Schlechte Neuigkeiten nur öffentlich besprechen?

vom 15.01.2023, 18:35 Uhr

Eine Bekannte von mir hat letztens davon berichtet, dass deren Mutter stets die Angewohnheit hat, schlechte Neuigkeiten in der Öffentlichkeit preiszugeben. So kann es z.B. sein, dass auf einmal eine Bombe im Restaurant platzt, in einer Bahn oder auch auf öffentlichen Ämtern.

Ziel und Zweck der Mama sei es wohl, dass so schlechte Neuigkeiten nicht dazu führen würden, dass Betroffene ausrasten, schreien oder gar eine andere schlechte Angewohnheit zum Tragen bringen würden. Eben aus dem Grund, dass man sich ja in der Öffentlichkeit benehmen muss beziehungsweise gut darstellen möchte.

So wurde von der Mutter bereits die Scheidung vom Vater besprochen, der Rausschmiss des Sohnes und so andere Geschehnisse. Ein Zustand, den ich mir in aller Öffentlichkeit wohl kaum ausmalen möchte und in meiner Familie wäre es kaum denkbar, dies so zu machen, da auch dort öffentlich der Ausraster garantiert ist.

Trotz aller Kritik schwört die Mutter weiterhin darauf, schlechte Neuigkeiten immer nur öffentlich zu besprechen, um negative Situationen in heimlicher Stille vermeiden zu können. Mir persönlich wäre das wirklich zu doof, aber vielleicht habt Ihr für die Mama ja mehr Verständnis oder denkt Ihr auch, dass schlechte Neuigkeiten in der Öffentlichkeit zu diskutieren eher ein No-Go sind?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist ein absolutes No Go und dürfte sich schnell damit erledigt haben, dass man dann doch mal Theater macht und sich mehr aufregt, als es erwünscht ist. Dann schauen halt ein Mal die Leute komisch, aber man bekommt die schlechten Nachrichten dann gleich gesagt und nicht erst in der Öffentlichkeit.

Ich finde es einfach lächerlich, wenn Leute so etwas machen nur um einen eine Nachricht zu vermitteln. Mir persönlich würde das auch wenig ausmachen, wenn ich mich aufrege, dann auch öffentlich, wenn es sein muss. Da kennt mich letztendlich eh keiner und wenn ich mich aufrege, dann kann ich das auch nicht immer zurückhalten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne bzw. kannte so ein Verhalten nur von meiner pubertären Tochter, die solche Gelegenheiten tatsächlich auch nutzte, um mir zum Beispiel Fragen zu stellen, die ich zuhause generell mit "Nein" beantwortet hätte, bzw. mir Dinge mitzuteilen, bei denen ich tatsächlich auch geschimpft hätte. Ich habe dies allerdings relativ schnell unterbunden, indem ich einfach gar keine große Reaktion gezeigt habe und ihr klar gemacht habe, dass das Thema zuhause besprochen wird.

Von einer erwachsenen Frau empfinde ich dieses Verhalten als ziemlich unreif. Ich frage mich, ob es tatsächlich Sinn macht und ob man so auch wirklich immer optimal durchs Leben geht, wenn man allen Diskussionen und Unannehmlichkeiten versucht so aus dem Weg zu gehen. Für mich ist das tatsächlich ein klares No-Go. Gerade unter Erwachsenen sollte es doch möglich sein, auch schlechte Nachrichten in einer gesitteten ruhigen Art und Weise zuhause auszusprechen und auch anzuhören.

Ich als ihre Tochter würde mich darauf nicht mehr einlassen. Wenn ich in dem Moment tatsächlich wütend wäre, dann würde ich mich auch nicht scheuen ihr das in der Öffentlichkeit Kund zu tun oder sie einfach an Ort und Stelle kommentarlos stehen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in ihrem Sinne wäre. Ansonsten würde ich ihr vielleicht auch später noch sagen, dass wir diese Art von Thema gerne zukünftig in einem ruhigen Ton zuhause besprechen bzw. ausdiskutieren können, ich mich aber bei weiterer solcher öffentlichen Mitteilungen nicht anders verhalten werde.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Dann müsste die gute Frau wohl in Zukunft ohne mich in den Baumarkt oder aufs Landratsamt, wenn ich damit rechnen muss, dort von Tante Hildegards Krebsdiagnose oder der Privatinsolvenz zu erfahren. Wie viele Dramen kommen bei denen denn vor, dass sich in dieser Hinsicht schon Verhaltensmuster abzeichnen?

Geht es dabei wirklich um Katastrophen, bei denen unmittelbares Handeln gefragt ist, oder eigentlich eher um saftigen Klatsch und Tratsch? Es macht schon einen Unterschied, ob ich nach der "schlechten Neuigkeit" jemandem einen Platz im Pflegeheim suchen muss oder ob Cousin Eberhard nur zum zwanzigsten Mal sein Start-up an die Wand gefahren hat, was mir herzlich egal sein kann.

Meiner Erfahrung nach kann man andere Leute generell nicht "ändern", auch wenn man es sich noch so wünscht. Nur das eigene Verhalten ist anpassbar. Ich selber bin nicht der Typ für öffentliche Dramen, weswegen ich mich wahrscheinlich trocken erkundigen würde, wer denn jetzt verreckt, insolvent, schwanger oder alles zusammen sei, wenn Mutti mich unter einem vorgeschobenen Grund in die Öffentlichkeit zerren möchte. In neun von 10 Fällen kann ich an den schlechten Neuigkeiten sowieso nichts ändern und ob ich sie jetzt von Mutti im Gartencenter oder Cousine Annegret per Whats-App erfahre, ist auch schon egal.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann verstehen, dass die Mutter deiner Bekannten glaubt, durch die Verkündigung von schlechten Nachrichten in der Öffentlichkeit eine Eskalation verhindern zu können. Doch aus meiner Sicht ist das definitiv der falsche Ansatz.

Es ist natürlich wichtig, dass man in der Öffentlichkeit eine gewisse Höflichkeit und ein gewisses Maß an Kontrolle bewahrt, aber das bedeutet nicht, dass man schlechte Nachrichten in der Öffentlichkeit verkünden sollte. Denn das kann dazu führen, dass Betroffene in eine peinliche oder unangenehme Lage gebracht werden und sich womöglich gezwungen fühlen, ihre Emotionen zu unterdrücken.

Schlechte Nachrichten sollten in einem privaten Umfeld mit den betroffenen Personen besprochen werden, damit diese die Möglichkeit haben, ihre Gefühle zu äußern und Unterstützung zu erhalten. Es ist wichtig, dass man in solchen Situationen einfühlsam und verständnisvoll ist und sich Zeit für die Betroffenen nimmt.

Natürlich ist es nicht immer einfach, die richtigen Worte zu finden und mit schwierigen Situationen umzugehen, aber das ist keine Entschuldigung, um schlechte Nachrichten in der Öffentlichkeit zu verkünden. Es gibt andere Wege, um mit schwierigen Situationen umzugehen, zum Beispiel indem man sich Rat bei Freunden oder Experten holt oder indem man sich Zeit nimmt, um über die Situation nachzudenken.

Insgesamt denke ich, dass die Mutter deiner Bekannten hier einen falschen Ansatz verfolgt und dass es wichtig ist, dass man in schwierigen Situationen einfühlsam und verständnisvoll bleibt und schlechte Nachrichten in einem privaten Umfeld bespricht.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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