Legitime Gründe haben, andere schlecht zu behandeln?
Ich hatte einmal eine Arbeitskollegin, welche ein richtiges Biest war. Sie hatte grundsätzlich immer schlechte Laune, die sie gerne an ihren Mitarbeitern und auch an mir ausließ. Außerdem benahm sie sich, als wenn sie etwas Besseres wäre, als die anderen. Durch ihre Art brachte sie dabei den einen oder anderen tatsächlich auch zum Weinen.
Kürzlich unterhielt ich mich mit einer anderen Arbeitskollegin über die ehemalige Kollegin, die dann irgendwann gekündigt hatte. Meine Arbeitskollegin meinte dann zu mir, ich solle ihr ihr Verhalten nicht übel nehmen, da sie legitime Gründe gehabt hatte, sich entsprechend zu verhalten. Sie hätte eine schwere Trennung hinter sich, wobei ihre Mutter auch zeitgleich an Krebs erkrankt war, so dass es nur verständlich wäre, dass sie eben so schlecht drauf war.
Gibt es für euch tatsächlich legitime Gründe, andere Menschen schlecht zu behandeln und würde das Beispiel für euch dazu zählen? Darf man andere Menschen schlecht behandeln, nur weil es einem selbst schlecht geht?
Dass man nicht immer gute Laune haben kann ist klar, aber ich denke, dass es keinen Grund gibt einen Menschen auf Dauer schlecht zu behandeln, wenn dieser einen nichts getan hat und man eigentlich keinen Grund dazu hätte diesen so zu behandeln. Ich finde auch, dass es da keine legitimen Gründe dafür gibt jemanden mies zu behandeln. Zumindest sollte man sich immer entschuldigen und nicht auf Dauer so ein schlechtes Verhalten zeigen.
Ich finde es gibt keine Entschuldigung dafür, andere Menschen schlecht zu behandeln, egal welche Gründe man dafür vorschiebt. Schicksalsschläge können immer passieren, aber wenn wegen jedem Piep jeder den anderen wie Dreck behandeln würde, wären wir mitten im Bürgerkrieg.
Jeder Mensch reagiert anders und ihn nehmen auch andere Probleme mehr mit als andere. So bin ich eine Zeit lang extremst fertig gemacht worden und war psychisch richtig am Ende. Leider habe ich das unbewusst an meinem Partner ausgelassen, aber als ich das gemerkt habe, habe ich das unterbunden und mein Verhalten geändert. Schließlich kann man seine Aggressionen, sollte man welche haben, und seinen Frust auch anders abreagieren ohne deswegen seine Mitmenschen wie Dreck behandeln zu müssen.
Das erinnert mich so ein bisschen an meine Schwester. Die erzählte mal von einer Chefin, die immer richtig biestig und unausstehlich war und alle terrorisiert hat. Es stellte sich dann heraus, dass sie eine Fernbeziehung führte und immer, wenn ihr Partner da war, war sie das komplette Gegenteil. Meine Schwester hat es auf Dauer mit dieser Chefin nicht ausgehalten und hat schnellstmöglich das Weite gesucht. Ich finde es extrem kindisch und unreif, seine Laune an Menschen rauszulassen, die überhaupt nichts dafür können.
Natürlich "darf" man andere Leute nicht schlecht behandeln, aber wenn man die "biestigen" Mitmenschen fragt, haben sie doch meistens in ihren eigenen Augen gute Gründe, sich so zu benehmen, wie sie es tun. Will sagen, die allermeisten Menschen haben doch blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung und kaum jemand gesteht sich ein, seine Mitmenschen ganz gezielt mies zu behandeln, um sich selber besser zu fühlen, weil er oder sie nie gelernt hat, sinnvoll und produktiv mit Emotionen umzugehen. Was für den einen "Aggressionen" sind, war beispielsweise für meine mobbende Kollegin "Ich bin eben temperamentvoll! Ich meine das nicht so!"
Ich bilde mir zum Beispiel auch ein, meinen Mitmenschen gegenüber kein "schlechtes Verhalten" zu zeigen und generell ein umgänglicher Mensch zu sein. Ich will aber ehrlich gesagt gar nicht wissen, wie oft sich schon jemand nach einer Interaktion mit mir gedacht hat: Die alte Fregatte hält sich wohl für was Besseres! oder ähnlich unschmeichelhafte Urteile zu meinem Charakter.
Zum "Weinen" habe ich hoffentlich noch niemanden gebracht, wobei ich aber auch sagen muss, dass manche Leute schon extrem nah am Wasser gebaut haben. Nicht jedes "Weinen" von Erwachsenen lässt gleich Rückschlüsse auf emotionale Ausnahmezustände zu, manche plärren auch wegen Kleinigkeiten los. Das heißt natürlich nicht, dass ich es legitim finde, Mitmenschen "schlecht zu behandeln", aber dass es eben umgekehrt auch manchmal nötig ist, sich zu wehren und den Leuten verbal klar zu machen, dass ihr Verhalten nicht akzeptabel ist. Manche merken es nämlich tatsächlich nicht von selbst, was sie da anrichten und halten sich ihr Leben lang nur für "etwas direkt", "rational" oder wie schon erwähnt für "temperamentvoll".
Meiner Meinung nach gibt es keine legitime Gründe andere Menschen schlecht zu behandeln. Nur weil es mir schlecht geht, habe ich kein Recht auch andere Menschen schlecht zu behandeln. Man ist für sein Verhalten verantwortlich, auch wenn man eine schwere Vergangenheit hat.
Das heißt aber nicht, dass ich kein Verständnis für Menschen habe, die wegen ihren Erlebnissen schlecht gelaunt sind oder sich sogar destruktiv verhalten. Gerade solche Menschen brauchen Zuwendung und Hilfe, damit sie wieder aus ihrem Loch herauskommen und aufhören ihr eigenes Leid auf andere Menschen zu projektieren. Aber diese Hilfe sollte am besten von Personen kommen, die innerlich stark genug sind um hier zu helfen, ansonsten kann man hier selbst in eine Opferrolle geraten.
Ich bin manchmal auch schlecht gelaunt. Aber dann ziehe ich mich bewusst zurück und ordne meine Gedanken. Mir ist es sehr wichtig, dass ich niemanden verletzte wenn ich schlecht gelaunt bin. Ich denke dann daran, wie wertvoll jeder Mensch ist und es so schade wäre, wenn ich in meiner schlechten Laune nur ein einziges böses Wort sagen würde. Deshalb löse ich den Konflikt schnellstmöglich, damit ich bald wieder gut gelaunt bin und meinem Nächsten mit Freundlichkeit begegnen kann.
In der Tat gibt es in meinen Augen keinen legitimen Grund dafür, andere Menschen schlecht zu behandeln. Ich möchte nicht behaupten, dass dies in schwierigen Situationen so leicht ist, wenn man so einen möglichen Notstopfen für die eigene Wut & Verzweiflung findet, aber es ist ganz einfach nicht in Ordnung.
Das bedeutet eben nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass eine Krebserkrankung das Leben aus der Bahn wirft, auch wenn es nur eine Verwandte statt einen selbst trifft. Ich habe auch wirklich viel Verständnis dafür, dass man sich selbst unwohl fühlt, wenn man gerade frisch getrennt ist. Das sitzt sicherlich alles sehr tief und wenn vieles zusammenkommt, dann umso schlimmer.
All das ist allerdings keine Begründung dafür, anderen das Leben gefühlt zur Hölle zu machen und im Nachgang erwarten zu können, dass dies alles als Entschuldigung dienlich ist. So geht man mit seinen Mitmenschen einfach in keinster Weise um und man sollte seine Situation auch nicht als mögliche Begründung nutzen, dass man Menschen schlecht behandeln kann.
Wenn man nicht über seine Probleme reden mag, völlig in Ordnung. Wer schlechte Laune hat, kann es sagen und wenn es nicht leicht läuft, kann man das auch anmerken. Doch Menschen „scheiße“ zu behandeln, das gehört sich aus Gründen des Respekts ganz einfach nicht und am Ende weiß man doch auch nicht, ob die Person, die man schlecht behandelt, dann traurig ist, selbst gerade viele Probleme hat und mehr. Sowas tut man einfach nicht.
Wie gesagt, für mich ist das alles keine Begründung oder gar Entschuldigung. Wir tragen alle unsere Päckchen, mal mehr und mal weniger. Es gibt ganz einfach keine Begründung für respektloses Verhalten anderer gegenüber und das sollte man sich immer vor Augen halten.
Als erstes möchte ich sagen, dass ich es sehr schade finde, dass deine ehemalige Kollegin durch so schwierige Zeiten gehen musste. Eine Trennung und die Erkrankung eines nahen Angehörigen sind mit Sicherheit sehr belastende Situationen, die viel Energie und Unterstützung erfordern. Trotzdem denke ich nicht, dass man aufgrund solcher Umstände das Recht hat, andere Menschen schlecht zu behandeln.
Wir alle haben Phasen im Leben, in denen wir uns unwohl fühlen, gestresst oder ängstlich sind. Das kann auch dazu führen, dass wir uns manchmal im Ton vergreifen oder uns launisch verhalten. Aber es ist wichtig, die Verantwortung für unser eigenes Verhalten zu übernehmen und uns nicht darauf zu verlassen, dass andere es für uns entschuldigen oder tolerieren müssen. Es ist nicht fair, andere für unsere eigenen emotionalen Probleme zu belasten.
Natürlich kann es sein, dass Menschen in schwierigen Situationen mehr Verständnis benötigen und auch Unterstützung von anderen brauchen. Aber es gibt immer eine Grenze, wie weit man gehen kann. Es ist wichtig, dass man sich bewusst macht, dass man mit seinen eigenen Handlungen und Worten auch die Gefühle und das Wohlbefinden anderer beeinflusst. Gerade im Arbeitsumfeld ist es wichtig, dass man professionell bleibt und nicht das Privatleben mit dem Berufsleben vermengt.
Insgesamt denke ich, dass man trotz schwieriger Umstände und emotionaler Belastung immer versuchen sollte, seine Mitmenschen mit Respekt und Freundlichkeit zu behandeln. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch seine eigenen Probleme hat und dass es nicht fair ist, diese auf andere abzuladen.
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