit nur arbeiten. Man muss sich selbst auch zurückziehen und sich ausruhen und gar nichts machen oder auch etwas tun, was einem Spaß macht, wie etwa ein Buch lesen oder eine Serie schauen oder auch einmal einen Shoppingtag einlegen. Auch wenn es schön ist, etwas mit der Familie zu machen, so ist es trotzdem wichtig, sich selbst dabei nicht zu vergessen.
Irgendwann geht doch einem auch die Kraft aus, wenn man sich nicht selbst ein wenig ausruht und sich Zeit für sich nimmt. Irgendwann ist man doch dann auch total ausgelaugt, so dass es doch besser ist, sich ab und zu etwas zurückzuziehen, um danach wieder richtig voller Energie zu sein. Außerdem ist es doch auch schade, wenn man komplett auf Hobbys verzichten muss, nur weil man sich dafür nicht die Zeit nehmen möchte.
Ich denke, dass die Familie da schon Verständnis haben wird, wenn man ihr erzählt, dass man eben eine Stunde allein sein möchte. Man muss ja nun nicht gleich den ganzen Tag für sich nutzen, ab und zu eine Stunde ganz allein zu sein, reicht da ja auch schon aus.
Ich denke, dass das daran liegt, dass jeder seine Prioritäten anders setzt. Es ist ja so, dass man die "Zeit für sich" braucht, um etwas zu machen, was einen erfüllt, einen glücklich macht oder dafür sorgt, dass man sich selbst entspannen kann. Diesen Zustand der Entspannung, damit man danach wieder leistungsbereit ist, erreicht jeder anders. Für den einen ist es eine Entspannung, wenn er ein Buch liest, der andere trinkt lieber einen Kaffee in der Stadt und wieder der nächste geht gerne entspannt einkaufen. Jeder hat sein Ritual, was ihn wieder runter bringt.
Ich kann deine Schwägerin durchaus verstehen. Wenn sie mit ihren Kindern und ihrem Mann ein sehr erfülltes und glückliches Leben führt und sie es gerne macht, dann kann ich mir vorstellen, dass es für sie Entspannung ist, wenn sie sich um ihre Familie kümmert und sie dort schon ihre "Zeit für sich" hat und nicht zusätzliche Zeit für Entspannung benötigt. Dennoch sollte sie auf sich achte, dass sie sich nicht kaputt macht.
Das habe ich mir gründlich abgewöhnt. So viele Menschen (vor allem Frauen) rödeln über Jahre hinweg hart am Burnout und Zusammenbruch entlang, weil es ja immer etwas gibt, was frau für andere tun kann/muss und was diese dann auch mehr oder weniger ungeniert als ihr Gewohnheitsrecht einfordern.
Bei jüngeren Kindern sehe ich es ja noch ein - Impulskontrolle und die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse auch mal hintanzustellen entwickeln sich erst im Lauf der Jahre. Wobei ich aber auch sagen muss, dass viele Kinder durchaus auch Väter im Haushalt haben, die vielleicht auch mal "einspringen" können, wenn Mama Zeit für sich braucht.
Aber neben den Kindern gibt es ja noch die Betreuung des Kindsvaters, dann die vielfältigen Aufgaben im Beruf, und vielleicht muss man sich auch allmählich um die greisen Eltern kümmern. Und manche Menschen haben dazu noch absurd hohe Ansprüche an sich und kennen es gar nicht, auch mal Fünfe grade sein zu lassen oder sich vor Augen zu führen, dass es ohne sie ja auch gehen müsste, wenn sie mit Beinbruch im Bett liegen oder Schlimmeres.
Ich habe den Eindruck, dass es auch recht leicht ist, sich ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen, einfach weil es für die Umwelt natürlich bequemer ist, den üblichen Service zu bekommen und weil einen der eigene Kontrollzwang im Griff hat, der besagt: Wenn ich jetzt meinen Mann zum Elternabend schicke und die Zeit für mich nehme, versteht der wieder die Hälfte nicht.
Ich kann verstehen, dass man als Mutter und Ehefrau oft das Bedürfnis hat, immer für seine Familie da zu sein und sich um sie zu kümmern. Doch ich denke, dass es wichtig ist, auch Zeit für sich selbst zu nehmen und sich zu erholen. Nur so kann man auch auf lange Sicht hin eine gute Mutter und Ehefrau sein, ohne sich selbst zu vernachlässigen. Ich glaube, dass es wichtig ist, das eigene Wohlbefinden nicht aus den Augen zu verlieren und sich bewusst Zeit für sich selbst einzuräumen.
Natürlich kann es schwer sein, diese Zeit auch wirklich zu nutzen, ohne sich schuldig zu fühlen oder das Gefühl zu haben, dass man anderen vernachlässigt. Aber manchmal muss man sich selbst an erste Stelle setzen, um später auch wieder für andere da sein zu können. Ich denke, dass es auch wichtig ist, das mit der Familie zu kommunizieren und ihnen zu erklären, dass man auch Zeit für sich selbst braucht. Vielleicht können sie dabei helfen, diese Zeit zu ermöglichen und auch selbst lernen, dass es okay ist, mal nicht die volle Aufmerksamkeit der Mutter oder Ehefrau zu haben.
Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, das eigene Wohlbefinden nicht zu vernachlässigen und sich bewusst Zeit für sich selbst einzuräumen. Ein schlechtes Gewissen dabei ist normal, aber es sollte nicht dazu führen, dass man sich selbst aufgibt und auf Dauer ausbrennt.
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